• 06.10.2008 15:22

  • von Roman Wittemeier

Force-India-Piloten sehnen Punkte herbei

Force India will das möglicherweise wechselhafte Wetter in Fuji nutzen - Adrian Sutil mit besten Erinnerungen an die Strecke

(Motorsport-Total.com) - n Singapur stand Force India endlich einmal im Rampenlicht. Giancarlo Fisichella konnte sich mit einer Strategie-Variante in Szene setzen und fuhr phasenweise beim ersten Nachtrennen der Formel-1-Geschichte auf Rang drei. Entsprechend berichtete der Italiener rückblickend von guten Erfahrungen aus der asiatischen Handelsmetropole. Die Strecke sei gut, es gebe teils Stadion-Atmosphäre, die Beleuchtung sei perfekt. Kurzum: "Von mir aus könnten wir noch weitere Nachtrennen fahren". Fisichella holte trotz der starken Szenen jedoch erneut keinen Punkt.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil holte in Fuji 2007 den bisher einzigen Punkt seiner Formel-1-Karriere

"Ich freue mich jetzt auf Japan. Dort herrscht immer eine einzigartige Atmosphäre. Die Fans dort sind immer gut informiert und sehr leidenschaftlich, außerdem habe ich dort einen großen Fanclub", schilderte der Force-India-Pilot. "Die Strecke ist sehr interessant, denn sie hat viele enge Ecken und diese extrem lange Gerade. Sie ist total anders als Suzuka, wo es immer auf die fahrerische Leistung ankam. Aber auch Fuji ist eine Herausforderung, vor allem bei nassen Bedingungen."#w1#

Die Japanerinnen lieben "Fisico"

Der Italiener fährt auch aus einem anderen Grund gern nach Fuji. Die Statistik hilft: "Japan hat es immer gut mit mir gemeint. Bei elf Rennen bin ich neun Mal ins Ziel gekommen, stand zwei Mal auf dem Podium. Ich wurde im vergangenen Jahr in diesem schwierigen Rennen Fünfter." Damals war der erfahrene Pilot noch in Diensten von Renault. Eine Vorhersage für Wind, Wetter und Wertungen ließ er sich nicht entlocken. "Nach dem Rennen in Singapur ist klar, dass man gar nichts vorhersagen kann. Ich habe noch nie eine Saison mit solch vielen Schwankungen, überraschenden Verhältnissen und Ergebnissen erlebt."

Auch Adrian Sutil verbindet viele positive Gedanken mit Japan. Der Gräfelfinger war mehrere Jahre in hiesigen Rennserien unterwegs, lernte Land und Leute kennen. Im vergangenen Jahr brachte er in Fuji das Kunststück fertig, mit dem damals noch "Spyker" genannten Gefährt in die Punkte zu fahren. Nach dem enttäuschenden Ausfall in Singapur musste Sutil zunächst einmal Abstand gewinnen. Ich bin rübergeflogen nach Bali und habe dort trainiert. Bei der kurzen Zeit, die wir zwischen Singapur und Japan hatten, hätte es keinen Sinn gemacht, zurück nach Europa zu fliegen."


Fotos: Force India, Großer Preis von Singapur


Nach dem kurzen Zwischenstopp auf Bali ging es weiter nach Japan. "Ich bin schon oft in Fuji gefahren, vielleicht öfter als jeder andere in der Formel 1! Denn 2006 bin ich ein Jahr lang in der Japanischen Formel 3 gefahren. Damals sind wir so oft in Fuji gestartet, dass es für mich fast eine Heimstrecke ist! Die Strecke ist nicht einfach, es gibt ein paar Kurven, in denen man nicht zu viel pushen darf. Und dann gibt es auch noch die sehr lange Gerade. Man muss beim Setup also einen Kompromiss finden, um auf der Geraden keine Zeit zu verlieren und gleichzeitig noch genügend Abtrieb im zweiten und dritten Sektor zu haben."

"Ein weiterer Faktor ist das Wetter. Angesichts des vergangenen Jahres muss ich da aber niemandem etwas erzählen", sagte Sutil, der als einer der besten Regenpiloten des Formel-1-Feldes gilt. "Das Rennen damals war extrem schwierig. Die Sicht war schlecht, aber wir haben trotz aller widrigen Umstände richtige Entscheidungen getroffen und konnten toll mitkämpfen. Als ich die Linie überquerte, dachte ich eigentlich auf Platz neun zu sein. Das wäre natürlich extrem traurig gewesen. Aber dann sagte mir das Team, dass Tonio Liuzzi unter Gelb überholt hatte und eine Strafe bekommen müsste, ich also Achter sei."

Sind wirklich Punkte machbar?

Bei all diesen guten Erinnerungen an die Strecke und die Erlebnisse aus dem Vorjahr, so bleibt Sutil angesichts des diesjährigen Rennens jedoch realistisch. Eine Wiederholung sei so gut wie ausgeschlossen: "Natürlich hoffen wir auf so etwas, aber es ist schwieriger denn je. Wir hatten wirklich ein hartes Wochenende in Singapur. Sobald ein Konkurrent patzt, können wir zur Stelle sein. Aber man sollte nicht von anderen Teams abhängig sein, sondern muss sicherstellen, dass man selbst in Topform ist. Lasst uns mal abwarten."

Für Teamchef Colin Kolles zieht sich die aktuelle Saison wie ein Kaugummi. "Die Saison scheint ewig lang zu sein. 2007 waren wir zwei Wochen früher in Japan und das letzte Rennen war Mitte Oktober. Wir haben noch einiges vor uns. Wir werden weiter hart arbeiten. Alle wollen unbedingt noch einen Punkt und wir wären enttäuscht, wenn es nicht klappen würde. Wir müssen dafür das Maximum geben. Keiner bei uns gibt auf." Neben dem sportlichen Erfolg des vergangenen Jahres hob Kolles den Deal mit Michiel Mol und Vijay Mallya hervor: "Das hat die Zukunft des Teams langfristig gesichert."

Man habe seither in vielen Bereichen kommerziell wie sportlich deutliche Fortschritte gemacht, sagte der Teamchef weiter: "Man darf den Faktor Sicherheit nicht unterschätzen. Alle Beteiligten wissen, dass wir nun langfristig planen können und nicht nur in Schritten von sechs Monaten oder einem Jahr. Das hat uns wirklich bei den Fortschritten geholfen. Wir können nun versuchen, langfristige Partnerschaften zu schließen und Pläne zu schmieden, die sich auszahlen werden."