• 20.04.2009 21:29

  • von Roman Wittemeier

Force India: Die nächste Chance wird genutzt

Bei Force India will man die Enttäuschung aus dem Grand Prix in China schnell abhaken - Adrian Sutil: "Ein neues Rennen, eine neue Chance"

(Motorsport-Total.com) - Bislang war wohl niemandem bewusst, dass man auch nur ansatzweise Parallelen zwischen Schanghai und Monaco finden könnte, doch nun sind sie offensichtlich. Adrian Sutil erlebte nach dem Husarenritt im Fürstentum 2008 nun auch im ehemaligen Kaiserreich ein Traumrennen ohne Happyend. "Sechs Runden vor Schluss dachte ich, das ich den Rest nun auch noch schaffe, aber dann passierte es eben", sagte der Gräfelfinger über seinen Crash. "Ich konnte nichts machen, hatte keine Kontrolle mehr."

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil vor Felipe Massa

Adrian Sutil möchte sich auch in Bahrain vor einem Ferrari halten können

"Ich muss das abhaken", so Sutil im offiziellen Team-Podcast weiter. "Zum Glück gibt es immer ein nächstes Rennen und also auch eine neue Chance." Das Problem: In Bahrain werden am kommenden Wochenende wohl kaum Sutil-Verhältnisse herrschen. "Da wird es wohl sehr sicher trocken sein. Wir werden ein paar neue Teile am Auto haben, sodass wir im Qualifying besser abschneiden könnten."#w1#

"Wir sind zurzeit ganz hinten. Wir müssen unsere Chancen einfach nutzen. In China wäre es uns fast gelungen. Jetzt müssen wir weiterarbeiten. Die Entwicklungen für das Auto gehen voran, wir werden bei den kommenden Rennen immer einen Schritt machen können. Hoffentlich reicht es, um wirklich nach vorne kommen zu können", erklärte Sutil vor dem vierten Saisonrennen.

Mallya hat schon andere Rückschläge erlebt

Giancarlo Fisichella

Giancarlo Fisichella hatte in den vergangenen Wochen kein Glück Zoom

Teamkollege Giancarlo Fisichella blickte nur unzufrieden auf das Rennen in Schanghai zurück. "Meine Erfahrung hat mir da im Regen auch nicht geholfen. Es haben sich ja fast alle gedreht. Die Reifen waren nicht besonders gut, denn ich hatte schnell Graining", klagte der Italiener. Viele Techniker waren sich bei Force India schnelle einig: Das Graining konnte nur entstehen, weil der VJM02 zu wenig Abtrieb generiert und deswegen noch mehr rutscht als andere Autos.

"Adrian ist sehr gut nach vorn gekommen. Unsere Strategie hat sich ausgezahlt", bilanzierte Teamchef Vijay Mallya. "Wir hatten uns auf Punkte gefreut. Als Lewis dann hinter ihm lag, dachte ich, dass er ruhig vorbeifahren könnte. Wir wären auch mit einem achten Rang zufrrieden gewesen. Aber ich hatte es nicht in der Hand. Ich habe mich sofort an Monaco 2008 erinnert. Aber so ist eben die Formel 1."

Die Gelassenheit zieht Mallya aus vielen Jahren im Geschäft. "Ich habe schon als Sponsor von Benetton 1995 miterlebt, dass Michael Schumacher mal in der letzten Runde in Führung liegend ausrollte", erinnerte sich der indische Milliardär. "Wir haben ein von der Basis gutes Auto. Da steckt Potenzial drin und wir entwickeln weiter. Wir müssen am Abtrieb arbeiten. Aber wir haben schon ein paar Dinge im Köcher. Ich hoffe, dass wir noch im Laufe dieses Jahres in die Punkte kommen können."

Viel Lob und Anerkennung für Red Bull

"Das Safety-Car hat vor allem Adrian sehr geholfen, weil es zum perfekten Zeitpunkt kam", beschrieb Teammanager Andy Stevenson. "Mit Glück hat so etwas nicht unbedingt zu tun. Man muss die Augen aufhalten und dann auch mal etwas riskieren. Wir haben es nur ganz knapp verpasst, es fehlten ja nur fünf Runden. Das Auto ist gut. Die Fahrer kämpfen nicht mit dem Wagen. Wir brauchen nur insgesamt mehr Grip."

¿pbvin|512|1466||0pb¿Marketingchef Ian Philips beschäftigte sich kaum mit der eigenen Leistung, sondern jubelte über den Doppelsieg von Red Bull: "Sie haben nur 74 Rennen dafür gebraucht. Das ist nicht schlecht. Als wir damals mit Jordan den ersten Sieg holten, der in Spa-Francorchamps damals auch ein Doppelerfolg war, da waren wir schon nahe an 150 Grands Prix. Sie haben es toll hinbekommen. Das Auto ist super, weil es ein typisches Adrian-Newey-Auto ist. Er hat es innerhalb der von allen akzeptierten Regeln gebaut - fantastisch. Das ist ein Triumph der Regeln. Red Bull fuhr in China in einer eigenen Liga."

Er zog dennoch Vergleiche zu Force India, um die Motivation der gesamten Mannschaft darzustellen: "Red Bull ist auch ein verhältnismäßig kleines Team. Ich sehe sie eigentlich als Vorbild für Formel-1-Teams der Zukunft. Klein, fein und schmale Strukturen, einfach super. Das ist einfach eine unglaubliche Leistung des Teams."

Vettel ganz oben, Ferrari ganz unten

"Vettel ist der neue Schumacher. Ihm gehört die Zukunft in der Formel 1." Ian Philips

Die Faszination hörte allerdings nicht bei der Teamleistung auf, sondern auch Rennsieger Sebastian Vettel bekam sein Lob. "Einige Leute sagen vielleicht, dass er nur im Regen gewinnen könne. Das ist totaler Blödsinn", so der erfahrene Marketingmann. "Er hat zwar beide seiner Siege im Regen geholt, aber er liefert doch immer unglaubliche Leistungen ab - jedes Mal, wenn er ins Auto steigt. Der ist im Qualifying in China nur einen Run gefahren. Solch ein Selbstbewusstsein musst du als junger Mann erst einmal haben."

"Webber fährt vielleicht das beste Rennen seiner Karriere und Vettel liefert dann so etwas ab. Das finde ich unfassbar", freute sich Philips. "In diesem Rennen überhaupt fehlerfrei druchzukommen, ist fantastisch. Vettel war nie auch nur ansatzweise in Nöten. Ich bin sicher, er ist der neue Schumacher. Ihm gehört die Zukunft in der Formel 1. Und das ist gut für unseren Sport, denn er ist jung und bringt eine neue Generation nach vorne. So ähnlich wie mit Lewis Hamilton vor drei Jahren. So muss sich das Geschäft entwickeln."

Mit Blick auf den ehemaligen Motorenpartner fügte Philips hinzu: "Ferrari erlebt derzeit ein Desaster. Massa rutscht schon hinter dem Safety-Car aus. Da war schon klar, dass es wieder nichts wird. Aber ich bin sicher, dass sie sich fangen werden. Die ganze Geschichte ist aber vielleicht nicht schlecht für die Formel 1. Wir sind das Diffusorthema erst einmal los. Jetzt können wir endlich die tollen Rennen genießen. Es sind immer noch wirtschaftliche schwierige Zeiten, aber wir haben abseits der Diskussionen gute Werbung für unseren Sport gesehen. Die ersten drei Rennen waren eine richtig gute Show."