• 11.09.2003 13:37

  • von Marcus Kollmann

"Fisico": Eine Saison wie diese ist einfach frustrierend

Der Italiener, sein Manager und Giancarlo Minardi äußern sich zur Situation der italienischen Piloten in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Auch dieses Wochenende wird Ferrari wieder ganz im Mittelpunkt des Interesse in Monza stehen.

Titel-Bild zur News: Giancarlo Fisichella (Jordan-Ford)

Fisichella hofft, dass er noch bei einem Top-Team seine Chance bekommen wird

Die Aufmerksamkeit und Begeisterung der Italiener gilt in erster Linie eben dem Team aus Maranello. Italienische Fahrer wie Giancarlo Fisichella und Jarno Trulli spielen dahinter nur die zweite Geige, auch wenn sie bei ihrem Heimspiel von ihren Fanclubs kräftig unterstützt werden.

Während Trulli im konkurrenzfähigen Renault-Boliden dieses Wochenende aber weitere Punkte und möglicherweise ein Platz auf dem Podium so gut wie sicher sind, kann Fisichella nur darauf hoffen, dass der Jordan halbwegs schnell und zuverlässig sein wird.

"Ich habe nur gewonnen, weil es geregnet hat"

Mit seinem Schicksal im von Saisonbeginn an nachlassenden Team hat sich "Fisico" inzwischen, wenn auch nur ungern, abgefunden. "Es war fantastisch, zum besten Fahrer gewählt worden zu sein", erinnert sich der Römer noch gerne an die Anerkennung seiner Arbeit im Cockpit durch seine Fahrerkollegen und Konkurrenten im letzten Jahr. "Es ist jedoch frustrierend nur irgendein Fahrer zu sein und eine Saison wie diese zu haben", lässt der 30-Jährige seiner Enttäuschung freien Lauf.

Mit einer Ausnahme ist die Saison 2003 für den 120-fachen Grand Prix-Teilnehmer aus sportlicher Sicht ein großer Reinfall gewesen. "Seit dem Brasilien-Grand Prix habe ich keinen einzigen Punkt mehr geholt", verdeutlicht Fisichella, "und ich denke, dass ich nur gewonnen habe weil es geregnet hat", sieht er seinen erst nach Protest gegen das ursprüngliche Rennergebnis errungenen Sieg heute auch in einem anderen Licht. Überwältigende Freude über den ersten Sieg klingt anders.

Das Kapitel Jordan ist für Fisichella, der noch immer auf seinen großen Durchbruch in der Königsklasse wartet, nach diesem Jahr beendet. Der ursprünglich auf drei Jahre abgeschlossene Vertrag enthielt Ausstiegsklauseln, weshalb der Italiener problemlos bei Sauber für die kommenden zwei Jahre unterschreiben konnte.

Minardi: Giancarlo gehört zu den vier oder fünf besten Fahrern

Geht es nach den Plänen des 1996 mit Minardi in der Formel 1 debütierenden Piloten, dann soll Sauber nur eine Zwischenstation zum Top-Team Ferrari sein, denn "Fisico" ist davon überzeugt fahrerisch und persönlich über alles zu verfügen was notwendig ist, um für das Lieblingsteam der Italiener zu starten.

Giancarlo Minardi, der Fisichella damals in die Formel 1 brachte, hofft, dass der talentierte Pilot in Maranello noch seine Chance erhalten wird. "Fisichella", so Minardi, "ist leider von einem Team zum nächsten gezogen und für jemanden der so viel Potenzial besitzt Rennen zu gewinnen, muss Giancarlo noch das richtige Team für ihn selbst finden. Er gehört zu den vier oder fünf besten Fahrern die wir in der Formel 1 haben."

"Fisico"-Manager: Die Engländer sind im Motorsport patriotischer als die Italiener

Wie schwierig es aber ist die Tür bei Ferrari zumindest einen Spalt breit zu öffnen, wenn man sie nicht schon ganz öffnen kann, diese Erfahrung machte Fisichellas Manager Enrico Zanarini. Weil es leichter ist einen englischen Piloten an ein Team zu vermitteln, will der Italiener, der vorher Eddie Irvine betreute, nun wieder einen englischen Fahrer managen.

"Englische Teams halten nach englischen Fahrern Ausschau, doch die italienischen Teams schauen nicht nach italienischen Piloten. Die Engländer sind im Motorsport einfach patriotischer als die Italiener", erklärt Zanarini, dem es aber zumindest gelungen ist Fisichella zum gute Kontakte zu Ferrari besitzenden Sauber-Rennstall zu lotsen.

Trulli ist Fisichellas Leidensgenosse

Was es bedeutet im Schatten von Ferrari zu stehen, und zu wissen dass die Chancen aus Maranello ein Angebot zu erhalten sehr gering sind, weiß auch Jarno Trulli genau. Der zweite Italiener in der Formel 1 ist quasi ein Leidensgenosse von Fisichella.

"Unser Leben ist etwas schwieriger, denn Ferrari zieht nicht viele italienische Fahrer in Betracht. Wir sind die einzige Nation die ein Team wie Ferrari haben und in der das Team selbst viel wichtiger als jeder Fahrer oder jedes andere Team ist. Ich bin aber stolz darauf Italiener zu sein, und auch stolz, dass Ferrari ein italienisches Team ist."

Während sich im Fall von Giancarlo Fisichella noch zeigen muss, ob der Wechsel zu Sauber ihn dem erhofften Ferrari-Cockpit näher bringt, ist Giancarlo Minardi zumindest davon überzeugt, dass sich der ebenfalls mit seinem Team in die Formel 1 eingestiegene Trulli in einer guten Ausgangslage befindet: "Ich hoffe, dass Trulli bei Renault gut aufgehoben ist und ihnen ein weiterer Schritt nach vorn gelingt. Vielleicht wäre das für Jarno gut..."