• 17.03.2005 13:33

Fisichella: "Sind für dieses Wochenende zuversichtlich"

Der Renault-Pilot im PK-Interview über sein neues Selbstbewusstsein nach dem Sieg in Australien und weitere interessante Themen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Giancarlo, glaubst du, dass deine Performance in Melbourne ein Indikator für die gesamte Saison ist?"
Giancarlo Fisichella: "Das Wochenende wurde natürlich stark vom Regen im ersten Qualifying beeinflusst. Dadurch hatte ich einen großen Vorsprung, den ich im zweiten Qualifying am Sonntagmorgen locker verteidigen konnte, und damit hatte ich schon einmal die Pole. Leute wie Michael, mein Teamkollege, Rubens und die McLarens musste von weit hinten starten und es war ein schwieriges Rennen für sie, aber gegen Mitte des Rennens hat sich gezeigt, wie konkurrenzfähig die einzelnen Teams sind, und ich habe diesbezüglich ein sehr gutes Gefühl. Wir sind gut in Form. Wir haben gewonnen, weil wir schnell sind. Wir wollen konkurrenzfähig sind und sind auch für dieses Wochenende zuversichtlich."#w1#

Titel-Bild zur News: Giancarlo Fisichella

Strotz vor Zuversicht: Fisichella zählt jetzt auch zu den Favoriten auf den Titel

Frage: "Du hast mit sechs Sekunden Vorsprung vor einem Fahrer gewonnen, der sich von Platz elf nach vorne kämpfen musste. Wie groß waren deine Reserven noch?"
Fisichella: "Ziemlich groß, um ehrlich zu sein. Ich war während des Rennens sehr ruhig. Das einzige Problem war, durch die erste Kurve zu kommen und danach noch zu führen. Als das einmal geschafft war, war ich ganz ruhig und von mir überzeugt. Die Balance war wirklich gut. Zum Schluss hat Rubens ein wenig aufgeholt, weil ich hinter Jacques vier oder fünf Sekunden liegen ließ, und meine Ingenieure teilten mir mit, dass ich doch ein bisschen schneller machen soll. Daraufhin fuhr ich eine 25.9er-Runde, was eine sehr gute Zeit ist, aber ich musste dafür nicht ans Limit gehen. Sechs Sekunden Vorsprung auf Rubens sind okay. Das Wichtigste ist, dass ich gewonnen habe. Ich bin sehr selbstbewusst und glücklich."

Frage: "Du bist nach Australien zurück nach Europa geflogen. Könnte sich das als Nachteil herausstellen?"
Fisichella: "Nein. Eigentlich hätte ich auf die Meldiven fliegen sollen, aber leider gab es zuhause ein Problem mit meinem Sohn. Er zog sich eine Infektion zu. Jetzt ist er okay, aus dem Krankenhaus raus, aber deswegen bin ich nach Europa geflogen."

Nach Zwischenstopp in Europa am Dienstag angekommen

Frage: "Du bist am Dienstag hier angekommen, nicht wahr?"
Fisichella: "Ja, das stimmt. Ich bin um 7:00 Uhr angekommen und habe mit meinen Trainern gleich ein bisschen zu trainieren begonnen. Ich bin happy, fühle mich gut. Es wird sehr heiß und es wird körperlich und mental ein sehr schwieriges Rennen, aber ich bin in einem guten Zustand."

Frage: "Was ist die größte Herausforderung dieser Strecke, speziell hinsichtlich der Reifensituation?"
Fisichella: "Es ist körperlich und mental sehr schwierig. Für die Reifen sind es auch ganz andere Verhältnisse, denn es wird bestimmt heiß und der Asphalt ist wesentlich grobkörniger als in Australien. Im Rennen ist es also wichtig, eine gute Pace zu gehen, aber man muss auch auf die Reifen achten. Die letzten zehn Runden werden sicher interessant. Es ist ganz wichtig, die Konzentration nicht zu verlieren, dann ist jederzeit ein gutes Resultat möglich."

Fisichella fuhr in Sorge um seinen Sohn zum Sieg

Frage: "Hättest du wegen deines Sohnes das Rennen in Australien auch versäumen können?"
Fisichella: "Ja, ich habe davon kurz vor dem zweiten Qualifying erfahren. Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht, aber dann habe ich meine Frau angerufen. Sie hat gesagt, 'Mach dir keine Sorgen, er ist im Krankenhaus, aber das Schlimmste ist schon überstanden und sie möchten ihn noch zur Beobachtung hier behalten'. Das hat mich klarerweise mitgenommen, aber als die Lichter der Ampel ausgegangen sind, war ich nur noch auf das Rennen fixiert."

Frage: "Vor der Saison haben alle über das Stallduell zwischen Räikkönen und Montoya geredet, dabei geht es zwischen dir und Alonso genauso heiß her. Wie siehst du das nach dem ersten Rennen?"
Fisichella: "Das wird hart, bestimmt. Es ist angenehm, mit Fernando zu arbeiten. Er ist ein sehr netter Kerl und wir verstehen uns sehr, sehr gut. Wir arbeiten gut zusammen, was für das Team wichtig ist, und ich halte ihn für einen der besten Fahrer der Formel 1. Er ist in den Rennen schnell und konstant, daher bin ich schon gespannt darauf, wie es am Jahresende aussehen wird. Es wird aber in jedem Fall ein harter Kampf."

"Vielleicht wollte Michael mit seinem Manöver Heidfeld irritieren"

Frage: "Nach der Kollision zwischen Michael Schumacher und Nick Heidfeld hieß es in manchen Medien, dass nun auch Schumacher seitens seiner Rivalen ein frischerer Wind ins Gesicht blasen könnte. Wie stehst du dazu?"
Fisichella: "Vielleicht wollte Michael mit seinem Manöver Heidfeld irritieren. Vielleicht hat Nick zu spät gebremst, dann ist er in die Wiese gekommen und dann konnte er nicht mehr bremsen. Unterm Strich hat die Rennleitung keine Strafen ausgesprochen, also war wohl alles okay."

Frage: "Viele Experten sagen, dass du der ideale Fahrer für das neue Reglement bist, weil du mit den Reifen schonend umgehst und so weiter. Siehst du dich selbst in der Rolle des WM-Favoriten und war Melbourne eine Bestätigung dafür?"
Fisichella: "Es war nur das erste Rennen, nur der Beginn einer langen Saison. Okay, ich habe den Auftakt gewonnen, aber es sind noch 18 Rennen zu fahren. Ich bin zuversichtlich, weiß, dass ich schnell sein kann, und es fühlt sich großartig an, um Siege zu kämpfen. Ich bin körperlich und mental in einer sehr guten Verfassung. Wenn es uns gelingt, unser Paket laufend weiterzuentwickeln, dann können wir auch die Weltmeisterschaft gewinnen. Warum nicht?"