Fisichella: "Möchte längerfristig für Renault fahren"

(Motorsport-Total.com) - Giancarlo Fisichella ist der Pechvogel der Saison: Jahrelang galt der Italiener als der am meisten unterschätzte Fahrer der Formel 1, doch als ihn alle schon abgeschrieben hatten, bekam er bei Renault überraschend doch noch die erste und gleichzeitig allerletzte Chance, in ein siegfähiges Team zu wechseln. Nach neun von insgesamt 19 Rennen im Jahr 2005 liegt "Fisico", wie er von seinen Fans liebevoll genannt wird, allerdings nur an neunter Stelle in der Fahrer-WM - seit den zehn Punkten vom Saisonauftakt sammelte er in acht Grands Prix nur noch sieben weitere.

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Giancarlo Fisichella gilt als sehr talentiert - und als ewiger Pechvogel der Formel 1...

Am Freitagabend sprach der 32-jährige Renault-Pilot mit 'F1Total.com' über den bisherigen Saisonverlauf, seine Hoffnungen, seinen Frust - doch kurz angebundenes PR-Gewäsch und zwanghaft wirkende Durchhalteparolen beweisen, wie es in ihm trotz gegenteiliger Behauptungen wirklich aussieht. Wie sehr Fisichella mit dem Schicksal hadert, beweist auch die Art und Weise, auf die er das Interview beendete: "Sorry, Christian - ich muss gehen!" Und weg war er...#w1#

US-Farce: Kein Kommentar zum Urteil der FIA

Frage: "Giancarlo, was hältst du vom FIA-Urteil, das die sieben Michelin-Teams in zwei Anklagepunkten für schuldig befindet?"
Giancarlo Fisichella: "Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Die FIA hat eine Entscheidung für nach den 14. September angekündigt. Mehr weiß ich auch nicht."

Frage: "Du warst in Kanada bis zu deinem Ausfall sehr, sehr schnell. Glaubst du, dass das ein Wendepunkt hätte sein können?"
Fisichella: "Ich hatte dieses Jahr schon so viele Probleme - technische Probleme, mechanische Probleme. Es war wirklich frustrierend, abgesehen natürlich vom ersten Rennen, das ich gewonnen habe. Danach hatte ich so viele Schwierigkeiten, was mich traurig macht, aber ich schaue voraus, denn ich habe ein gutes Auto und ein gutes Team und ich werde sicher noch zu Chancen kommen, Rennen zu gewinnen."

Frage: "Aber die Performance in Kanada und auch jetzt in Magny-Cours muss doch ermutigend sein, nicht wahr?"
Fisichella: "Ja, das ist sehr ermutigend. Wir arbeiten in der Fabrik sehr hart und haben auch für dieses Rennen einige neue Komponenten am Auto. Es ist wirklich wichtig, die Weiterentwicklung voranzutreiben. Der Beginn hier in Frankreich lässt sich ja auch schon mal nicht schlecht an. Von daher freue ich mich auf das Rennen."

Fisichella hatte in Montréal mehr Benzin an Bord als Alonso

Frage: "Dein Teamkollege funkte in Kanada den Kommandostand an und wollte an dir vorbei, aber das Team blockte ab. Offensichtlich steht es nach wie vor hinter dir. Ist das ein Strohhalm, an den du dich noch klammern kannst?"
Fisichella: "Ich fuhr einfach mein Rennen. Ich hatte in Montréal viel mehr Benzin an Bord als Fernando (Alonso; Anm. d. Red.), daher war er schneller. Das hatte rein mit der Benzinladung zu tun. Dann hatte ich das Problem. Damit war das Rennen gelaufen."

Frage: "Ist deine Integration ins Team vielleicht auch ein Problem? Juan-Pablo Montoya hat als Neuzugang bei McLaren-Mercedes ja ähnliche Schwierigkeiten..."
Fisichella: "Ich fühle mich sehr wohl im Team, sie machen einen fantastischen Job. Sie treiben auch uns Fahrer ständig an. Wir bekommen dasselbe Material, dieselbe Unterstützung von all den Mechanikern. Von daher gibt es keine Schwierigkeiten. Ich bin sehr froh, für dieses Team fahren zu können."

Fisichella: Briatore "glücklich mit meinen Leistungen"

Frage: "Flavio Briatore meinte vor Saisonbeginn, dass dieses Jahr deine letzte Chance sein würde, dich zu beweisen. Was sagt er dir jetzt, wenn ihr euch hinter verschlossenen Türen miteinander unterhaltet?"
Fisichella: "Er ist glücklich mit meinen Leistungen. Wenn ich nicht all die Probleme gehabt hätte, könnte ich auch soweit vorne stehen wie Fernando. Flavio ist zufrieden."

Frage: "Du hast in der Weltmeisterschaft schon 42 Punkte Rückstand. Gehst du jetzt nur noch auf Einzelsiege los?"
Fisichella: "Ich gebe nie auf. Ich versuche weiterhin, den Abstand zu Fernando zu reduzieren. Ich bin immer noch fest davon überzeugt, dass ich mich noch einmal aus diesem Tief hocharbeiten kann. Man weiß nie. Das Pech, das mir in den bisherigen Rennen widerfahren ist, könnte auch einmal bei anderen Fahrern auftreten."

Frage: "Bist du im Gedanken insgeheim schon in der nächsten Saison?"
Fisichella: "Jetzt zählt erst einmal dieses Rennen und diese Saison. Was nächstes Jahr passiert, werden wir ja sehen."

Frage: "Wirst du nächstes Jahr noch einmal für Renault auf Titeljagd gehen?"
Fisichella: "Ich denke schon. Hoffentlich! Warum nicht?"

Auch nächstes Jahr wird Fisichella für Renault fahren

Frage: "Ich wollte darauf hinaus, ob du einen Zweijahresvertrag hast..."
Fisichella: "Ja."

Frage: "Du hast vorhin schon euer neues Paket für dieses Rennen angesprochen. Wie funktioniert es bisher?"
Fisichella: "Recht gut, ich bin zufrieden damit. Unsere Rundenzeiten waren wirklich schnell, aber vor allem haben wir den Speed auf den Long-Runs. Das ist ein gutes Omen für das Rennen."

Frage: "Wo steht ihr derzeit im Vergleich zu McLaren-Mercedes?"
Fisichella: "Wir sind dabei. Wir werden ihnen einen heißen Tanz liefern. Das passt schon, da bin ich mir sicher."

Frage: "Kann man einen Bereich herausstreichen, in dem ihr euch noch am ehesten verbessern müsst?"
Fisichella: "Wir bekommen praktisch bei jedem Rennen ein paar PS mehr und auch verbesserte aerodynamische Komponenten. Unser Gesamtpaket ist einfach wirklich gut."

Frage: "Mich überrascht, wie schnell ihr in Sachen Höchstgeschwindigkeit seid. Kannst du den Renault-Motor mit dem Ferrari-Motor vergleichen, den du vergangenes Jahr gefahren bist?"
Fisichella: "Was Renault angeht, kommt die Verbesserung seit letztem Jahr sicher daher, dass der Motor leistungsfähiger ist. Auch der Luftwiderstand des Autos ist wesentlich geringer geworden. Den Motor von diesem Jahr mit dem Motor aus dem Vorjahr zu vergleichen, noch dazu von unterschiedlichen Teams, das ist schwierig. Renault hat aber auf jeden Fall einen fantastischen Job gemacht, was die Leistung angeht."

Traum vom Ferrari-Cockpit bis Ende 2006 kein Thema

Frage: "Es gibt Gerüchte, wonach Rubens Barrichello von Ferrari weggehen könnte. 2007 wird dort in jedem Fall ein Cockpit frei. Ist Ferrari noch immer ein Thema für dich, ein Traum?"
Fisichella: "Es wäre dann eine Option für mich, wenn ich keine Chance hätte, bei Renault zu bleiben. Bis 2006 haben sie ja ihre beiden Fahrer unter Vertrag, und ich bin genauso lange bei Renault unter Vertrag. Daher konzentriere ich mich erst einmal auf meine beiden Jahre in diesem Team. Ich würde gerne auch längerfristig für Renault fahren. Man wird sehen. Aber natürlich ist Ferrari ein großartiges Team, ein italienisches Team, aber ich konzentriere mich im Moment nur auf die laufende Saison."

Frage: "Du hast deinen Manager also noch nicht nach Maranello geschickt..."
Fisichella: "Nein, noch nicht."

Frage: "Eine letzte Frage noch: Wer wird dieses Jahr Weltmeister?"
Fisichella: "Ich hoffe, dass Renault die Konstrukteurs-WM gewinnen wird. Bei den Fahrern wird sich Fernando am Ende durchsetzen, denke ich, denn er hat schon viele Punkte auf seinem Konto und macht einen tadellosen Job. Er wird dieses Jahr Weltmeister."