• 07.07.2007 23:09

  • von Fabian Hust

FIA nimmt Spionage-Fall "sehr Ernst"

Auch wenn kaum einer glaubt, dass McLaren-Mercedes bei Ferrari Spionage betrieben hat, untersucht der Automobilweltverband den Vorfall ganz genau

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Spionage-Fall um von Ferrari-Ingenieur Nigel Stepney offenbar an McLaren-Mercedes-Chefdesigner Mike Coughlan weitergeleitete geheime Informationen über den Ferrari F2007 befasst sich nun auch der Automobilweltverband FIA: "Unser Job ist es, sicher zu stellen, dass es zwischen den Teams eine sportliche Gerechtigkeit gibt, und dass alles fair und sauber läuft", wird FIA-Präsident Max Mosley von 'autosport.com' zitiert.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Mosley wird den Spionage-Fall zusammen mit McLaren und Ferrari aufklären

Die FIA hat unter der Leitung von Charlie Whiting, dem Technischen Delegierten des Verbandes, eine Untersuchung eingeleitet. Dabei geht es der FIA nur um den sportlichen Aspekt und um die Frage, ob McLaren-Mercedes in den Vorfall verwickelt war und gegen den Internationalen Sporting Code verstoßen hat. Falls ja - wovon die meisten Experten nicht ausgehen - würde es wohl eine Bestrafung geben.#w1#

Gegen Stepney und Coughlan als ehemalige Angestellte der Teams selbst ermittelt die FIA nicht, das ist Sache der Staatsanwaltschaft. Die FIA - welche natürlich keine staatliche Instanz ist und nur die sportlichen Interessen des Motorsports vertritt - überlässt diese Ermittlungen also der Polizei in Italien, die bereits eingeschaltet wurde: "Uns geht es nur darum, dass der Sport fair betrieben wird."

Nach Mosleys Aussage wird derzeit noch untersucht, welche Informationen Stepney veruntreut hat: "Wenn man genau weiß, welche Prozedur das Auto am Start genau durchmacht, wäre das genauso nützlich zu wissen wie die Prozeduren, die die Leute verwenden, um Benzin zu sparen. Da gibt es endlos viele Informationen und Dinge." Die FIA arbeitet eng mit Ferrari und McLaren-Mercedes zusammen, die alle angeforderten Informationen zur Verfügung stellen.

Zudem ist die Frage zu klären, ob diese Informationen überhaupt bei McLaren-Mercedes eingeflossen sind. Es wäre "ohne Zweifel in jeder Hinsicht hilfreich" zu wissen, was ein Konkurrent macht, es sei "nicht fair", wenn einem Team Informationen über einen anderen Rennstall vorliegen: "Aber wir wissen noch nicht, welche Informationen das waren und bis zu welchem Grad sie übermittelt wurden. Wir befinden uns im Prozess, uns das anzuschauen."

Mosley bestätigt Aussagen eines FIA-Sprechers, wonach auch die Fahrer zum Beispiel durch Aberkennung von WM-Punkten bestraft werden könnten: "Es ist nur in absolut außergewöhnlichen Umständen so, dass die Bestrafung eines Teams sich von der Bestrafung eines Fahrers unterscheidet."

Das gab es zum Beispiel am 26. März 1995, als bei Benzinproben an Michael Schumachers Benetton und David Coulthards Williams beim Grand Prix von Brasilien Abweichungen zum vorliegenden chemischen Muster festgestellt wurden. Schumacher blieb damals dennoch Sieger und Coulthard Zweiter, weil das Benzin gegenüber dem hinterlegtem Benzin-Typ keinen Leistungsvorteil mit sich brachte. Ihren Teams wurden jedoch die Punkte für die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft aberkannt, weil sie gegen das Reglement verstießen.

Die FIA nehme den Vorfall "sehr Ernst", da die Glaubwürdigkeit der Formel 1 und die sportliche Fairness auf dem Spiel stehe. Zum Schluss müsse jeder wissen, was vorgefallen ist, und falls die betroffenen Parteien unschuldig erklärt werden, müsse dies transparent gemacht werden. Auf Basis der gesammelten Informationen wird der Weltmotorsportrat entscheiden, ob etwas und was passieren wird. Spätestens in drei Wochen soll das Ergebnis vorliegen.