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  • 19.05.2016 15:43

  • von Benjamin Horbelt

FIA gibt Regeln für Pirelli-Testfahrten bekannt

Ferrari, Mercedes und Red Bull werden Pirelli Testautos stellen - Die FIA legt technisch strengere Regeln vor

(Motorsport-Total.com) - Um Pirelli Testmöglichkeiten für die breiteren Reifen der Saison 2017 zu ermöglichen, wollen Mercedes, Ferrari und Red Bull spätestens im August Testautos zur Verfügung stellen. Diese basieren auf den 2015er-Modellen und sollen rund 25 Prozent mehr Anpressdruck generieren. Dabei läuft der FIA läuft die Zeit davon: Wenn die Pirelli-Testwagen zu spät fertig werden, schafft es der Reifenlieferant nicht mehr, die gewünschten neuen und breiteren Reifen für 2017 zu entwickeln.

Titel-Bild zur News: Pirelli Reifen

Das schwarze Gold der Formel 1 - die Reifen Zoom

Die Lauffläche der neuen Reifen nimmt in der Breite vorne von 24,5 auf 30 Zentimeter sowie hinten von 32,5 auf 40 Zentimeter zu. Damit haben die neuen Abmessungen einen entscheidenden Einfluss auf das Fahrverhalten der 2017er-Chassis, was die Ingenieure der Formel-1-Teams in Schwitzen bringt. Denn diese beginnen bereits im Spätsommer mit der Entwicklung der Autos für 2017 und müssen die Reifenabmessungen entsprechend in ihre Aerodynamik einberechnen.

Es ist ein Teufelskreis. Testfahren sind laut Reglement verboten beziehungsweise sehr stark limitiert. Daher musste die FIA extra den entsprechenden Passus ändern, um die eigene Regeländerung zu realisieren. Gemäß neuem Formel-1-Reglement wachsen die Autos in der Gesamtbreite von 180 auf 200 Zentimeter. Die Fahrzeugnase wird 20 Zentimeter länger. Der 180 Zentimeter breite Frontflügel soll zukünftig eine Delta-Form haben, ähnlich einer Dreiecksform. Der Heckflügel wächst von 80 auf 95 Zentimeter und wird dafür nur noch 80 Zentimeter hoch sein. Auch die Abweiser vor den Seitenkästen werden größer.

Drei Engel für Pirelli

Pirelli-Chef Paul Hembery wollte ursprünglich schon im Mai mit den Reifentests beginnen, da der Brite mit einem halben Jahr Entwicklungsarbeit rechnet. Da die FIA bisher keine detaillierten, technischen Vorgaben an Pirelli gestellt hatte, konnten die Reifen als tragende Last der Fahrzeuge nicht konzipiert werden. Ursprünglich signalisierten fünf Teams eine generelle Bereitschaft, ein Testauto zu bauen. Darunter auch McLaren und Williams. Aufgrund der nicht unerheblichen Kosten, erklärten sich bei der finalen FIA-Befragung, die am 10. Mai auslief, schließlich nur die drei großen Top-Teams bereit, die Entwicklungsarbeit sowie die damit verbundenen Mehrkosten auf sich zu nehmen.

Zwar möchte Pirelli die Teams mit 200 Dollar (umgerechnet etwa 178 Euro) pro Testkilometer entschädigen, die tatsächlichen Kosten sollen aber bei rund 1.000 Dollar (umgerechnet etwa 890 Euro) je Testkilometer liegen. Die finanzschwächeren Rennställe zogen sich deshalb schnell zurück. Damit sich die großen Rennställe als Pirelli-Testpartner keine Vorteile verschaffen, müssen diese sämtliche Daten an die übrigen Teams weiterleiten. Zudem dürfen generell keine Modifikationen durchgeführt werden, die das 2017er-Auto betreffen.

Die angesetzten 25 Testtage werden zwischen Ferrari, Mercedes und Red Bull aufgeteilt. Red Bull beschäftigt derzeit ein Team von 20 Ingenieuren, um das erste Testauto bereits Anfang August bereitzustellen. Red-Bull-Teamchef Christian Horner rechnet mit zusätzlichen Kosten von etwa einer Million Pfund (umgerechnet etwa 1,3 Millionen Euro). WM-Spitzenreiter Mercedes will das Testauto Ende August fertiggestellt haben. Laut 'auto motor und sport' hat die FIA nun eine Liste mit elf Technik-Vorgaben für diese Testboliden festgelegt.

FIA erlaubt im Test Aluminiumfelgen

Laut FIA-Papier darf die Flügel-Höhe sowie der Flügel-Anstellwinkel frei gewählt werden. Die Abmessungen müssten dabei dem 2015er-Reglement entsprechen. Die 50 Zentimeter breite Mittelsektion des Flügels dürfe mit Flaps sowie mit Gurney-Abrisskanten bestückt werden. Dabei handelt es sich um ein aerodynamisches Bauteil, welches nach dem Ex-Formel-1-Fahrer und Erfinder Dan Gurney benannt ist. Dieses sorgt für einen größeren Anpressdruck ohne den Luftwiderstand großartig zu erhöhen. Gemäß FIA-Vorgaben sind beliebig viele Flügelelemente in beliebiger Form zulässig. Die Abmessungen des Heckflügels müssen dem 2015er-Reglement entsprechen.

Um den Boden abzudichten, dürfen an den Rändern der Seitenkästen Schürzen angebracht werden. Der Boden muss nicht flach sein, sondern kann ein Flügelprofil aufweisen. Die Bodenplatte darf auf der Diffusorseite bis zu den Hinterrädern reichen. Die Teams dürfen die Diffusorschächte erweitern. Die Höhe der Leitbleche ist nicht vorgegeben. Die vordere Kante des Unterbodens kann angehoben werden, um den Boliden stärker anzustellen. Dies bewirkt, dass der Frontflügel näher am Asphalt ist und die Aerodynamik sich verbessert. Neue Ideen für mehr Abtrieb seien laut FIA zwar willkommen, bedürften aber einer Zustimmung.


Fotostrecke: Designstudie: Formel-1-Regeln 2017

Im Zuge dieser Pirelli-Tests dürfen die Teams die neuen Felgen für die breiteren Reifen ausnahmsweise aus Aluminium fertigen lassen, die alle vom selben Zulieferer stammen. Ferrari, Mercedes und Red Bull sind sogar Tests im Windkanal gestattet. Auch hier muss penibel darauf geachtet werden, dass dies nicht zum Nachteil der übrigen Rennställe missbraucht wird, indem unerlaubterweise 2017er-Teile zum Einsatz kommen. Die FIA muss die Pirelli-Testfahrzeuge, die mit Hybrid-Motor laufen, über das übliche Crashtest-Prozedere freigeben. Die Stammfahrer werden zudem für den üblichen Ausstiegstest in die Pflicht genommen.