• 02.03.2005 10:22

  • von Marco Helgert

Ferrari verweigert Minardi die Zustimmung

Boykott-Drohung in Melbourne: Werden auch andere Teams nicht in Melbourne antreten, wenn Ferrari sich weiter gegen Minardi stellt?

(Motorsport-Total.com) - Nur wenige Tage vor dem Saisonstart in Melbourne ziehen düstere Wolken über der Formel 1 auf. Grund ist das Minardi-Team, das in den ersten drei Rennen mit dem Vorjahresboliden starten möchte. Die Zeit für den Bau eines neuen Autos reichte nicht aus, so die Argumentation des Teamchefs Paul Stoddart, der sich auf "höhere Gewalt" berief. Damit seine Autos, die damit nicht den Regeln für 2005 betreffen, in Australien starten dürfen, braucht er gemäß dem Concorde Agreement die Zustimmung aller anderen Teams.

Titel-Bild zur News: Jean Todt und Paul Stoddart

Jean Todt und Paul Stoddart - noch keine Einigung über Minardi-Start

Ferrari stellte sich dem Ansinnen von Stoddart jedoch in den Weg, und auch jüngste Gespräche in der Dienstagnacht haben daran wenig geändert. Eine Unterstützung für den Einsatz des PS04B aus dem Vorjahr wird es daher nicht geben. "Ich werde ihn (Ferrari-Rennleiter Jean Todt; d. Red.) am Dienstag oder Mittwoch darauf ansprechen. Hoffentlich stimmt er zu, denn es wünscht sich wirklich niemand Schwierigkeiten beim Grand Prix in Melbourne", so Stoddart unlängst im Interview mit 'F1Total.com'.#w1#

Doch eben genannte Schwierigkeiten könnten sich nun ergeben. Der Australier drohte bereits, dass er im Falle einer Verweigerung der Starterlaubnis auch rechtliche Konsequenzen gegen die Einführung der neuen Regeln, über die er sich auch in einem ausführlichen Briefwechsel mit FIA-Präsident Max Mosley befand, anstrengen könnte. Nun ist es ungewiss, wie das Minardi-Team weiter verfahren wird.

Ferrari verweigert Sondererlaubnis für Minardi

"Ich habe in der Nacht mit Todt geredet, aber er war überhaupt nicht unterstützend", zitiert 'Autosport' den Minardi-Teamchef. "Todt hat immer wieder erklärt, dass es ein Problem der FIA sei, obschon Max Mosley bereits erklärt hat, dass wir teilnehmen können, wenn wir Ferraris Unterschrift haben. Ich habe versucht, ihm das vernünftig zu erklären."

Problematisch ist auch, dass der Franzose derzeit nicht in Melbourne weilt. Gespräche mit Ferrari verlaufen daher ein wenig zäh. "Ich habe ihn gebeten, die Entscheidungsgewalt an andere Ferrari-Mitglieder abzugeben, die hier in Melbourne sind, damit es zumindest eine Diskussion gibt", so Stoddart weiter. "Er lehnte es ab, und das Telefonat ging dann ohne ein Ergebnis zu Ende."

"Acht Teams stehen gegen ein einzelnes", so der 49-Jährige gegenüber 'AtlasF1'. "Ich persönlich kann mir kein größeres PR-Desaster vorstellen, als dass ein Underdog vom Heimrennen ferngehalten wird. Er (Jean Todt; d. Red.) erklärte mir, dass er nicht vor Freitagmorgen in Melbourne sein wird und dass er an unserem Problem nicht interessiert sei."

Die Zeit arbeitet gegen das Minardi-Team. Am Donnerstag findet die endgültige technische Abnahme der Boliden statt. Kann Stoddart bis dahin keine Einwilligung Ferraris vorweisen, so werden seine Autos wohl nicht für das Rennen zugelassen werden, da sie offensichtlich nicht den Regeln der Saison 2005 entsprechen.

Reagieren weitere Teams mit einem Boykott?

Noch wenige Momente vor dem Telefongespräch gab er sich zuversichtlich. "Es gibt eine theoretische Chance (für eine Weigerung Ferraris; d. Red.), aber im Endeffekt werden wir fahren", erklärte er selbstsicher. "Der absolut letzte Ausweg ist der gerichtliche Weg." Gleichzeitig könnte sich das Politikgerangel weiter ausdehnen, sollte Ferrari an der momentanen Haltung festhalten.

"Sagen wir es so", zitiert der 'Daily Telegraph' den Australier. "Wenn Ferrari nicht zustimmt, dann wird Minardi nicht das einzige Team sein, das am Wochenende nicht fährt." Um welche weiteren Teams es sich handeln könnte, verschwieg er jedoch. Der Machtkampf wird so auch auf anderen Ebenen fortgesetzt. "Es ist das zehnjährige Jubiläum des Grand Prix' in Melbourne, ich möchte die Party sicher nicht stören."

"Wir möchten nicht, dass die Atmosphäre von weiteren politischen Querelen getrübt wird", fuhr er fort und vertraut auf eine Kehrtwende im Ferrari-Team. "Ferrari hat in den vergangenen Wochen immer abseits der anderen neun Teams agiert, man kann sich also nie sicher sein. Aber Ferrari möchte sicher nicht, dass dies hochkocht. Die Reaktion darauf wäre für sie in diesem Land verheerend."

Einen Gang vor ein Gericht schloss er zumindest für den Australien-Grand-Prix aus. "Das würde den zehnten Grand Prix hier in Melbourne stören, den ich über alles liebe", so Stoddart. "Das werde ich nicht tun. Aber ich schließe nicht aus, dass wir später gerichtlich dagegen vorgehen werden."