Ferrari-Präsident: Warum Vasseur für Binotto geholt wurde

Ferrari-Präsident John Elkann spricht über die schwierigen Jahre mit Ferrari und sagt, warum er große Hoffnungen in Frederic Vasseur setzt

(Motorsport-Total.com) - Ferrari-Präsident John Elkann sieht Ferrari nach einigen turbulenten Jahren wieder auf dem richtigen Weg. Die Scuderia hatte sich trotz eines Aufstiegs in den vergangenen drei Jahren von Teamchef Mattia Binotto getrennt, weil Elkann trotzdem nicht mit dem zufrieden war, was er in Maranello gesehen hatte.

Titel-Bild zur News: Ferrari-Präsident John Elkann

Ferrari-Präsident John Elkann haben die letzten Jahre nicht gefallen Zoom

Stattdessen verpflichtete man mit Frederic Vasseur den ersten Nicht-Italiener an der Spitze seit Jean Todt. Unter dessen Führung kämpft Ferrari vor dem letzten Rennwochenende in Abu Dhabi um Platz zwei in der Konstrukteurswertung - deutlich hinter Red Bull.

Laut Elkann hätten die anderen Teams in einigen Punkten deutlich besser gearbeitet als Ferrari. Da sei zum einen das Thema Verantwortung und auch das Thema Schnelligkeit - trotz der Größe ihrer Unternehmen.

"Sie neigen dazu, flinker und schneller zu sein", sagt Elkann gegenüber der BBC. "Fred verfügt über diese Eigenschaften, da er sein ganzes Berufsleben lang im Motorsport gearbeitet hat und in verschiedenen Kategorien sehr erfolgreich war, aber auch in der Formel 1, wo er ein kleineres Team geleitet hat."

"Auf der einen Seite bringt er also eine Kultur der Verantwortung und des Verantwortungsbewusstseins mit, aber er kennt auch Organisationen, die kleiner, effektiver und wendiger sind, und das ist definitiv etwas, das uns im Vergleich zu unseren stärkeren Konkurrenten fehlte", begründet er seine Wahl.

Nationalität nicht so wichtig

Das letzte Mal, als Ferrari in der Formel 1 Erfolg hatte, war unter Jean Todt - dem letzten Nicht-Italiener an der Spitze. Zwar hatte auch Nachfolger Stefano Domenicali noch einige Erfolge vorzuweisen, doch seit 2008 wartet man in Italien auf einen Titel. Mit italienischen Teamchefs hat es nicht geklappt, nun soll der Franzose Vasseur sein Glück versuchen.


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Doch für Elkann zählt nur, "das bestmögliche Team" zu haben - und wenn das bedeutet, Frauen und Männer unterschiedlicher Nationalitäten zu haben, dann sei das "sehr willkommen".

Er sagt aber auch: "Unsere Identität ist ganz klar als italienisch definiert und das Rückgrat unserer Organisation ist italienisch. Aber das ist in keiner Weise ein Nachteil. Im Gegenteil, es ist eine Basis, auf der man mit sehr starken Talenten aus anderen Ländern ergänzen kann."

Verantwortung übernehmen ist wichtig

Doch das Wichtigste: Unter Todt habe Ferrari damals eine "sehr klar funktionierende Organisation" gehabt, bei der Verantwortung und Verantwortlichkeit klar erkennbar waren. Das habe man aber nach Domenicali nicht mehr im Team gesehen.

"Verantwortlichkeit bedeutet, dass man zu seiner eigenen Verantwortung steht, und eine Kultur der Schuldzuweisung lenkt davon irgendwie ab", so Elkann. "Es geht also nicht um Schuldzuweisungen, sondern darum, Verantwortung zu übernehmen. Und das war ein großer kultureller Unterschied, den wir hatten."


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Ungern erinnert sich der Ferrari-Präsident an 2020 zurück, als Ferrari in ein tiefes Loch gefallen und nicht konkurrenzfähig war. "Da wurde mir klar, dass wir die Sache sehr ernst nehmen müssen und dass es wichtig ist, sich mit den Geschehnissen zu befassen, sie zu erkennen und daran zu arbeiten", sagt er.

Es war klar, dass Ferrari bis zum neuen Reglement 2022 nicht konkurrenzfähig sein würde, "aber niemand wollte das wahrhaben", sagt er. Der Turnaround gelang aber und Ferrari war am besten aus den Startlöchern gekommen.

Dafür habe man aber eine Kultur gebraucht, bei der das Thema Verantwortung gestärkt wird. "Und letztlich ist eine No-Blame-Kultur eine Voraussetzung dafür."