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Ferrari-Heckflügel: Renault bittet um Klarstellung
Renault-Chefingenieur Pat Symonds ist mit Ferraris Heckflügel weiterhin nicht einverstanden und wünscht sich daher eine Klarstellung der Regeln
(Motorsport-Total.com) - Nach der Ferrari-Pole-Position im gestrigen Qualifying in Bahrain herrschte Wirbel im Fahrerlager: Die FIA schickte ihren Technischen Delegierten Charlie Whiting und ihren Chefkommissar Jo Bauer in die Box der Roten aus Maranello, um den Heckflügel des 248 F1 überprüfen zu lassen. Zuvor waren Hinweise eingegangen, wonach dieser illegal sein könnte.

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Symonds würde Ferraris neuen Heckflügel am liebsten aus dem Verkehr ziehen
Konkret vermuten Konkurrenzteams, dass Ferrari einen flexiblen Heckflügel gebaut haben könnte, der in langsamen Kurven zwar vollen Abtrieb generiert, sich aber auf den Geraden leicht verwindet und damit höhere Geschwindigkeiten zulässt. Die FIA befand das aerodynamische Element jedoch für legal - bis heute Felipe Massa an den schnellsten Stellen der Strecke um zwei km/h schneller gemessen wurde als alle übrigen Konkurrenten und damit frischen Wind in die Diskussionen brachte.#w1#
Punktuelle Belastung der FIA-Tests nicht repräsentativ?

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Am Samstag wurde Ferraris Heckflügel von der FIA inspiziert und für legal erklärt Zoom
Renault-Chefingenieur Pat Symonds geht der Heckflügel gewaltig gegen den Strich, weil er glaubt, dass Ferrari einen Weg gefunden hat, um die Belastungstests der FIA geschickt zu umgehen. Diese Tests funktionieren so: Der Heckflügel wird vertikal einer Belastung von 500 Newton ausgesetzt, darf sich dabei aber um maximal fünf Millimeter verwinden. Die Frage ist freilich, an welchen Punkten die Belastung angesetzt wird - und daran scheiden sich wohl die Geister.
"Ich denke, dass sich ein paar Teams fragen, wo die Grenzen liegen", beschwerte sich Symonds. "Es gibt eine einzelne Messung, die am Flügel durchgeführt wird, aber die Flügel haben eine verteilte Belastung, nicht eine punktuelle. Daher zeigt der aktuelle Test nicht alle Möglichkeiten, wie sich so ein Flügel verhalten kann. Eine Messung an einer bestimmten Stelle und in einer bestimmten Richtung kann ein anderes Resultat ergeben als eine echte aerodynamische Belastung."
Sprich: Der Brite ist der Ansicht, dass Ferrari zwar dem Artikel 3.17 des Technischen Reglements, in dem die Flexibilität von aerodynamischen Elementen definiert ist, auf dem Papier entspricht, aber nicht im Sinne des Reglements vorgeht. Flexible aerodynamische Elemente sind nämlich aus Sicherheitsgründen seit Jahren verboten, weil Flügel, die sich unter Belastung verbiegen, naturgemäß auch leichter kollabieren als starre Fahrzeugteile.
Renault will Klarstellung, aber keinen Protest einlegen
Denkbar daher, dass die FIA Artikel 3.17 demnächst überarbeiten wird, denn: "Es gibt mehrere Teams, die wissen müssen, wo die Grenzen liegen und was erlaubt ist. Man muss wissen, was Sache ist", forderte Symonds. "Das ist aber keine Kritik an der FIA. Man kann keine Regeln schreiben, die alles abdecken. Je präziser man eine Regel formuliert, desto leichter ist es, sie zu umgehen. Manchmal ist es gar nicht schlecht, etwas ein bisschen vage zu definieren."
Das letzte Wort ist in dieser Angelegenheit sicher noch nicht gesprochen, auch wenn Ferrari angesichts der positiven Inspektion durch die FIA nach dem ersten Qualifying der Saison vorerst keine Konsequenzen zu befürchten hat - im schlimmsten Fall muss der umstrittene Heckflügel künftig durch einen herkömmlichen ersetzt werden. Protest wird zumindest Renault nicht einreichen: "Wir haben vor, das sein zu lassen", beruhigte Symonds die Spekulationen.

