Ferrari-Fahrer stellten sich den chinesischen Medien

Im Rahmen einer Pressekonferenz beantworteten Schumacher und Barrichello zahlreiche Fragen der chinesischen Medien

(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Pressekonferenzen in Europa verlaufen meist nach demselben Schema: Die jeweiligen Fahrer beantworten geduldig zum 100. Mal dieselben Fragen derselben Journalisten, die anschließend bei einem Buffet fürstlich verköstigt werden, und am Ende gibt es kaum neue Erkenntnisse, weil ohnehin längst niemand mehr Geheimnisse ausplaudert.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher bei seiner Ankunft an der Strecke in Shanghai

Als gestern das Ferrari-Team zu einer Pressekonferenz im Grand Hyatt International Hotel in Shanghai lud, lief nicht alles nach diesem Strickmuster ab. Zuerst wurden die rund 400 - überwiegend chinesischen und damit fachfremden - Medienvertreter mit Videos über die Geschichte Ferraris mit der Materie vertraut gemacht, ehe Michael Schumacher und Rubens Barrichello die zum Teil recht unkonventionellen Fragen beantworteten.#w1#

Barrichello und Schumacher loben die Shanghai-Strecke

Zunächst ging es um die Anlage, auf die die Chinesen spürbar stolz sind. Barrichello bekräftigte sie darin: "Wir freuen uns schon auf die Strecke. Da wurden fantastische Strukturen zustande gebracht und es ist ein großartiger Erfolg, dass alles rechtzeitig fertig geworden ist." Schumacher erklärte indes, dass auch einige Fahrer am Layout mitgewirkt haben: "Hoffentlich ist es uns gelungen, eine spannende Streckenführung mit einigen Überholmöglichkeiten zu erschaffen."

Beide kündigten an, am Donnerstag eine Runde mit dem Fahrrad um den 5,451 Kilometer langen Kurs absolvieren zu wollen, um sich ein Bild von den Scheitelpunkten der Kurven machen zu können. Daher blieb auch noch keine Zeit für Sightseeing oder einen Stadtbummel in Shanghai: "Leider habe ich im Moment keine Zeit für Urlaub, aber ich hoffe schon, dass ich in den nächsten paar Tagen auch etwas von der Stadt sehen werde", so Schumacher.

Befragt wurden die beiden Ferrari-Stars auch nach ihrem persönlichen Verhältnis zueinander, worauf Barrichello lachend antwortete: "Ab und zu gehen wir einen Caipirinha trinken!" Dann ging er ernsthafter darauf ein: "Während der Testfahrten und Trainings arbeiten wir auf der Strecke immer zusammen, denn wir gehören zum selben Team, aber wenn am Sonntag das Rennen gestartet wird, sind wir Rivalen."

Journalisten wollen eine Kurve nach Barrichello benennen

Anschließend stürzten sich die Journalisten auf die Tatsache, dass in Shanghai die Kurven nur nummeriert sind, nicht benannt. Im Spaß bot man dem brasilianischen WM-Zweiten daher an, eine Kurve nach ihm zu benennen. Würde dich das freuen, Rubens? "Es wäre natürlich eine große Ehre", entgegnete der 32-Jährige, "aber ehrlich gesagt sprechen wir mit den Ingenieuren immer nur in den Worten 'Kurve eins', 'Kurve zwei' und so weiter."

Natürlich ist nicht einmal den fachlich nicht allzu bewanderten Chinesen entgangen, dass Michael Schumacher in diesem Jahr bisher zwölf von 15 Rennen gewonnen hat. Daher die Frage, wo er seine Trophäen aufbewahrt. Schumacher: "Ich habe dafür einen eigenen Ausstellungsraum in meinem Haus eingerichtet", erklärte er. "Am liebsten würde ich da natürlich auch gleich den Siegespokal vom Rennen am Sonntag hineinstellen..."

In eine andere Rennserie oder gar eine andere Sportart zu wechseln, kann sich der gebürtige Kerpener nicht vorstellen: "Ich bleibe bei meinen Stärken. Das bedeutet, dass ich der Formel 1 treu bleiben muss. Fußball liebe ich auch, aber ich habe schon recht früh erkannt, dass mein Talent nicht ausreicht, um Profi zu werden. Vielleicht könnte ich spielen, wenn sie eine eigene Liga für Veteranen gründen."

Schumacher: Frage nach dem Rücktritt auch in China

Selbst in China blieb der siebenfache Weltmeister aber nicht vor der obligatorischen Frage nach dem Rücktritt verschont. Angesichts des ungewöhnlichen Publikums zeigte er beim Beantworten aber erstaunlich viel Geduld: "Irgendwann wird jemand auftauchen, der mich kontinuierlich schlagen wird. Sobald das der Fall ist und ich nicht mehr konkurrenzfähig bin, werde ich mich hinsetzen und darüber nachdenken, ob ich aufhören soll."

Abschließend noch ein Highlight, welches die Gastfreundschaft Chinas unterstreicht: Der stellvertretende Generaldirektor des 'Shanghai International Circuit' kam auf die Bühne und überreichte den beiden Ferrari-Piloten sündteure Glasskulpturen, die nach chinesischer Tradition demjenigen, der sie geschenkt bekommt, lebenslang Glück bringen sollen.