powered by Motorsport.com
  • 10.07.2011 20:09

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Ferrari erleichtert: "Waren sehr, sehr stark"

Teamchef Stefano Domenicali schöpft Mut aus dem Ferrari-Sieg in Silverstone, weiß aber, dass sich das Blatt sehr schnell wieder wenden kann

(Motorsport-Total.com) - Neues Auspuffsystem, neuer Diffusor, neuer Front- und Heckflügel, neue hintere Karosserie - Ferrari brachte für das "Auswärtsspiel" in Silverstone, der Heimat der britischen Teams, ein umfangreiches Update. Dieses hat voll eingeschlagen, denn schon im Qualifying waren Fernando Alonso und Felipe Massa die ersten Red-Bull-Verfolger und im heutigen Rennen reichte es sogar zum Sieg.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso und Stefano Domenicali

Stefano Domenicali fällt nach dem ersten Sieg ein Stein vom Herzen

Böse Zungen unken, dass Ferrari in erster Linie vom umstrittenen Zwischengas-Verbot profitiert hat, doch die Fortschritte kamen nicht unerwartet. Trotzdem bleibt Teamchef Stefano Domenicali vorerst auf dem Boden: "Wir haben mit einer Verbesserung gerechnet, auf jeden Fall, aber mit einer so großen? Ehrlich gesagt müssen wir vorsichtig sein, alle Daten verstehen und uns anschauen, was die anderen gemacht haben."

Keine Selbstzufriedenheit

"Wir haben gesehen, dass die Performance unseres Autos an diesem Wochenende unter allen Bedingungen wirklich gut war: bei Regen, auf weichen Reifen, auf harten Reifen, sogar gestern", stellt der Italiener zufrieden fest. "Das freut mich, aber wie immer müssen wir versuchen, dieses Ergebnis Rennen für Rennen zu wiederholen und die Hintergründe zu verstehen. Vielleicht ist beim nächsten Grand Prix schon wieder alles anders."

Das wäre in zwei Wochen auf dem Nürburgring, wo Ferrari seit 2006 (Michael Schumacher) nicht mehr gewonnen hat. Das soll sich ändern: "Wir werden versuchen, wenn möglich ein paar weitere Updates ans Auto zu bringen", kündigt Domenicali an. "Das Ziel ist, weitere Rennen zu gewinnen. Das gilt auch für den Nürburgring." Da ist es natürlich hilfreich, dass der Windkanal seit einiger Zeit wieder korrekte Daten ausspuckt.

"Ich hoffe, das das die Basis für den nächsten Abschnitt der Saison ist. Wir werden versuchen, sehr stark zu sein und zu attackieren, ohne auf den Punktestand zu schauen. Dann sehen wir, wo wir in ein paar Rennen stehen. Im Moment müssen wir uns auf unsere Aufgabe konzentrieren, ohne an die Meisterschaft zu denken", sagt der 46-Jährige, der den Gedanken an den WM-Kampf aber nicht ganz verdrängen möchte: "Sag niemals nie. Wir dürfen nie aufgeben."


Fotos: Ferrari, Großer Preis von Großbritannien, Sonntag


Ein Sieg sei "natürlich eine Erleichterung, wenn man so lange nicht gewonnen hat", räumt er ein, verwirft aber Vergleiche mit Spa-Francorchamps 2009, als Kimi Räikkönen nach einer bis dahin völlig verkorksten Saison vor Giancarlo Fisichella den ersten Sieg gefeiert hatte: "Das war eine ganz andere Situation. Damals waren wir mit dem Auto nirgendwo. Dieses Jahr sind wir konkurrenzfähig und wir hätten schon ein paar Rennen gewinnen können."

Aufwärtstrend kommt nicht plötzlich

"Wir dürfen nicht vergessen, dass wir in den letzten Rennen ziemlich konkurrenzfähig waren. Denkt an Monte Carlo oder auch Kanada, wo wir großartige Arbeit geleistet haben, oder Valencia, wo wir im Kampf waren", erinnert sich Domenicali. "Wir haben uns sicher verbessert und das ist jetzt der Lohn für das ganze Team. Wir hoffen, dass wir in der zweiten Saisonhälfte weitere solche Rennen abliefern werden wie heute."

"Heute war die Rennpace gut", stellt der Italiener zufrieden fest und behauptet, dass der Sieg auch ohne Boxenstopp-Panne bei Vettel möglich gewesen wäre: "Selbst ohne diesen Fehler hätten wir das Rennen gewinnen können. Wir waren sehr, sehr stark." Allerdings räumt er ein, dass es sich auch nur um eine Momentaufnahme handeln könnte und nun das oberste Ziel sei, dieses Leistungsniveau zu stabilisieren, wie das in der zweiten Saisonhälfte 2010 gelungen ist.

Fernando Alonso

Fernando Alonso war im letzten Renndrittel der schnellste Mann im Feld Zoom

"Warten wir ab. Ich möchte heute nicht etwas sagen, was schwierig einzuschätzen ist", vermeidet Domenicali allzu optimistische Vorhersagen. "Warten wir die nächsten Rennen ab. Wenn wir diese Situation bestätigen können, dann gut, aber Red Bull und McLaren werden auch wie die Hölle pushen, um sich zu verbessern. Das ist eine unendliche Geschichte. Sie werden sicher nicht aufgeben und weiter Updates entwickeln."