Ferrari: Doppelsieg mit bitterem Beigeschmack
Trotz des Doppelsieges von Schumacher und Barrichello in Österreich freut man sich bei Ferrari nicht über das gute Ergebnis
(Motorsport-Total.com) - Mit einem bitteren Beigeschmack und unglücklichen Gesichtern ging der Österreich-Grand-Prix für das Ferrari-Team in Spielberg mit einem Doppelsieg zu Ende, über den man sich aber nicht wirklich freuen wollte. Zum Teil auf blankes Entsetzen stieß die Entscheidung von Ferrari-Rennleiter Jean Todt und Technikdirektor Ross Brawn im Fahrerlager in Spielberg, am Ende die Stallorder einzusetzen. Die Zuschauer an der Strecke reagierten mit einem gellenden Pfeifkonzert auf das Ergebnis.

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Der moralische Sieger von Österreich: Rubens Barrichello
Michael Schumacher konnte am Start zwar an Ralf Schumacher vorbeiziehen, seinen führenden Teamkollegen im Rennen aber nie ernsthaft attackieren. Mit großen Schritten konnten sich die Ferraris vom Feld absetzen, was jedoch auch an der Zweistoppstrategie lag, die die Roten gewählt hatten. Lediglich beim ersten Boxenstopp verlor der 33-Jährige einen Platz an seinen Bruder Ralf Schumacher, den er aber beim zweiten Stopp wieder hinter sich bringen konnte. Am Ende übernahm der vierfache Weltmeister wenige Meter vor dem Ziel den ersten Platz von seinem Teamkollegen und holte damit seinen ersten Sieg auf dem A1-Ring.
"Schumi" konnte sich über diesen Sieg aber nicht freuen: "Ich freue mich über diesen Sieg nicht. Ich genoss das Rennen, aber nicht die letzten hundert Meter. Es war eine Teamentscheidung. Erst am Ende wurde mir über den Funk gesagt, dass Rubens Platz machen würde. Ich weiß, dass die Entscheidung nicht beliebt ist, aber wenn man sich vorstellt, dass dem Team diese Punkte am Ende der Saison fehlen, dann würde das Team dumm aussehen. Rubens erledigte eine großartige Arbeit und er war an diesem Wochenende schneller. Dies war eine schwierige Anweisung an ihn, mich vorbeizulassen. Ich bin sicher, dass er dieses Jahr noch Rennen gewinnt. Wenn das Team diese Entscheidung im letzten Rennen der Saison getroffen hätte, wenn der Titel noch offen wäre, würde niemand so etwas sagen wie heute."
Der moralische Sieger des Österreich-Grand-Prixs war am Sonntag in der Steiermark Rubens Barrichello, der zwar auch auf dem Siegerpodest ganz oben stehen durfte, sich aber letztlich mit sechs WM-Punkten begnügen musste. Der Brasilianer, der von Michael Schumacher den Siegerpokal geschenkt bekam, dominierte das Rennen von der ersten Runde an ? bis er sich schließlich doch wenige Meter vor dem Ziel der Ferrari-Teamorder beugen musste.
Der 29-Jährige trug die Stallorder mit Fassung: "Ich wurde gebeten, Platz zu machen. Es war eine Teamentscheidung und ich muss sie respektieren. Ich tat es, obwohl ich natürlich gerne nicht darum gebeten worden wäre. Heute hat mich mein Vertrag beeinflusst. Ich glaube, das ich eine gute Zeit in meinem Leben durchlaufe und besser als jemals zuvor fahre. Ich glaube, dass meine Zeit kommen wird und es macht keinen Sinn, sich zu beschweren oder zu argumentieren. Was das Rennen betrifft, hat das Team eine fantastische Strategie ausgearbeitet. Das Auto, der Motor und die Reifen arbeiteten gut. Ich machte nicht zu viel Druck und gab vor allem nach den Safety-Car-Phasen Acht. Ich möchte die Trophäe meine Frau widmen, weil sie Geburtstag hat und natürlich meiner Mutter, weil heute Muttertag ist. Ich freue mich sehr auf Monaco, das ist mein zweites Heimrennen."
Rennleiter Jean Todt erklärte die Teamorder: "Das war ein Rennen mit viel Action und zum Glück verlief der Unfall zwischen Nick Heidfeld und Takuma Sato ohne ernsthafte Verletzungen. Wir zeigten Ferraris Dominanz vom Start bis Ziel. Rubens fuhr ein unglaubliches Rennen und rundete sein fantastisches Wochenende ab. Er war heute der moralische Sieger, weshalb wir auch seinen Renningenieur Gabriele Delli Colli mit auf das Podium schickten. Manchmal muss man schwierige Entscheidungen treffen und heute war so ein Tag. In der Vergangenheit haben wir die Fahrerweltmeisterschaft drei Mal im letzten Rennen verloren und wissen, dass wir eine starke Konkurrenz haben. Folglich müssen wir aus jeder Situation das Maximum machen. Die zusätzlichen Punkte für Michael, der die Zähler heute übernahm, könnten später in der Saison sehr wichtig für ihn sein. Das Auto und die Motoren waren fantastisch und die Bridgestone-Reifen funktionierten außergewöhnlich gut. Wir müssen weiter arbeiten, um unser Leistungsniveau beizubehalten."

