• 22.06.2007 19:08

Fernando Alonso spricht Klartext

Der Spanier über den "Maulkörbe", die Stimmung und Hamiltons Stand im Team, seinen Rückstand in der WM-Wertung und Gerüchte um einen Wechsel zu Ferrari

(Motorsport-Total.com) - Bei McLaren-Mercedes geht es weiterhin rund, so ganz scheint man die Team-internen Spannungen noch nicht in den Griff bekommen zu haben. Am Donnerstag hatte Lewis Hamilton im Rahmen eines PR-Termins in London erklärt, dass er mit Teamkollege Fernando Alonso einen "Pakt" hat, wonach man nicht mehr übereinander sprechen wird, wenn nicht beide Piloten bei dem Gespräch mit den Medien anwesend sind.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso am Donnerstag bei den Testfahrten in Silverstone

Alonso selbst wollte am Freitag bei einem Medien-Termin für Sponsor 'Mutua Madrilena' in Madrid nichts von einer solchen Vereinbarung wissen, versicherte jedoch, dass es "keinen internen Krieg" im Team gibt.#w1#

"Ich kann verstehen, dass nach der Untersuchung der FIA und meinen Äußerungen, wonach ich sagte, dass ich mich im Team nicht absolut wohl fühle, Gerüchte aufgetaucht sind. Ich habe über Hamilton immer gesprochen und werde das weiterhin tun. Ich werde über ihn sprechen und er über mich, mit jenem Respekt, den wir als Teamkollegen voreinander haben."

Warum sich Alonso im Team nicht ganz wohl fühlt

Seine Aussage, er fühle sich im Team nicht 100-prozentig wohl, erläuterte der Spanier etwas genauer: "Es ist normal, dass die Siege des britischen Piloten in einem britischen Team für mehr Fröhlichkeit sorgen. Wenn ich in einem spanischen Team fahren würde, dann würde bei meinen Triumphen mehr gejubelt werden."

Alonso glaubt, dass die Presse versucht, das Team "zu destabilisieren", indem man einen "Krieg" zwischen den beiden Piloten vermutet: "Wir haben des beste Auto, es wäre eine Dummheit, nach sieben Rennen einen falschen internen Krieg zu lancieren."

Alonso fühlt sich nicht benachteiligt

Fernando Alonso versichert, dass er vom Team gleichberechtigt behandelt wird, dies habe ihm auch Teamchef Ron Dennis garantiert: "Es überrascht mich nicht, dass wir gleich behandelt werden. Es würde mir missfallen, würde Hamilton bevorzugt behandelt werden, aber das ist nicht der Fall."

Alonso versteht die Hamilton-Euphorie

Dass sich das Team derart für seinen 22-jährigen Teamkollegen begeistert, kann der amtierende Weltmeister verstehen: "Alle haben die Unterstützung gesehen, die Hamilton genießt, aber das ist normal. Es ist sein erstes Jahr, es sind seine ersten Podiums-Platzierungen, seine ersten Siege", so Alonso, der betont, dass der Brite vom Team neun Jahre lang auf dem Weg zur Formel 1 gefördert wurde.

Die Situation des Teamwechsels sei nicht zu vergleichen mit seinem Wechsel einst von Minardi zu Renault: "2003 kam ich zu Renault in ein großes Team", erinnert sich Alonso. "Ich wusste, dass Trulli über mehr Erfahrung verfügt und wollte lernen. Das war ein gutes Jahr, dieses ist anders. Die Aufmerksamkeit wird auf Hamilton gelenkt, da er der Neuling ist und in seinem Land eine Menge Aufmerksamkeit erregt."

Alonso und die "Faust von Indianapolis"

Alonso versichert, dass im Rennen in Indianapolis trotz seines aggressiven Rüberziehens zur Boxenmauer des Teams samt empor gestreckter Faust alles mit rechten Dingen zugegangen ist: "Ich bin in der geplanten Runde an die Box gekommen. Es war ein aggressiver Kampf um den Sieg zwischen zwei Piloten, aber es gab nichts Irreguläres oder etwas, das man untersuchen muss."

Hamiltons Glück eines Tages zu Ende

Alonso würdigt das tolle Formel-1-Debüt seines Teamkollegen, verweist aber auch darauf, dass der WM-Führende Glück gehabt hat: "Das überrascht mich gar nicht, aber man muss sich alles anschauen. In Monaco hat er die Leitplanken ein paar Mal berührt und musste nicht wie andere aufgeben. In Kanada ist das Safety Car gerade rausgefahren, als er aus der Box kam. Früher oder später wird sein Glück ein Ende finden."

Alonso und die Gerüchte um einen Wechsel zu Ferrari

Der 25-Jährige dementierte ferner Berichte, wonach er zu Ferrari wechseln könnte, um dort Kimi Räikkönen abzulösen: "Ich habe kein Angebot erhalten. Ich kann verstehen, dass man Zeitungen verkaufen muss. Kein Team hat mich angefragt. Ich möchte meinen Vertrag mit McLaren erfüllen, ich habe keine Absicht zu wechseln."

Den WM-Rückstand sieht Alonso gelassen

Im Hinblick auf seinen Rückstand in der Weltmeisterschaft - nach sieben Rennen sind es zehn Punkte - bleibt Alonso entspannt: "Ich sehe die aktuelle Situation gelassen. In den Jahren zuvor hatte ich einen Vorsprung, nun muss ich aufholen, aber wir sind erst sieben Rennen gefahren, es fehlen zehn Punkte. Die WM-Führung ist einen Steinwurf entfernt. Wenn ich zehn Punkte hinter ihm liege, denn liegt es daran, dass ich schlechter bin als er oder dass er mehr Glück hatte."

Glück ist ein notwendiges "Übel"

Gleichwohl gibt Alonso zu, dass er Glück braucht, um den Titel einfahren zu können: "Man muss konstant sein und Glück haben, so wie ich es 2005 mit den ständigen Motorschäden von Kimi oder ich es 2006 hatte, als Michael bei noch verbleibenden zwei Rennen einen Motorschaden hatte. Nun hat Hamilton dieses Glück."

Den kommenden Rennen blickt Alonso zuversichtlich entgegen: "Wir kommen wieder nach Europa. Amerika lief für mich nicht so gut, ich konnte dort nicht viele Punkte holen. Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Ungarn sind Rennen, die ich immer gemocht habe. Ich hoffe, dass ich dort meinen Spaß haben und auf das Podium kommen kann."