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  • 14.05.2015 16:19

  • von Dieter Rencken, Ruben Zimmermann & Dominik Sharaf

Felipe Nasrs Karriere: Von Räikkönen gefördert, Senna im Kopf

Felipe Nasr macht mit guten Leistungen bei Sauber auf sich aufmerksam, will allerdings weiter konzentriert bleiben und sich für größere Aufgaben empfehlen

(Motorsport-Total.com) - Ist Felipe Nasr der nächste brasilianische Superstar? Bei seinem Formel-1-Debüt in Melbourne überraschte der Sauber-Pilot mir einem starken fünften Platz. Besser war keiner seiner Landsleute bei seiner Formel-1-Premiere platziert - nicht einmal Ayrton Senna. Zwar konnte Nasr zuletzt nicht mehr an dieses starke Resultat anknüpfen, doch das hat auch mit den Limitierungen seines Autos zu tun. Die große Frage ist daher: Kann er im C34 in dieser Saison noch für weitere Überraschungen sorgen?

Titel-Bild zur News: Felipe Nasr

Hat Felipe Nasr das Zeug, um der nächste Ayrton Senna zu werden? Zoom

"Ich denke, ich habe alle Möglichkeiten auf Punkte bestmöglich genutzt", verrät Nasr im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' und erklärt: "Wir sind an unserem Maximum und müssen uns schon gewaltig strecken, um in die Punkte zu kommen. Wir müssen darauf hoffen, dass andere Fahrer nicht in die Punkte kommen, und gleichzeitig unsere eigene Arbeit bestmöglich machen."

In Bahrain und Spanien ging Sauber zuletzt komplett leer aus. Nasr hatte allerdings sowieso nicht damit gerechnet, in der Formel 1 auf Anhieb alles in Grund und Boden zu fahren. "Es ist so schwierig, wie ich erwartet hatte", berichtet der Brasilianer. "Es ist das höchste Level im Motorsport, von daher erwartet man, dass man sich mit den besten Fahrern misst und mit den professionellsten Leuten arbeitet."

GP2 als gute Schule

"Ich würde sagen, dass die GP2 ziemlich hilfreich ist in gewisser Weise. Man fährt ein ziemlich kraftvolles Auto auf ähnlichen Reifen, man macht Boxenstopps und spielt mit der Strategie. Das ist bereits ein guter Lernprozess vor der Formel 1, aber die Formel 1 ist noch einmal ein neues Level und ein gewaltiger Sprung", so der 22-Jährige, der 2014 den dritten Rang in der GP2 belegte.

"Ich höre immer wieder von anderen Fahrern, dass es körperlich nicht so hart wie früher ist. Die Autos sind etwas langsamer als früher, und wenn man schneller ist, sind die G-Kräfte größer. Trotzdem sind 1,5 oder zwei Stunden in einem Formel-1-Auto ziemlich hart, und dafür muss man bereit sein", weiß Nasr, der 2014 als Williams-Testpilot erstmals Formel-1-Luft schnuppern durfte.


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"Ich habe versucht, all meine Erfahrung, all meine Informationen an ihn weiterzugeben", berichtet Landsmann und Williams-Pilot Felipe Massa und ergänzt: "Er ist ein netter Junge und außerdem ein intelligenter Kerl. Ich hoffe also, dass ihm das hilft. Es ist schön zu sehen, dass er sich gut schlägt." Häufig wird der Sauber-Pilot als analytisch und ruhig bezeichnet. Trifft das zu? "Die Beschreibung passt ganz gut. So war ich schon immer, und es hat funktioniert, von daher würde ich die Zutaten nicht verändern", so Nasr.

"Es ist so schwierig, wie ich erwartet hatte." Felipe Nasr über die Formel 1

Der nächste Senna?

Doch der Druck auf Nasr ist groß. Seit dem Tod von Ayrton Senna 1994 wartet das Land auf einen weiteren brasilianischen Titel. "Jeder, der in Brasilien Rennfahrer werden will, hat von vornherein diesen Druck", weiß Nasr und erklärt: "Wir hatten viele erfolgreiche Fahrer in der Vergangenheit, und die Leute möchten das wieder erleben. Ich kann nur sagen, dass ich derzeit die nötigen Schritte mache, um das eines Tages zu erreichen."

"Wir müssen die Füße auf dem Boden behalten, denn mit dem aktuellen Auto werde ich keine Rennen gewinnen. Für mich sind Punkte schon wie ein Sieg, und das sollten die Leute beachten", mahnt Nasr, der im Hinblick auf Senna erklärt: "Ich habe keine Rennen von ihm live gesehen, aber ich habe Dokumentationen gesehen und Geschichten von Personen gehört, die ihm sehr nah standen. Nicht nur als Fahrer, sondern auch als Person war er eine große Inspiration."


Fotos: Felipe Nasr, Großer Preis von Spanien


Doch hat Nasr das Zeug, der "Nachfolger" von Senna zu werden? "Ich hoffe, dass er es wird", sagt Massa, dem der Titel in seiner eigenen Karriere bisher immer verwehrt bleib. "Er ist ein junger, brasilianischer Fahrer, der hier ist, um zu lernen und sich in der Formel 1 zu etablieren. Ich hoffe also, dass er es schafft, denn ich sehe keinen anderen. Vielleicht schafft es der kleine Fittipaldi oder der kleine Piquet. Sie fahren jetzt."

"Ich habe versucht, all meine Erfahrung, all meine Informationen an ihn weiterzugeben." Felipe Massa

Prominente Unterstützer

"Pietro fährt Formel 3 in Europa und Pedro Piquet fährt in Brasilien in einer fürchterlichen Meisterschaft, weil sie so einfach ist. Er muss wirklich versuchen, nach Europa zu kommen. Ich hoffe, dass Felipe eine gute Karriere in der Formel 1 haben und um Siege und Titel kämpfen wird. Wir wissen, wie wichtig das für unser Land ist. Brasilien hatte immer großartige Fahrer in der Formel 1, und wir hatten in den vergangenen Jahren große Probleme, neue Fahrer herauszubringen", so Massa.

Auf seinem Weg hat Nasr auch einen weiteren prominenten Unterstützer: Weltmeister Kimi Räikkönen. 2010 fuhr der Brasilianer für das Formel-3-Team des Finnen. Gemanagt wird er von Steve Robertson, der auch Räikkönen betreut. "Kimi war eher im Hintergrund involviert", erinnert sich Nasr zurück und ergänzt: "Natürlich war er interessiert an den Rennen und den Ergebnissen."


Fotostrecke: Sauber C34 vs. Sauber C33

"Steve gehört zu den größten Hilfen in meiner Karriere, weil ich nie auf das Geld meiner Familie angewiesen war. Kimi und Steve waren die ersten, die an meine Karriere geglaubt haben, und mit 16 hatte ich ein eigenes Auto, ein eigenes Einkommen und ein eigenes Haus. Ich wurde fürs Fahren bezahlt, und dafür bin ich sehr dankbar", so Nasr, der trotzdem immer auf dem Boden geblieben ist. Für ihn gilt: "Ich habe große Träume, aber die müssen zur richtigen Zeit kommen."