• 17.06.2017 11:41

  • von Daniel Halder

Felipe Massa über Fernando Alonso: "Dann geh doch!"

Nach seinem IndyCar-Ausflug ließ der McLaren-Star kein gutes Haar an der Formel 1 - Ex-Teamkollege Massa rät: "Wenn er keinen Spaß hat, ist es besser zu gehen"

(Motorsport-Total.com) - Für Schlagzeilen sorgte Fernando Alonso auch beim vergangenen Rennwochenende in Kanada. Allerdings - wie fast immer in seinen zweieinhalb Jahren bei McLaren-Honda - nicht auf der Rennstrecke, sondern abseits. Nach seinem Aus im Grand Prix wegen eines neuerlichen Antriebs-Problems stattete der den Fans auf der Tribüne einen Besuch ab und bekam dafür viel Lob. Lob verteilte auch Alonso selbst bereits vor dem Wochenende in der offiziellen Pressekonferenz. Das galt allerdings nicht den Machern der Formel 1, sondern der IndyCar-Serie, die der Spanier bei seinem vielbeachteten Gastspiel beim Indy 500 kennenlernte.

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz, Romain Grosjean, Daniil Kwjat, Nico Rosberg, Fernando Alonso, Felipe Massa

Felipe Massa (r.) denkt, dass Alonso nur motzt, weil er kein siegfähiges Auto hat Zoom

"Die Atmosphäre dort ist viel entspannter, jeder ist glücklicher", ist der 35-Jährige der Meinung. Und weiter: "In der Formel 1 gibt es so viel Politik rund um das Rennen. Jeder pickt ein Wort heraus, aus dem was du sagst, nur um eine Schlagzeile zu bekommen." Und einmal in Fahrt, bekommen nicht nur Journalisten und Kollegen ihr Fett ab, auch der Sport selbst steht im Zentrum von Alonsos Kritik: "Man spricht ja kaum noch über das aktuelle Rennwochenende, weil eh jeder schon weiß, wer im Qualifying und im Grand Prix auf den ersten 15 Plätzen landet", mosert er über die seiner Ansicht nach fehlende Spannung in der Königsklasse.

Klar, dass so viel Kritik nicht unwidersprochen bleibt - bei einigen Fahrern kommen Alonsos Kommentare nicht sonderlich gut an. In der spanischen Tageszeitung 'El Confidencial' setzt sich nun Felipe Massa zur Wehr und sagt: "Ach, Fernando beschwert sich doch nur über die Formel 1, weil er kein gutes Auto hat." Der Brasilianer ist im Gegensatz zu seinem ehemaligen Ferrari-Teamkollegen der Ansicht, dass sich die Rennserie unter den neuen Verantwortlichen von Liberty Media in die richtige Richtung entwickelt.

Massa und Perez: "Formel 1 die Krone des Motorsports"

"Worüber er sich beschwert, das war doch in den 80er Jahren schon so. Jetzt mit Liberty machen wir einen Schritt, um wieder mehr Fans für uns zu gewinnen", so Massa, der aber auch gesteht, dass die Unterschiede zwischen den Teams noch immer zu groß seien. Vorne zögen Mercedes und Ferrari davon, kleinere Teams sollten deshalb mehr Chancen bekommen: "Aber bis 2020 ein neues Concorde-Agreement unterzeichnet ist, wird das nicht passieren", gibt der Vizeweltmeister von 2008 dem Spanier zumindest teilweise recht.

Mit Force-India-Fahrer Sergio Perez ist neben Massa einen weiterer Südamerikaner der Ansicht, dass sich Alonso keinen Gefallen tut, die Formel 1 mit der IndyCar-Serie zu vergleichen. "Die Formel 1 ist die Krone des Motorsports und deshalb natürlich viel komplizierter. Der Wettbewerb zwischen den Fahrern und den Teams ist hier größer", glaubt der Mexikaner.

Auch er schiebt Alonsos Aussagen auf den Frust, den der 35-Jährige derzeit bei seinem McLaren-Honda-Team erlebt. Auch im dritten Jahr der Partnerschaft zwischen dem britischen Traditionsteam und dem japanischen Motorenhersteller stellen sich keine Erfolge ein - bei Honda scheint sich Hilflosigkeit breit zu machen.


Fotostrecke: Die Karriere von Fernando Alonso

Honda-Entscheidung wegweisend für Alonsos Zukunft

Um die Zukunft des Doppelweltmeisters von 2005 und 2006 hat deshalb längst ein munteres Rätselraten eingesetzt. Schielt er weiter auf seinen dritten Titel und wechselt innerhalb der Königsklasse noch einmal das Team? Oder setzt McLaren Antriebspartner Honda noch in diesem Sommer vor die Tür und überzeugt so seinen Starfahrer, in Woking einen neuerlichen Anlauf zu nehmen? Oder flüchtet Alonso - genervt von mangelnden Resultaten und der Politik in der Formel 1 - schon in der kommenden Saison in die USA zu den IndyCars? Zumindest Ex-Kollege Massa schließt das nicht mehr aus.

"Wenn du hier keinen Spaß hast, ist es das Beste, zu gehen", stellt er nüchtern fest. "Momentan scheint er es nicht wirklich zu genießen. Vielleicht geht er nochmals zu einem anderen Team oder er sucht sich seine Herausforderungen außerhalb der Formel 1. Wir wissen es nicht", so der Brasilianer über die Zukunftsaussichten des anderen Routiniers. Vor den Formel-1-Fans liegt deshalb ein spannender Sommer. Schon in den kommenden Wochen dürfte eine Entscheidung über die Zukunft der Allianz von McLaren und Honda - und damit wohl auch über Alonsos Zukunft im Team - fallen.