• 15.06.2003 23:37

  • von Marcus Kollmann

Fehlerteufel bescherte BAR-Honda einen Doppelausfall

Trotz eines guten Starts, sah weder Villeneuve noch dessen Teamkollege Button am Ende die schwarz-weiß-karierte Flagge

(Motorsport-Total.com) - Für das BAR-Honda-Team erwies sich der Austragungsort des achten WM-Laufes der Saison, der Circuit Gilles Villeneuve, als kein gutes Pflaster. Nachdem man schon in der gestrigen Qualifikation nicht besonders konkurrenzfähig gewesen war, erlebte die Mannschaft rund um David Richards heute den ersten Doppelausfall in diesem Jahr.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve, David Richards und Geoffrey Willis

Waren nach dem Rennen alle frustriert: Villeneuve, Richards und Willis

Jacques Villeneuve, der beim Start von Position 14 gut weggekommen war und sich kurz nach Rennbeginn an elfter Stelle befand und anschließend weitere zwei Plätze am Ende der zweiten Runde gewonnen hatte, kämpfte ab der 12. Runde mit Bremsproblemen. In deren Folge hielt der Kanadier die restlichen Fahrer erst einmal eine Weile auf, bevor er in Runde 14 zum Nachtanken und Reifenwechsel und zur Überprüfung des Problems die Box ansteuerte.

Zwar konnte der Lokal-Matador weiterfahren, jedoch trat anschließend Flüssigkeit aus dem hinteren Bremssattel aus. Zwei Runden später steuerte der Kanadier deshalb erneut die Boxengasse an. Das Team inspizierte dann den linken Bremssattel und entschied sich dafür seinen Piloten aus dem Rennen zu nehmen.

Jacques Villeneuve: "Natürlich ist es sehr enttäuschend schon wieder einen Ausfall hinnehmen zu müssen. Ich hatte einen guten Start gehabt und mich bis auf Platz 9 vorgearbeitet. Das Auto fühlte sich auch gut ausbalanciert an und es ist eine Schande, denn wir hätten heute ein paar Punkte holen können. Allmählich ließen dann jedoch meine Bremsen nach und das Pedal wurde immer länger und länger. Ich kam dann zu meinem Boxenstopp herein und das Team versuchte dem Problem auf die Schliche zu kommen und kühlte die Bremsen. Ich fuhr dann erneut heraus, musste aber wieder zurück an die Box, denn ich hatte einfach keine Bremswirkung mehr. Manchmal beenden nur sieben Autos ein Rennen, weshalb sich das Team darum bemühte das Problem zu beheben. Sie begannen den linken hinteren Bremssattel auszutauschen und das Leck zu stoppen, doch da war schon klar, dass das Rennen für uns vorbei war. Ich habe in sechs von acht Rennen mechanische Probleme gehabt und deshalb ist es langsam sehr frustrierend. Wir können jetzt aber nichts anderes tun als weiter zu arbeiten. Ich hatte an diesem Wochenende hier auch eine große Unterstützung und es wäre zumindest sehr schön gewesen vor den Augen meiner Fans wenigstens ins Ziel zu kommen."

Jenson Button hatte sich ebenfalls wie sein Teamkollege nach dem Start verbessern können und belegte am Ende der 21. Runde und nach dem Ausfall verschiedener Fahrer bereits Platz 6. In Runde 22 kam der Brite dann zum planmäßigen ersten Boxenstopp und setzte das Rennen anschließend als Elfter fort. Nach seinem zweiten Boxenstopp in Runde 49 belegte Button erneut Platz 11 und war gerade im Begriff auf Toyota-Pilot Olivier Panis aufzuschließen, bevor nur zwei Runden später ein Getriebeschaden an seinem BAR-Boliden auftrat und ihn aus dem Rennen warf.

Jenson Button: "Es war klar, dass das Rennen angesichts meiner Startposition sehr schwer werden würde. Zu Beginn fühlte sich das Auto gut an, doch dann hing ich im ersten Rennabschnitt für die meiste Zeit im Verkehr fest. Ich bekam dann in den langsamen Kurven immer mehr Untersteuern und Überholen war so einfach unmöglich. Der zweite Rennabschnitt war dann besser, denn ich hatte nicht das Problem der schmutzigen Luft und holte auf Panis und da Matta auf. Dann bekam ich ein Problem mit dem vierten Gang. Ich versuchte die Gänge dann nur noch durch kurzes Schalten zu wechseln, doch verlor allmählich auch den fünften, dann den sechsten und schließlich den siebten Gang. Das ist ein sehr enttäuschendes Ende eines sehr schwierigen Wochenendes. Wir hatten für dieses Rennen ein konkurrenzfähigeres Package und waren hoffnungsvoll, weshalb ich wirklich nicht weiß was hier schief gelaufen ist."

David Richards, Teamchef: "Ein frustrierendes Wochenende für das gesamte Team und speziell für Jacques hier bei seinem Heim-Grand Prix. Bei nassen Bedingungen sahen wir sehr konkurrenzfähig aus und selbst mit unseren schwachen Qualifikationsergebnissen am Samstag schien eine solide Leistung im Rennen möglich. Wir müssen jetzt die Probleme, die relativ einfach zu beheben sein sollten und es deshalb so frustrierend machen, an beiden Autos in den Griff bekommen."

Geoffrey Willis, Technischer Direktor: "Das war ein sehr enttäuschendes Wochenende für uns an dem wir in beiden Qualifikationen nicht die ganze Leistung erbracht haben und an dem keines unserer Autos ins Ziel gekommen ist. Wenngleich wir im Freien Training wesentlich wettbewerbsfähiger waren, so liegt unser Fehler darin das nicht in eine starke Leistung in der Qualifikation umgesetzt zu haben, was uns in dieser Woche einiges nachzudenken gibt. Jacques konnte nach einem recht guten Start bis auf Platz neun vorfahren und meldete dann ein Problem mit dem Bremspedal, welches immer schlimmer wurde. Wir haben ihn dann frühzeitig hereingeholt, um das Problem zu untersuchen. Nachdem er seinen ersten Boxenstopp absolviert hatte, haben wir festgestellt dass sich Bremsflüssigkeit auf der Innenseite der linken Hinterradfelge befand. Wir riefen ihn erneut herein und es stand gleich fest, dass wir das Problem nicht in einer angemessenen Zeit beheben würden können. Aus diesem Grund mussten wir ihn aus dem Rennen nehmen. Jenson hatte ein ausgeglichenes Rennen und arbeitete sich auf den 10. Platz vor. Kurze Zeit nach seinem zweiten Stopp meldete er ein Problem beim Gänge wechseln. Als das Problem dann während der Runde immer schlimmer wurde, trafen wir die Entscheidung auch ihn aus dem Rennen zu nehmen. Jetzt besteht unsere Aufgabe darin die beiden Probleme vor dem nächsten Grand Prix in den Griff zu bekommen. Wir werden diese Woche in Silverstone in Vorbereitung auf den Nürburgring neue Aerodynamikteile und Motorenstufen testen und werden die Verbesserung des Autos fortsetzen, während wir gleichzeitig die Probleme mit der Zuverlässigkeit beheben wollen."

Shuhei Nakamoto, Technikdirektor von Honda Racing Development: "Wir hatten an diesem Wochenende ein sehr starkes Package und ich hatte mich auf ein gutes Ergebnis gefreut, doch es hat nicht sein sollen. Insbesondere für Jacques ist es heute ziemlich hart gewesen, denn das hier ist ja sein Heim-Grand Prix, doch es ist natürlich auch eine Schande dass Jenson ebenfalls ausgeschieden ist. Wir werden auf dem Nürburgring aber zurückkommen und kämpfen."