• 28.05.2011 22:32

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Falsche Q3-Strategie: Hamilton ist sauer

Lewis Hamilton übt leise Kritik an den McLaren-Strategen und erklärt, warum er am Ende von Q3 keine Chance mehr auf die Pole-Position hatte

(Motorsport-Total.com) - Im ersten und zweiten Qualifying meldete Lewis Hamilton jeweils mit Bestzeit Anspruch auf die Pole-Position für den morgigen Grand Prix von Monaco an. Stattdessen reichte es nur zu Platz sieben im Qualifying, was morgen wegen einer Strafversetzung Platz zehn auf dem Grid bedeutet. Glücklich, Lewis? "Das ist eine dumme Frage", entgegnet er rotzig. "Ich bin überglücklich mit dem siebten Platz!"

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton hatte sich Chancen ausgerechnet, auf die Pole zu fahren

"Ich starte als Siebter, vielleicht als Sechster, weil ein anderer Fahrer seine Position hoffentlich noch verlieren wird. Massa hat mich aufgehalten", ärgerte er sich unmittelbar nach der Session. Doch wenn's nicht läuft, dann läuft's halt nicht, und so wurde nicht der Ferrari-Pilot von den FIA-Kommissaren mit einer Strafe bedacht, sondern Hamilton selbst, weil er mit untersteuerndem Auto die Hafenschikane abgeschnitten hatte und ihm folgerichtig die Zeit gestrichen wurde.

Langes Warten wegen freier Fahrt

Für das Untersteuern waren wohl auch niedrige Reifentemperaturen verantwortlich, die wiederum absehbar waren, weil sich Hamilton nach dem Perez-Unfall schon drei Minuten vor dem Wiederbeginn an der Boxenausfahrt angestellt hatte, um 2:26 Minuten vor Schluss wenigstens freie Fahrt zu haben. In diesen drei Minuten fielen die Temperaturen in den Keller, aber das lässt er nicht als Ausrede gelten: "Es war nicht die Boxengasse, sondern die Strategie in Q3", erklärt der McLaren-Pilot.

"Die Ingenieure meinten, wir sollten am Ende von Q3 nur einen Run fahren, um Reifen zu sparen, was ich auch immer sehr unterstütze. Ich habe mich nicht dagegen gewehrt. Dabei haben wir übersehen, dass du in Monaco keine Risiken eingehen und nicht bis zum Ende warten darfst. Du musst rausfahren und eine Sicherheitszeit fixieren, wie es alle anderen gemacht haben", meint Hamilton und kritisiert: "Normalerweise sollte man das mit Rennerfahrung hinbekommen..."


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Monaco, Samstag


Teamchef Martin Whitmarsh relativiert: "Es ist immer eine Gratwanderung. Im Nachhinein betrachtet hätten wir es anders machen sollen. Man muss aber im Motorsport auch ein bisschen aggressiv sein. Wir diskutieren diese Dinge ständig. In Q2 haben wir mit Lewis debattiert, ob wir es mit harten Reifen versuchen sollten. Ich glaube, wir wären schnell genug gewesen, um es zu schaffen, aber wir sind dieses Risiko nicht eingegangen."

Wirklich schnell genug für die Pole?

Unterm Strich fehlten Hamilton 1,724 Sekunden auf die Pole-Position. Hätte er von Q2 auf Q3 genau wie sein Teamkollege Jenson Button gut eine halbe Sekunde gefunden, wäre eine Zeit von 1:13.7 Minuten herausgekommen - gut eine Zehntelsekunde hinter Sebastian Vettel. Trotzdem ist der Brite überzeugt: "Ich bin schon das ganze Wochenende gut gefahren und hatte sicher die Pace, um auf Pole zu fahren."

Lewis Hamilton

Wegen des Abschneidens der Schikane wurde Lewis Hamiltons Zeit gestrichen Zoom

Doch mit nur einem Run nach der Unterbrechung waren seine Möglichkeiten limitiert: "Ich hatte keine Zeit, die Strecke war ein bisschen anders, ich hatte Untersteuern, keine Temperatur in den Bremsen oder den Reifen. Es war eines der schlechtesten Q3s seit langem", jammert Hamilton, der nun auch für den WM-Kampf (derzeit 41 Punkte Rückstand auf Vettel) einen weiteren Rückschlag befürchtet: "Sebastian wird es morgen machen, da bin ich mir sicher."

Er selbst werde zwar "alles geben", um aus der fünften Reihe noch möglichst weit nach vorne zu kommen, aber allzu viel Hoffnung macht er sich nicht: "Von dort aus kannst du eigentlich nicht gewinnen, aber ich gebe nicht auf", seufzte Hamilton schon, als er noch mit Startplatz sieben rechnete. "Viel kann man nicht machen. Ich werde versuchen, so viele Punkte wie möglich zu holen. Morgen ist Schadensbegrenzung - schon wieder..."