• 28.05.2011 22:06

  • von Dieter Rencken

Button: "Ich weiß, wie sehr das weh tut"

McLaren-Fahrer Jenson Button beurteilt seine Qualifikation in Monaco und nimmt Stellung zu den Sicherheits-Themen rund um die beiden Unfälle

(Motorsport-Total.com) - Jenson Button wurde in der Qualifikation von Monaco mit seinem eigenen Schicksal konfrontiert, denn Sergio Perez (Sauber) erlitt einen ähnlichen Unfall wie der britische Rennfahrer vor just acht Jahren. Entsprechend gut Bescheid weiß Button, welche Gefahren in dieser Passage der Rennstrecke lauern und fordert weitere Verbesserungen am Kurs. In seiner Medienrunde spricht der McLaren-Pilot auch über seine schnellste Runde im Zeittraining und über seine Ambitionen im Grand Prix.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button verunfallte 2003 in der Hafenschikane der Monaco-Strecke

Frage: "Jenson, es war eine schwierige Session. Zum Schluss gab die Strecke keine guten Rundenzeiten mehr her. Erzähle uns von den Bedingungen, als du zwei Minuten vor Ablauf der Zeit noch einmal hinausfuhrst..."
Jenson Button: "Ja, es war sehr rutschig. Wir wollten früh hinausfahren, um schon auf der Einrollrunde Druck machen zu können. Die Reifen waren nicht auf Temperatur, weil wir zweieinhalb Minuten lang in der Boxengasse gestanden hatten."

"Das war nicht unbedingt das Beste, aber ich hatte ja bereits zu Beginn der Session eine starke Runde hingelegt. Mit dieser Runde war ich sehr zufrieden, denn sie war deutlich besser als mein Versuch in Q2. Ich möchte betonen, wie toll es ist, dass Sergio spricht und okay ist. Ich denke, ich war 2003 der bis dato letzte Fahrer, der an dieser Stelle verunglückte. Ich weiß, wie sehr das weh tut."

"Es ist nie schön, solche Dinge zu sehen. Ich hoffe, es geht ihm gut. Ich bin mir nicht sicher, ob er am Sonntag fahren wird. Wahrscheinlich befindet er sich gerade in Behandlung, wird geröntgt und dergleichen. Vielleicht schreit er auch: 'Ich will ins Auto! Lasst mich wieder in mein Auto!' Das ist zumindest, was ich damals tat. Hoffentlich kommt er aber bald wieder auf die Beine."

Button ist gespannt auf die Strategie

Frage: "Du stehst zum zweiten Mal nach China in der ersten Startreihe. Mit diesem Ergebnis bist du doch sicherlich zufrieden, oder?"
Button: "Ja, ich bin sehr zufrieden. Aus irgendwelchen Gründen scheinen diese Jungs in Q3 immer noch schneller fahren zu können als in Q1 oder Q2."

"In Q2 hatte ich es nicht wirklich zusammengebracht." Jenson Button

"Ich persönlich bin aber sehr zufrieden mit meiner Runde. In Q2 hatte ich es nicht wirklich zusammengebracht. Ich wusste, da war noch etwas mehr drin. Wenn man bedenkt, dass ich damit gerechnet hatte, noch einen weiteren Anlauf nehmen zu können, ist meine Runde okay. Das Auto fühlte sich gut an."

"Es vermittelte mir im gesamten Verlauf des Wochenendes sehr viel Vertrauen, sodass ich kräftig pushen konnte. Das ist ein gutes Zeichen für das Rennen. Unser Renntrimm scheint ebenfalls ordentlich zu sein. Es ist daher prima, in Reihe eins zu stehen. Rang zwei ist jedoch nicht der beste Platz, um am Start loszukommen."

Frage: "Entscheidet sich das Rennen schon in Kurve eins?"
Button: "Nein. Der Grand Prix ist lang. Angesichts der Reifensituation werden wir ein anderes Rennen als üblich in Monaco erleben, denke ich. Die Taktiken können sich unterscheiden, was wir in diesem Jahr bereits sahen. Wir werden sehen."

Frage: "Was erwartest du von der Strategie?"
Button: "Das müssen wir erst noch ausdiskutieren. Es wird ziemlich schwierig, dabei alles richtig zu machen. Es ist aber schon einmal gut, weit vorne zu stehen. Zunächst brauche ich einen guten Start, was von dieser Seite der Startaufstellung schwierig werden kann. Unsere Starts waren in diesem Jahr aber gut, sieht man einmal von Barcelona ab."

"Das Rennen dürfte interessant werden..." Jenson Button

"Es sollte funktionieren. Dann schauen wir einmal, wann wir mit welchen Reifen fahren und welche Taktik wir uns zurechtlegen. Es könnte drei oder vier Boxenstopps geben. Das Rennen dürfte interessant werden, denn wir kämpfen um den Sieg, obwohl wir nicht auf der Pole-Position stehen. Ich freue mich darauf, weil unser Auto im Renntrimm besser arbeiten sollte als noch im Zeittraining."

Frage: "Solltest du gewinnen, weißt du ja nun, wo du dein Auto abstellen musst..."
Button: "Aber ganz sicher (lacht; Anm. d. Red.)! Ich würde trotzdem 'falsch parken' und die Boxengasse entlangrennen."

Ist die Sicherheit in Monaco in Ordnung?

Frage: "Du hast hier schon gewonnen. Wie stehst du dazu, dass die Sicherheits-Standards auf diesem Kurs nicht so sind wie auf allen anderen Strecken im Kalender?"
Button: "Es stimmt: Die Sicherheits-Standards sind hier ein bisschen anders. Die Verantwortlichen leisten aber gute Arbeit darin, diesen Stadtkurs sicher zu gestalten."

"Es ist schade, dass wir auf einen Unfall warten, um uns Gedanken darüber zu machen." Jenson Button

"Über die Jahre konnten hier einige Verbesserungen erzielt werden, was schon alleine beeindruckend ist. Wir können aber mehr machen. Es ist schade, dass wir auf einen Unfall warten, um uns Gedanken darüber zu machen. Was genau man an dieser Stelle anstellen könnte, weiß ich nicht."

"Es gibt aber sicherlich Möglichkeiten. Helfen würde zum Beispiel, wenn man auf die Fahrbahn und nicht in die Banden geschleudert würde. Man könnte uns Fahrer nach unseren Meinungen befragen, denn wir wissen, wie sehr so ein Unfall schmerzt und wie haben vielleicht auch einige gute Ideen."

Frage: "Sprechen wir über den Tunnelausgang und die Hafenschikane. Zwei Fahrzeuge hatten dort einen Unfall. Weshalb geschah dies?"
Button: "Es ist am Beginn der Bremszone. Das Heck des Autos wird sehr leicht. Das scheint in diesem Jahr aus irgendwelchen Gründen ein größeres Problem zu sein als bisher. Das überrascht mich, denn die meisten von uns verfügen ja schließlich über den auspuffangeströmten Diffusor. Das Heck wird leicht und an diesem Punkt wirst du zum Passagier, wenn das Auto übersteuert."

"Du hast keine Kontrolle mehr über das Fahrzeug, es biegt ab in die Leitplanken auf der rechten Seite und du verlierst auch noch die Möglichkeit, das Auto abzubremsen. Das liegt daran, dass zwei Räder fehlen und dein Rennwagen quasi ein Schlitten ist. Man rutscht auf dem Unterboden - und vollkommen automatisch in die Richtung der Banden."

"Wir müssen überlegen, was wir da an der Auslaufzone machen können." Jenson Button

"Der Aufprall an den Leitplanken sorgt dafür, dass du genau dorthin fliegst. Ich bin froh darüber, dass Charlie (Whiting, Formel-1-Rennleiter; Anm. d. Red.) die richtige Entscheidung getroffen hat und diese Höcker in der Auslaufzone im Anschluss an den Unfall von Nico entfernen ließ. Wären diese Dinge beim Unfall von Sergio noch immer da gewesen, hätte es schlimmer ausgehen können."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Monaco


"Es ist eine knifflige Kurve und ein Bereich, in dem man nur schwer etwas für die Sicherheit tun kann. So sind nun einmal die Gegebenheiten. Es ist Monaco, ein Stadtkurs. Ich denke trotzdem, dass wir uns die Sache genau anschauen sollten. Wir müssen überlegen, was wir da an der Auslaufzone machen können."

Button: "Motorsport ist gefährlich"

Frage: "Du hast einen ähnlichen Unfall erlebt wie Sergio Perez. Karl Wendlinger, David Coulthard verunfallten dort ebenfalls. Muss irgendwas getan werden, um die Sicherheit an dieser Stelle zu verbessern?"
Button: "Ja. Die Fahrzeuge haben sich seit dem Unfall von Karl Wendlinger dramatisch entwickelt und auch die Strecke wurde besser. Nach meinem Unfall wurden die Banden nach hinten genommen. Es gibt also Verbesserungen."

"Wir müssen aber eine Lösung finden, denn wir alle lieben es, hier Rennen zu fahren." Jenson Button

"Wir müssen aber eine Lösung finden, denn wir alle lieben es, hier Rennen zu fahren. Es ist ein besonderer Kurs und die Geschichte dieses Events ist klasse. Es gibt aber halt ein paar schwierige Stellen. Diese Passage steht dabei im Zentrum, denke ich. Über diesen Bereich müssen wir uns unterhalten und versuchen, zu einer Lösung zu gelangen."

"Wir machen uns ja alle die gleichen Gedanken. Wir wollen es dort sicherer haben, um das Rennfahren in Monaco richtig genießen zu können. Nur: Monaco ist die Formel 1, die Formel 1 ist Monaco. Es ist jedenfalls gut, dass wir dort nicht den verstellbaren Heckflügel nutzen dürfen. Das ist eine großartige Entscheidung der FIA."

Frage: "Einige Abschnitte der Strecke sind ziemlich gefährlich. Du wirst für das Rennfahren bezahlt. Bist du aber bereit dazu, am Sonntag dein Leben aufs Spiel zu setzen?"
Button: "Motorsport ist gefährlich. Das steht auf den Tickets und das ist uns allen bewusst. Man kann aber immer mehr machen. Wir alle werden am Sonntag ins Rennen gehen."

"Bei viel Sprit sollte alles okay sein und man wird keine Schwierigkeiten bemerken. Das hoffe ich zumindest. Es ist ein gefährlicher Sport, doch hier und da kann man die Dinge noch optimieren. Manche Leute sagen, es sollte immer ein gefährlicher Sport bleiben und wir sollten keine Verbesserungen vornehmen."

"Es gibt noch ein paar kleine Bereiche, über die wir reden müssen." Jenson Button

"Ich halte das nicht für korrekt. In diesem Jahr bieten wir meiner Meinung nach sehr aufregenden Rennsport und vor allem einen sehr sicheren Sport und viele tolle Duelle. Es gibt aber noch ein paar kleine Bereiche, über die wir reden müssen, um sie für die Zukunft zu verbessern."

Frage: "KERS hat einen Einfluss auf die Bremsbalance des Autos. Macht es die Fahrzeuge schwieriger zu kontrollieren, wenn man wie in Monaco über eine solche Bodenwelle fährt und parallel bremsen muss?"
Button: "Ich denke nicht, dass man es auf KERS schieben kann. Über viele Jahre hinweg konnte man an dieser Stelle blockierende Hinterräder sehen. Man tritt hart auf die Bremse und das Heck wird leicht. Das Auto bewegt sich sehr intensiv auf der Bremse. Jetzt ist es halt schlimmer denn je. KERS ist da keine Hilfe, aber sicher nicht das große Problem. Es wäre gut, wenn wir die eine große Bodenwelle in diesem Bereich, am Fuß des kleinen Hügels, abflachen könnten. Das wäre ein Fortschritt."