• 24.10.2015 00:14

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Falls Red Bull aussteigt: Macht Christian Horner den Brawn?

Eigene Übernahme des Teams und Fortführung unter dem Namen Arden? Red-Bull-Teamchef Christian Horner will von einem solchen Szenario (noch) nichts wissen

(Motorsport-Total.com) - Auch wenn sich womöglich eine Lösung in der Red-Bull-Motorenfrage abzeichnet, sind die Fronten noch längst nicht geklärt. Teamchef Christian Horner hat offenbar erste Sondierungsgespräche mit Honda geführt. Ob die Japaner aber Antriebe für die Formel-1-Saison 2016 liefern werden, hängt auch von McLaren ab, die aufgrund eines Exklusivrechtes an den Aggregaten aus Japan ihre Zustimmung geben müssten.

Titel-Bild zur News: Christian Horner

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Horner beziffert die Chancen auf einen Deal mit Honda auf "25 Prozent, genauso wie bei Ferrari, Mercedes und Renault". Diese schwammige Nullaussage macht deutlich, dass man in Austin noch keinen wirklichen Fortschritt verzeichnen konnte. Die Zeit drängt. Red-Bull-Eigner Dietrich Mateschitz will bald eine Lösung, die Konkurrenzfähigkeit verspricht. Gibt es zeitnah keine Lösung, könnte sich Red Bull gleich mit beiden Teams (auch Toro Rosso) aus der Formel 1 zurückziehen.

Ein solches Szenario wünschten sich nur wenige - zu allerletzt Christian Horner, der in Austin in sein 200. Grand-Prix-Wochenendes als Teamchef geht. "Wenn ich mir die Bilanz mal anschaue: 25 Prozent aller Rennen wurden in diesem Zeitraum gewonnen, mehr als 100 Podestplätze, vier Fahrer- und vier Konstrukteurstitel gewonnen - es war also eine erfolgreiche Phase für Red Bull", sagt er. Die Auflistung der Erfolge klingt fast schon wie ein Nachruf auf tolle Tage in der Formel 1.

"Mein Ziel ist ganz klar: Ich will den aktuellen Status Quo beibehalten, auch wenn die endgültige Entscheidung in den Händen von Dietrich liegt", meint Horner. "Er ist ein Fan der Szene. Sonst hätte er niemals die großen Budgets zur Verfügung gestellt, die man braucht, um in der Formel 1 konkurrenzfähig zu sein. Er war nicht immer nur Teambesitzer, sondern anfangs auch Teilhaber von Sauber und Sponsor. Er hat unzählige Youngster gefördert, sie zu Red Bull geholt und seine Vision umgesetzt."

Brawns goldener Coup mit Honda als Vorbild?

Trotz aller Leidenschaft für den Rennsport: Mateschitz ist Geschäftsmann, der durchaus auch mal innerhalb kürzester Zeit laufende Projekte stoppt. Was passiert bei einem Ausstieg des österreichischen Energydrink-Herstellers? Die Formel 1 wäre entweder um zwei Teams ärmer, oder es fänden sich Nachfolgelösungen, sodass der Betrieb womöglich unter neuem Namen fortgeführt werden könnte. Ähnlich verhielt es sich beispielsweise Ende 2008, als Ross Brawn das scheidende Honda-Werksteam übernahm.

Für Brawn wurde der Deal zum goldenen Griff. Nicht nur sportlich konnte der Brite mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2009 seinen Nutzen aus der Übernahme des Rennstalls aus Brackley ziehen, sondern auch finanziell. Der ehemalige Technikchef von Benetton und Ferrari, der 2010 bis 2013 auch Teamchef bei Mercedes war, hatte das Formel-1-Team von Honda für den symbolischen Preis von einem Britischen Pfund gekauft, es ein Jahr später für mehr als das 100.000.000-fache an Mercedes verkauft - ein Traum!


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"Ich denke, dass zum jetzigen Zeitpunkt keine Diskussionen um mögliche neue Besitzverhältnisse angebracht sind", will Horner von einer solchen Variante derzeit nichts wissen. Der Brite ist Teilhaber des erfolgreichen Formelsportteams Arden. Ein Name wäre also vorhanden. "Derzeit liegt der Fokus ganz klar darauf, eine Lösung in unserer aktuellen Situation bezüglich der Antriebe zu finden, damit wir uns auf das kommende Jahr und die weitere Zukunft freuen dürfen", sagt er.