• 10.03.2003 12:22

Fährt sich die Formel 1 aus der Krise?

Das neue Reglement hat sich in Melbourne grundsätzlich als tauglich erwiesen, muss aber in Details noch angepasst werden

(Motorsport-Total.com/sid) - Nach dem spannenden Auftakt in Australien gibt FIA-Präsident Max Mosley der "neuen" Formel 1 noch zwei Rennen zur Bewährung: "Wenn es so weitergeht, sind wir ein einer exzellenten Verfassung", sagte der Engländer nach dem turbulenten Grand Prix in Melbourne, den überraschend McLaren-Mercedes-Pilot David Coulthard gewann. Weltmeister Michael Schumacher wurde Vierter und stand damit erstmals seit dem Italien-Grand-Prix im September 2001 nicht auf dem Podium.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

FIA-Boss Mosley kann zufrieden sein: Die neuen Regeln funktionieren

Mosley, der die umfassenden Regeländerungen für diese Saison durchgedrückt hatte, fand das Rennen sehr "aufregend", musste aber auch den großen Einfluss der Witterungsbedingungen eingestehen: "Es ist natürlich gut, dass wir ein außergewöhnliches Rennen gesehen haben. Aber wir werden nicht wirklich wissen, wie es klappt, bevor wir nicht mindestens drei Rennen gesehen haben", erklärte der Boss des Automobil-Weltverbandes und kündigte die Generalabrechnung für die Zeit nach dem Großen Preis von Brasilien am 6. April an: "Nach diesen drei Rennen werden wir ein Meeting haben. Nach nur einem WM-Lauf ist es zu schwierig, etwas zu entscheiden."

Allerdings räumte Mosley ein, dass es schon in knapp zwei Wochen beim Großen Preis von Malaysia (23. März) erste Nachbesserungen am umfangreichen neuen Regelwerk geben könnte: "Wir werden innerhalb der FIA das ganze Rennen in den nächsten Tagen auswerten. Es könnte für Malaysia ein oder zwei Änderungen geben, aber die werden nicht bedeutend sein." Hinterbänkler Minardi hatte sich zum Beispiel um den Parc Fermé gedrückt, indem beide Fahrer ihre Qualifikations-Runden abbrachen. Sie durften aus der letzten Reihe starten, ihre Mechaniker aber bis zuletzt ungehindert an den Autos arbeiten.

Während die Fahrer und die Teams den neuen Qualifikations-Modus durchaus positiv aufnahmen, gab es aber auch Kritik: "Das Zeitfahren an sich ist ein absoluter Gewinn, aber das Nachtankverbot führt zu einem verzerrten Bild", meinte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen. Viele der insgesamt 116.700 Fans in Melbourne und der Millionen Fernsehzuschauer wussten lange nicht, ob die vielen Überholmanöver zu Beginn des Rennens durch Leistungsunterschiede, Probleme mit den Reifen oder einfach nur unterschiedliche Benzinmengen zustande kamen.

"Wir sind noch nicht auf dem letzten Stand der Dinge, wie sie vielleicht in ein paar Rennen ablaufen werden. Alles ist noch ein bisschen konfus und auch für uns schwer zu überblicken", gestand Ferrari-Star Schumacher.

Doch genau diese Verwirrung wollte Mosley hervorrufen und sieht sich dabei noch nicht am Ziel seiner Wünsche: "Die Qualifikation war sehr interessant und der neue Modus hat sicher die Startaufstellung durcheinandergewürfelt, mit Ausnahme der Ferraris. Sie standen da, wo sie ohnehin gewesen wären. Das war ein bisschen enttäuschend. Bei allen anderen Teams ist mindestens ein Auto in die Falle gegangen", sagte Mosley. "Man muss Ferrari aber ein Kompliment machen für die außergewöhnliche Organisation des Teams und wie sie alle Fallen umgangen haben."

Ferrari-Teamchef Jean Todt sieht Mosleys Regeln allerdings nicht allein gegen seinen Stall gerichtet: "Wir sind ja nur eines von zehn Teams, die von den Auswirkungen der Regeländerungen genauso betroffen sind. Aber je mehr unvorhersehbare Dinge man einführt, desto mehr Unvorhersehbares kann passieren", sagte Todt in einem 'FAZ'-Interview, sprach sich aber auch noch für "ein paar Anpassungen" aus. Dass sich die Perfektionisten von Ferrari aber bei den Reifen vergriffen haben und Schumacher übers Limit ging, lag an den äußeren Umständen in Melbourne.

Auch Mercedes-Sportchef Norbert Haug ist vorsichtig bei der Beurteilung der neuen Regeln: "Regeln machen kein Team schneller. Die Top-Teams haben im Winter gut gearbeitet. Deshalb waren in Melbourne drei Rennställe gleichwertig."