Fabio Leimer: Sekunde wäre "ohne Probleme" drin gewesen

Fabio Leimer ist zufrieden mit seinem Freitagseinsatz in Ungarn und hofft auf eine neue Chance in der Formel 1, mit der er eigentlich schon abgeschlossen hatte

(Motorsport-Total.com) - Der Schweizer Fabio Leimer hat beim Grand Prix von Ungarn in Budapest (Formel 1 2015 im Live-Ticker) zum ersten Mal ein offizielles Formel-1-Training absolviert. Am Freitagmorgen legte er auf dem Hungaroring 18 Runden ohne nennenswerte Schwierigkeiten zurück und landete mit fünfeinhalb Sekunden Rückstand auf dem 19. Platz. Auf seinen Teamkollegen bei Manor-Marussia, Will Stevens, fehlten ihm am Ende 0,938 Sekunden.

Titel-Bild zur News: Fabio Leimer

Fabio Leimer fehlte im Training in Ungarn eine Sekunde auf seinen Teamkollegen Zoom

Die Session sei "sehr positiv" gewesen, findet Leimer: "Ich konnte mich sehr schnell ans Auto anpassen. Das braucht ein wenig Zeit, aber für das erste Mal war es sehr positiv. Ich bin überglücklich." Der teaminterne Rückstand kann daran nichts ändern, denn: "Heute ging es gar nicht um die Zeiten, die haben mich nicht interessiert." Zumal er zwischendurch sogar schneller war als Stevens, aber im entscheidenden letzten Stint noch überholt wurde.

"Ich war sehr überrascht, als sie mir gesagt haben, dass ich sogar schneller war als Stevens", sagt Leimer. "Ich hatte das Gefühl, dass ich sehr langsam bin, ich habe auch nicht gepusht. Gegen Ende hatte er bessere Reifen und die Strecke war besser, aber ich denke, die eine Sekunde hätte ich ohne Probleme schneller fahren können. Das ist sehr gut für mein Selbstvertrauen, weil ich das Gefühl habe, dass ich von den Zeiten dabei bin und bei mir noch sehr viel finden kann."

Als GP2-Champion ohne Chance auf die Formel 1

Nach seinem GP2-Titel 2013 zerschlugen sich Leimers Hoffnungen, direkt in die Formel 1 aufzusteigen. Er heuerte beim Schweizer Rebellion-Team in der Langstrecken-WM an, kam dort aber wegen zahlreicher technischer Probleme kaum zum Fahren. Außerdem fuhr er in der zurückliegenden Formel-E-Premierensaison sporadisch für Virgin. Erst vor dem Grand Prix von Kanada ergab sich für ihn mit dem Manor-Marussia-Testvertrag wieder eine große Chance.

"Ich hatte schon mit der Formel 1 abgeschlossen, dann klingelt plötzlich das Telefon." Fabio Leimer

"Ich hatte schon mit der Formel 1 abgeschlossen, dann klingelt plötzlich das Telefon. Damit hatte ich nicht gerechnet. Darum: Alles geben, immer dran glauben, dann geht irgendwann eine Tür auf", sagt er im Nachhinein. "Ich habe gesehen, dass es sehr schwierig ist, in die Formel 1 reinzukommen. Also habe ich mich anders orientiert: LMP1, DTM, andere Kategorien." Was damit einherging, dass ihn sein langjähriger Förderer Rene Gantenbein auf eigene Beine stellte.

"Herr Gantenbein ist seit Ende GP2 nicht mehr dabei. Er ist ein Freund, er hilft mir in allen Angelegenheiten, aber er ist nicht mehr aktiv involviert", bestätigt Leimer. Trotzdem habe er jetzt "auf jeden Fall" wieder Morgenluft gewittert, was seine Formel-1-Ambitionen angeht: "Im Moment konzentriere ich mich voll darauf. Wir versuchen, Sponsoren zu finden. Das ist nicht einfach, aber das ärgert mich nicht. So ist die Formel 1, so war es schon immer."

Formel 1 hilft auch in anderen Rennserien

Und selbst wenn es mit der Königsklasse nicht klappen sollte, betrachtet er das Engagement bei Manor-Marussia als hilfreich für den weiteren Verlauf seiner Karriere: "Als Rennfahrer hilft es dir immer, wenn du einmal Formel 1 gefahren bist. Hier ist alles so professionell. Wenn du woanders hingehst, bist du fast überqualifiziert, und das ist für ein Team sehr wichtig. Ich hoffe, in Zukunft die Möglichkeit zu haben, Rennen zu fahren. Aber das wird die Zukunft zeigen."

Inzwischen hält sich der 26-Jährige mit Kartfahren fit, kürzlich saß er auch zum Spaß in einem Porsche. "Ich bin lange nicht in einem schnellen Rennauto gesessen. Da wusste ich nicht, ob das Gefühl noch da ist", sagt er, bezugnehmend auf seinen Trainingseinsatz auf dem Hungaroring. Das stimmt ihn bei der Bewertung seiner Rundenzeit optimistisch, denn: "Wenn ich mich jetzt wieder reinsetzen würde, würde ich einen großen Schritt nach vorne machen."

Ein bisschen Feingefühl habe nämlich noch gefehlt: "Wenn du nach der Winterpause wieder ins Auto steigst, brauchst du auch einen halben Tag." Die Fitness sei trotz der brütenden Hitze kein Problem gewesen, aber: "Das Anstrengendste ist, die Eindrücke mental zu verarbeiten, wenn du so lange in keinem so schnellen Auto gesessen bist. Bei hoher Geschwindigkeit Sachen zu verstellen, Auto und Strecke kennenzulernen, sich auf die Fahrlinie konzentrieren, das ist viel auf einmal."