Experten-Kritik an Montoyas Wechsel
Hans-Joachim Stuck, Niki Lauda und 'Premiere'-Kommentator Jacques Schulz üben heftige Kritik an Montoyas Wechsel zu McLaren
(Motorsport-Total.com) - Nicht nur 'RTL'-Experte Christian Danner wunderte sich über den frühen Zeitpunkt des Wechsels von Juan-Pablo Montoya von BMW-Williams zu McLaren-Mercedes. Der Ex-Formel-1-Pilot empfindet die Entscheidung als "höchst problematisch" und glaubt, dass "Ralf Schumacher jetzt eigentlich die Führungsperson" ist. Anderer Formel-1-Experten äußerten sich hierzu nun ähnlich.

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Hans-Joachim Stuck: Der Transfer ist "eine saudumme Geschichte"
"Es macht überhaupt keinen Sinn, einen Wechsel bekannt zu geben, der erst in einem Jahr stattfindet", erklärte Hans-Joachim Stuck unseren Kollegen von 'Sport1'. Für ihn stellt sich ebenfalls die Frage, wie dieser Wechsel im BMW-Williams-Team aufgenommen und verarbeitet wird. "Wie werden sich Ralf Schumacher und Juan Pablo Montoya verstehen? Wie verhält man sich innerhalb des Teams?", fragte er.
Auch das Vorgehen von McLaren-Mercedes bereitet Stuck leichte Magenschmerzen: "Ich kann das Verhalten von Mercedes schlichtweg nicht nachvollziehen. Auf der einen Seite steht man hinter Coulthard wie der Fels in der Brandung, auf der anderen Seite sortiert man ihn aus", so der 52-Jährige. "Egal welchen Bereich des Transfers man beleuchtet - es ist und bleibt eine saudumme Geschichte."
Unverständnis für die frühe Entscheidung von allen Seiten
Noch klarere Worte fand 'Premiere'-Formel-1-Kommentator Jacques Schulz: Juan-Pablo Montoya habe beim Frankreich-Grand-Prix, als Ralf Schumacher vorzeitig seinen zweiten Boxenhalt absolvierte und so das Rennen gewinnen konnte, das Vertrauen zu seinem Team verloren. Und: "Gerüchten zufolge soll er mit Sam Michael (Chefingenieur bei BMW-Williams; Anm. d. Red.) nicht auskommen. Da ist wohl etwas Wahres dran", so Schulz.
Auch Schulz ist sich, wie Christian Danner auch, sicher, dass teamintern nun alles auf Ralf Schumacher gesetzt werden wird: "Williams wird einen Teufel tun, einem Piloten der weggeht, Werksgeheimnisse, Neuentwicklungen oder politische Entscheidungen anzuvertrauen", erklärte er. "Letztlich muss man sich sogar überlegen, ob die gesamte Konstellation überhaupt so bleibt. Wer Frank Williams und Patrick Head kennt, weiß, dass den beiden durchaus noch eine neue Lösung einfallen kann."
Lauda: Das "Transfer-Theater ist doch pervers"
Niki Lauda findet das "Transfer-Theater pervers". Der Österreicher erahnt bereits jetzt Komplikationen für das Jahr 2004: "Wenn Montoya 2004 bei BMW-Williams nicht vom Saisonstart in der WM vorne dabei ist, dann wird er bald demotiviert. Dann kracht es sehr schnell", erklärte er dem 'Blick'. Der Verlierer wäre dann David Coulthard: "Bei McLaren-Mercedes muss ja dieser arme Hund David Coulthard sofort den Platz räumen, wenn Montoya plötzlich frei würde."
Ob Ralf Schumacher bei BMW-Williams im nächsten jedoch eine Vorzugsbehandlung erhält, ist für Lauda derzeit nicht einschätzbar: "Logisch wäre es, wenn sich das Team auf den Fahrer konzentriert, der nicht wegzieht", so der 54-Jährige. "Aber Frank Williams ist ein so komischer Kauz, dass er jetzt wohl auch diesen cleveren Schachzug der frühen Bekanntgabe des Montoya-Transfers von McLaren-Boss Ron Dennis akzeptiert."

