Exklusiv: Glock bremst die Euphorie

(Motorsport-Total.com) - Timo Glock war nach dem Rennen in Budapest ein gefragter Mann. Viel Jubel, viel Rummel und unzählige Interviews musste der Toyota-Pilot noch über sich ergehen lassen, bevor er seinen herausragenden zweiten Rang - und somit ersten Podestplatz in der Formel 1 - endlich einmal für sich allein genießen konnte. Im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com' verriet Glock, wie er die Tage nach Budapest verbrachte und was er beim kommenden Rennen nach der Sommerpause in Valencia erwartet.

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Timo Glock feierte in Ungarn seine erste Podestplatzierung in der Formel 1

Frage: "Timo, du hattest während deiner großartigen Fahrt in Ungarn Magenprobleme. Hast du den Champagner und die Feiern denn gut verdaut?"
Timo Glock: "So eine große Feier war es gar nicht. Eben auch wegen der Magenprobleme. Was aber nicht heißen soll, dass ich am Sonntagabend nach dem Rennen allein im Hotel gesessen habe (lacht). Inzwischen hab ich alle Nachwehen weitestgehend verdaut."#w1#

Trotz Erfolg: Glock bleibt Glock

Frage: "Es gab anschließend einen riesigen Rummel um dich. Manch einer machte schon 'den nächsten Schumi' aus dir. Wie gefällt dir das?"
Glock: "Das geht mir ganz klar zu weit. Sorry, aber ich habe gerade das erste Mal in der Formel1 auf dem Podium gestanden. Da dürfen die Leute nicht denken, das geht jetzt so weiter."

Frage: "Man sah auf den Jubelbildern die Erleichterung deiner gesamten Mannschaft, die sich sichtlich mit dir gefreut hat. Ändert es etwas an deinem Standing im Team?"
Glock: "Das sicher nicht. Ich komme mit dem ganzen Team gut aus. Die Stimmung ist toll und es macht einfach Spaß mit den Jungs zu arbeiten. Der zweite Platz in Ungarn ist ein schöner Lohn für die harte Arbeit und es freut mich, dass ich dem Team etwas zurückgeben konnte."

Frage: "Du wohnst in Köln, gehst oft in die Firma. Gab es einen besonderen Empfang?"
Glock: "Ja, das stimmt, ich bin sehr oft bei Toyota in Köln. Leider hab ich es nach Budapest noch nicht geschafft, also gab es auch keinen besonderen Empfang. Aber wenn ich das nächste Mal da bin, werde ich mich auch noch bei denjenigen bedanken, die nicht in Ungarn waren."

Belohnung: Ein Tag im Kart

Frage: "Bist du stolz auf dich?"
Glock: "Etwas stolz sicherlich schon, aber ich sehe das realistisch. In Ungarn hat alles gepasst. Wir sind auf einem guten Weg und den werden wir fortsetzen. Wir haben noch viel vor."

Frage: "Hast du dich selbst für deine Glanztat irgendwie belohnt?"
Glock: "Nein, nicht wirklich belohnt, jedenfalls nicht, indem ich mir irgendetwas Besonderes gekauft habe. Ich habe einen Termin bei tolimit in Lohne wahrgenommen, einen Tag frei genommen und war einen Tag Kart fahren. Das ist für mich Belohnung genug."

Frage: "Hast du Trulli jetzt endgültig im Griff?"
Glock: "Auch hier müssen wir jetzt mal alle einen Gang zurück schalten. Jarno macht genau wie das ganze Team einen guten Job und hat auch schon auf dem Podium gestanden. In Ungarn habe ich ihn geschlagen, das heißt aber nicht, dass ich jetzt jedes Mal vor ihm stehen werde."

Frage: "Hat die "Haifischflosse" zu deiner Steigerung beigetragen?"
Glock: "Die Flosse war sicherlich eine Verbesserung, aber die Steigerung kam ja nicht über Nacht. Wir hatten schon in den letzten Rennen eine gute Pace, das hat sich langsam entwickelt, das ist ein Prozess der letzten Monate. Fakt ist, dass wir das Auto inzwischen immer besser so hinbekommen, wie ich es mag."

Frage: "Euer Abstand in der Konstrukteurs-WM ist jetzt etwas größer geworden auf Renault und Red Bull. Seid ihr besser als die Konkurrenz im Mittelfeld?"
Glock: "Da wir aktuell auf P4 liegen und die anderen dahinter, sind wir wohl besser (lacht). Spaß beiseite, der Konkurrenzkampf im Mittelfeld der Formel 1 ist die ganze Saison schon sehr eng und das wird so bleiben. Toyota hat aber auf jeden Fall das Potenzial auch am Ende auf Platz vier zu liegen."

Erneuter Kampf in Valencia

Frage: "Nach der Pause geht es in Valencia auf einer neuen Strecke weiter. Hast du die schon angeschaut? Wie findest du sie?"
Glock: "Ich freue mich auf Valencia. Ich habe den Kurs in einem Computer-Game studiert, bin schon drum herum gelaufen und habe einige Bilder von einem F3-Rennen gesehen, das dort vor kurzem stattgefunden hat. Für einen Stadtkurs scheint Valencia recht interessant zu sein."

Frage: "Dürfte euch die Strecke ähnlich gut liegen wie die in Budapest?"
Glock: "Das kann ich noch nicht sagen, weil wir ja wie alle anderen dort noch nicht gefahren sind. Nach dem, was man bisher so weiß, ist jedenfalls wieder Top-Speed gefragt und da müssen wir uns noch weiter verbessern."

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Verdienter Lohn harter Arbeit: Timo Glock auf dem Podest in Budapest Zoom

Frage: "Was muss Toyota noch verbessern, damit ihr den vierten Rang nach Hause bringt?"
Glock: "Wir müssen alle weiterhin jeden Tag 100 Prozent geben und das dann am Wochenende zusammen auf die Strecke bringen. Ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingt."

Frage: "Es ist auffällig, dass oft Piloten nach einem schweren Crash besonders stark zurückkommen. Das war bei Kubica so, bei Kovalainen, früher schon einmal bei Ralf Schumacher - jetzt bei dir. Kannst du das erklären?"
Glock: "Das ist schwierig. Jeder geht mit solchen Unfällen anders um. Ich hatte 2005 in der Champ Car einen ganz ähnlichen Unfall wie in Hockenheim. Als Profi willst du danach schnell wieder ins Auto und Rennen fahren. Der Test in Jerez hat mir geholfen. Du musst dem Team und dem Auto 100 Prozent vertrauen und noch ein bisschen mehr arbeiten."