Erster Test des F60: Massa erschöpft und zufrieden
Trotz eines herben Abtriebsverlustes rechnet man bei Ferrari mit schnelleren Rundenzeiten als im Vorjahr: KERS läuft rund, Felipe Massa zufrieden
(Motorsport-Total.com) - Eine "Rote Göttin" hat sicher schon besser ausgesehen, aber die neuen Regeln hinterlassen auch bei den Topmodels der Formel-1-Szene spuren. Von vorne betrachtet fällt sofort auf: Der breite und tief gezogene Frontflügel hat schon einen Teil der Schneepflug-Optik abgelegt, die spitze Nase des neuen Ferrari F60 strahlt Dynamik aus. Fazit: Gar nicht mal so hässlich, wenn nur der Heckflügel nicht wäre. Einige Details fallen beim neuen Renner aus Maranello schnell ins Auge.

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Felipe Massa fuhr in Mugello die ersten 100 Kilometer mit dem neuen Ferrari F60
Bei den Rückspiegeln läutet man womöglich einen neuen Trend ein, den man vor gar nicht allzu langer Zeit schon einmal erlebte. Ferrari hat die Elemente weit nach außen gezogen und nutzt die kleine Angriffsfläche, um die Luft auf dem Weg zum Heck passend zu lenken. Eine solche Lösung hebt geschickt das eigentliche Verbot von Aerodynamik-Elementen an der Fahrzeugseite aus den Angeln. Der Rückspiegel als kleiner Nachfolger der Barge-Boards?#w1#
Massa nach 100 Kilometern von KERS begeistert
Um kurz nach halb elf am Vormittag jagte Vizeweltmeister Felipe Massa mit der neuesten Kreation aus Maranello erstmals um die Strecke. Nach einer Installationsrunde in Mugello kehrte er zunächst an die Box zurück, dieses Prozedere wiederholte sich wenig später. Am Ende des Tages hatte der neue F60 gerade einmal 100 Kilometer auf dem Tacho. "Es war kein großer Spaß, der erste Testtag ist immer harte Arbeit", sagte der Brasilianer nach dem Debüt.
Angeblich musste Massa seine Fahrt vor allem wegen des breiten und tiefen Frontflügels unterbrechen. Offenbar berührte das neue, gewaltige Leitelement mehrfach Kerbs und Asphalt und wurde dabei beschädigt. "Dass es nach so vielen Änderungen Probleme gibt, ist normal. Aber es war ein wichtiger Tag, es hat besser geklappt, als man erwarten konnte. Und von KERS war ich beeindruckt", fasste der Mann mit der Startnummer 4 zusammen.
Bei Ferrari platziert man das Hybridsystem realtiv weit vorn in der Nähe des Tanks, um so bei den Einsätzen flexibler zu sein. "Wir wollten eine Lösung darstellen, die es uns erlaubt, schnell zu reagieren", erklärte Chefdesigner Nicolas Tombazis in der 'auto motor und sport'. Und weiter: "Der Nachteil soll so gering wie möglich ausfallen, wenn KERS nicht an Bord ist. Wir sprechen da von mindestens 30 Kilogramm, die in einem solchen Falle ersetzt werden müssen."
Schumachers Rat bei Slicks gefragt
Bei Ferrari hatte man Ende des Jahres in einem Übergangsmodell nur mit einer KERS-Attrappe getestet. Nun scheint sich die gemeinsame Entwicklung von Ferrari und Technikpartner 'Magneti Marelli' besser einzuführen als erwartet. Massa hat sich nach eigener Aussage sofort in sein neues Arbeitsgerät verliebt. Nicht nur wegen innerer Werte. Er habe ein "hässliches Auto" erwartet, was okay gewesen sei: "Denn ein hässliches Auto, das schnell ist, ist mir lieber als der umgekehrte Fall. Aber dieses Auto ist schön und schnell."
Die Vizemeisterschaft in der abgelaufenen Saison bescherte Massa das heutige Bonbon der ersten Ausfahrt. Mit leuchtenden Augen schwärmte er: "Das war ein sehr emotionaler Moment." Räikkönens Begeisterung hielt sich beim ersten Anblick in Grenzen. "Wenn man das Auto ein paar Mal gesehen hat, gewöhnt man sich daran", meinte der Finne scheinbar unbeeindruckt und fügte artig an: "Er sieht anders aus, aber trotzdem gut."
In einer "schwierigen Situation'"(Teamchef Stefano Domenicali) zähle man auf die Tipps des inzwischen als Berater tätigen Rekord-Weltmeisters Michael Schumacher. "Michael hat so große Erfahrung wie niemand sonst. Er hat uns einige sehr sehr wichtige Informationen gegeben", sagte Domenicali. Deshalb sei es auch selbstverständlich, dass der siebenmalige Weltmeister bei der Jungfernfahrt des neuen Boliden durch Massa in Mugello vor Ort war. Vor allem in Bezug auf die Bridgestone-Slicks, die erstmals seit 1997 zugelassen sein werden, war Schumachers Urteil dem Konstrukteurs-Weltmeister wichtig.

