Erster Sauber-Sieg wäre möglich gewesen
In einem Rennen der 1.000 möglichen Sieger war gestern auch für Heinz-Harald Frentzen die Sensation zum Greifen nahe
(Motorsport-Total.com) - Alle paar Jahre gibt es Rennen, da kann praktisch jeder gewinnen: Monaco 1996 war so eines, Spa 1998, Magny-Cours und Nürburgring 1999, jetzt eben Interlagos 2003. Und stets spielte Heinz-Harald Frentzen bei diesen Regenschlachten eine bedeutende Rolle.

© Sauber
Kein Vorwurf wegen der verpassten Chance an Frentzen: Peter Sauber
Der Mönchengladbacher hätte vor sieben Jahren beim Regenroulette in Monte Carlo, als Olivier Panis sensationell triumphierte, den allerersten Grand Prix für Sauber gewinnen können ? und musste sich lange anhören, dass er ihn damals aus eigenem Verschulden verschenkt hat. Gestern hätte Frentzen alles nachholen können, was er 1996 verpasst hat, aber wegen eines Drehers in der Anfangsphase konnte er die Chance nicht nutzen.
"Ja, es wäre mehr drin gelegen, aber bitte geh mit Heinz-Harald nicht zu hart um", bat Teamchef Peter Sauber unseren Kollegen Roger Benoit vom 'Blick', der als Kenner und Versteher des Hinwiler Rennstalls gilt. "Schau, was die großen Stars hier abgeliefert haben!" Immerhin rettete Frentzen ja als Fünfter vier wertvolle Punkte für die Weltmeisterschaft ins Ziel, auch wenn zumindest das erste Podium seit genau zwei Jahren möglich gewesen wäre.
Der 35-Jährige selbst, der in seiner Karriere wohl nicht mehr so oft einen Sieg so auf dem Silbertablett serviert bekommen wird wie gestern, redete gar nicht lange um den heißen Brei herum: "Ja, ich rege mich auf. Ja, ich muss mich richtig ärgern. Aber so brutal ist eben die Formel 1. Sie verzeiht dir nichts", erklärte er. Anlass für seinen Ärger war ein Dreher im Frühstadium des Rennens im Senna-S, der ihn weit zurückwarf.
Peter Sauber schickte sein "heißes Eisen" aus taktischen Gründen von der Boxengasse aus ins Rennen, konnte so den Tank des C22 randvoll füllen. Frentzen lag schon an achter Position, doch wegen seines Missgeschicks fiel er zwischenzeitlich an die 16. Stelle zurück. Da hat er den möglichen Sieg aus der Hand gegeben: "Ganz klar mein Fehler, aber bei diesen Bedingungen konnte man fast nichts sehen." Und: "Keiner hatte so viel Benzin an Bord wie ich."
Im 'Blick' schrieb Benoit dann weiter, dass Frentzen während des Gesprächs mit ihm sogar "feuchte Augen" hatte, offenbar durchaus realisierte, was ihm da durch die Lappen gegangen ist. Auch wenn es schlussendlich nicht aufgegangen ist, hat der "alte Hase" aber wieder einmal seinen Instinkt für chaotische Rennen bewiesen ? und nicht zuletzt auch den nötigen Biss, um mit einem Sauber überhaupt in vordere Regionen fahren zu können...

