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  • 11.05.2006 13:28

Erste Schattenseiten der "Alonsomania"

Fernando Alonso steht am kommenden Wochenende mehr im Mittelpunkt als ihm lieb ist und übt bereits Kritik an der einheimischen Presse

(Motorsport-Total.com/sid) - Er wird in Spanien fast schon verehrt wie König Juan Carlos, doch vor dem Heimspiel in Barcelona bringt die "Alonsomania" die ersten Schattenseiten für den jüngsten Formel-1-Weltmeister aller Zeiten. "Wenn ich in einem anderen Land ankomme, werde ich mit Respekt behandelt. Aber hier werde ich bis ins Restaurant verfolgt und kann mich nicht frei bewegen", beschwert sich Fernando Alonso vor dem Großen Preis von Spanien vor allem über die heimische Presse.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Schon im Vorjahr feierten abertausende Alonso-Fans ihren Nationalhelden

Zudem schwelt weiter der erste Zwist des Champions mit seinem Renault-Team, das er zum Saisonende verlassen wird. Nachdem er schon am Nürburgring nach der zweiten Niederlage in Folge gegen Michael Schumacher bei der Siegerehrung eine Leichenbittermiene zur Schau gestellt und danach von seinem Rennstall Verbesserungen in allen Bereichen gefordert hatte, verschoss er nun den nächsten Giftpfeil.#w1#

Alonso freut sich auf McLaren-Mercedes

Bei einer Sicherheitskampagne von Renault für Kinder im Straßenverkehr schwärmte Alonso von seinem künftigen Dienstwagen, dem Silberpfeil von McLaren-Mercedes. "Ich bin davon überzeugt, dass ich 2007 das beste Auto der Formel 1 haben werde", sagte Alonso, der nach den guten Auftritten von Ferrari-Star Schumacher offenbar nervös geworden ist.

Möglicherweise sieht er insgeheim auch schon für sein Heimrennen, bei dem ihm ein Sieg noch fehlt und viel bedeuten würde, seine Chancen schwinden. Dazu kommt noch der große Erwartungsdruck der eigenen Fans, den er nach eigener Aussage aber abschüttelt. "Wenn ich im Auto sitze und das Visier runterklappe, spielt das ohnehin keine Rolle mehr", sagte Alonso.

Erst einmal muss er aber im Auto sitzen. Bis dahin muss er sich - wie früher Schumacher in Hockenheim oder am Nürburgring - irgendwie seinen Weg durch die Fans bahnen. "Es sind so viele Fans da. Das kann schon ein bisschen stressig sein. Aber ich versuche, das Wochenende zu genießen", meinte er.

Dazu kommen für den kleinen Mann aus der Region Asturien, aus der am Sonntag allein 2.000 Mitglieder seines Fanklubs auf den Tribünen sitzen werden, noch zahlreiche zusätzliche Sponsoren- und PR-Termine. Zudem hat sich für den Sonntag auch noch der höchste Besuch überhaupt angesagt. Der König, der Alonso sonst nach Siegen schon mal auf dem Handy anruft, wird selbst zur Rennstrecke kommen. Juan Carlos ist bereits in Barcelona, wo der begeisterte Segler am Wochenende an einer Regatta teilnimmt.

Spanien steht Kopf: Alonso vor seinem Heimrennen

Die blaue Begeisterung - blau als Farben von Renault und Asturien - nimmt zudem langsam Formen an wie die "Schumania" in Deutschland vor mehr als zehn Jahren. Die spanischen Fans, die sich vor ein paar Jahren nur für Motorrad-Rennen begeisterten, sorgen von Jahr zu Jahr für Zuschauerrekorde. 130.000 werden es in diesem Jahr am Sonntag sein, dank neuer Zusatztribünen rund 15.000 mehr als 2005. Am Samstag wird erstmals eine neue Alonso-Kappe zum Stückpreis von 12 Euro verkauft, und Alonsos Management setzt bei der Suche nach billigen Plagiaten auf die Hilfe der spanischen Polizei, die scharfe Kontrollen angekündigt hat.

Auch bei der Flucht vor den eigenen Fans orientiert sich Alonso an Schumacher. Als sich der Kerpener kurz nach dem Beginn seiner einzigartigen Karriere in Deutschland nicht mehr frei bewegen konnte, siedelte er zuerst nach Monte Carlo und später in die Schweiz über, wo er sein Privatleben völlig abschottet. Alonso wohnt jetzt bereits in Oxford und hat sich zudem kürzlich ein Chalet in Chateaux d'Oex zugelegt, wenige Kilometer entfernt von der Villa von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone in Gstaad.

Eines weiß Alonso aber jetzt schon ganz genau. "Michael Schumacher fährt bereits seit 15 Jahren in der Formel 1", meinte der Spanier: "So lange sehe ich mich nicht in der Königsklasse."