• 11.05.2006 10:55

  • von Inga Stracke

Inga on Tour: Formel-1-Action auf Gaudis Spuren

'F1Total.com'-Reporterin schwärmt von der pulsierenden Kulturmetropole Barcelona und beschäftigt sich mit der Geschichte der Formel 1 in Spanien

(Motorsport-Total.com) - Hallo, liebe Formel-1-Fans! Viva l'Espagna, hola Barcelona! Ein wunderschönes Land und Barcelona eine traumhafte Stadt! In den ersten Jahren habe ich mir regelmäßig den Montag nach dem Rennen frei genommen und bin zu Fuß mit Stadtführer so richtig touristenmäßig durch Barcelona gewandert. Ich mag diese Stadt mit der faszinierenden Architektur von Gaudi, der es tatsächlich immer wieder vermieden hat, Ecken zu bauen.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Den 'Circuit de Catalunya' kennen die Formel-1-Fahrer und -Teams bestens

Traumhaft: der Parc Güell, die lebhafte Stimmung in den Ramblas und die absolut unglaubliche Sagrada Familia: Die Kirche, für die Gaudi den Auftrag 1883 übernommen hatte und an der er bis zu seinem Tod 1926 gearbeitet hat, ist noch immer unvollendet. Das vordere Portal mit seinen quadratischen Figuren wirkt wie vom anderen Stern. Jedes Jahr, wenn ich wieder nach Barcelona komme, sind wieder Teile hinzugebaut worden, doch fertig ist die Sagrada noch lange nicht.#w1#

In Barcelona liegen Kultur und Kunst in der Luft

Sagrada Familia

Die Sagrada Familia wartet noch immer auf ihre endgültige Fertigstellung Zoom

Überall in der Stadt atmet Kunst. Fast überall liegt sie in der Luft. Nicht nur Gaudi, auch Miró und Picasso hatten in der katalanischen Stadt deutlichen Einfluss. Bewundernswert auch der Montjuïc, zu dem früher die alte Formel-1-Strecke hinaufführte; er wurde zur Weltausstellung 1929 umgebaut. Mir hat besonders das Pueblo Espanyol, (zu deutsch: spanisches Dorf) gefallen, in dem jedes Haus eine andere Region der iberischen Halbinsel repräsentiert.

Traumhaft schön ist das gotische Viertel hinter der Kathedrale. Wer etwas erleben will, kann den Abend am olympischen Hafen beginnen. Hier locken zahlreiche Restaurants mit Meeresfrüchten aller Art. Dazwischen vollenden kleine Cafés und Bars mit temperamentvoller spanischer Musik das stimmungsvolle Bild. Naja, unpassender Weise hat sich allerdings auch eine Pizzakette darunter gemischt. Dafür gibt es kein "Hut" ab - wer will auch schon italienische Leibspeisen in Spanien zu sich nehmen? Ich empfehle Paella oder den traditionellen Schinken ("crudo") - ein Genuss.

Klasse ist Barcelona auch zum Einkaufen. Auch hier ein Tipp: Wessen Geldbeutel nicht gerade überquillt, sollte von den (teuren) Hauptstraßen in die kleinen Seitengässchen gehen. Und wer sich normalerweise scheut, in fremden Städten Auto zu fahren, der wird in Barcelona kein Problem haben! Abgesehen von der Avenida Diagonal, die ihrem Namen nach diagonal durch die Stadt verläuft, ist das Zentrum in übersichtlichen Blöcken gebaut, die alle gleich groß sind - also auch für chronisch desorientierte Erdenbürger durchaus einfach.

Wer etwas Besonderes genießen will, sollte im (Design-)Hotel 'Claris', in der Pau Claris 150, absteigen oder wenigstens vorbeischauen! Es lohnt sich. Das Hotel ist nicht nur ausgestattet mit Fitnesscenter, Sauna und Dachterrassenpool, sondern beherbergt auch noch eine der größten frühzeitlichen kolumbianischen Kunstsammlungen Spaniens. Die Bilder und Skulpturen zieren das Foyer und auch die Hotelzimmer und luxuriösen Suiten. Diese sind durchweg individuell ausgestattet, wunderschön und einfach etwas Besonderes. Übrigens: Die Teams wohnen meist im vergleichsweise unspektakulären 'Alpha Hotel' nahe der Rennstrecke oder im Luxushotel 'Rej Juan Carlos' in der City.

Barcelona ist Spaniens zweitgrößte Stadt

Barcelona aus der Vogelperspektive

So sieht Spaniens zweitgrößte Stadt Barcelona aus der Vogelperspektive aus Zoom

Nun ein bisschen Länderkunde: Barcelona liegt in Katalonien, in den vier spanischen Provinzen Girona, Barcelona, Lleida und Tarragona herrscht sogar offiziell Zweisprachigkeit: Spanisch und Katalanisch! Rund sechs Millionen Menschen sprechen Katalanisch. Barcelona ist die zweitgrößte Stadt Spaniens und zugleich der wichtigste Handelshafen des Landes.

Da die meisten Formel-1-Teams Barcelona als Winterteststrecke benutzen, ist sie fast schon eine zweite Heimat und den Piloten wohlbekannt. Ausreichend Daten wurden während monatelanger Tests gesammelt. Der 'Circuit de Catalunya' liegt etwa 30 Kilometer nördlich von Barcelona und gehört zu den technisch fortschrittlichsten und modernsten im Formel-1-Zirkus.

Die Anlage bietet Abwechslung - Platz zum Überholen gibt es zwar kaum, aber dafür eine bei den Fahrern beliebte Rechtskurve am Ende der Start- und Zielgeraden. Doch durch die schnellen Kurven ist Barcelona für die Fahrer eine der körperlich anstrengendsten Strecken - vor allem die Nackenmuskulatur wird im V8-Zeitalter noch stärker als bisher beansprucht.

Die Strecke ist 4,627 Kilometer lang, charakteristisch sind vor allem die langen schnellen Kurven, die aerodynamische Effizienz erfordern. Vor allem die Reifen sind ein kritisches Thema, vergleichbar nur mit Strecken wie Silverstone, Spa-Francorchamps und Suzuka.

Besonders die Vorderreifen werden in den zahlreichen Kurven des 4,627 Kilometer langen Asphaltbandes extrem beansprucht. Da es sich mehrheitlich um Rechtskurven handelt, ist es vor allem für den linken vorderen Pneu sehr hart.

Fast 100 Jahre Grand Prix von Spanien

Erinnerungen an Olympia 1992

Vieles erinnert in der Stadt noch an die Olympischen Sommerspiele im Jahr 1992 Zoom

Dieses Jahr findet in Barcelona der 36. spanische Grand Prix statt, der zur Formel-1-WM zählt, insgesamt jedoch ist es der 50. Der erste Spanien-Grand-Prix wurde 1913 gestartet, er dauerte drei Runden, doch der Kurs ('Circuit al Guadarrama') war 90,5 Kilometer lang. Carlos de Salamanca gewann mit einem Rolls-Royce!

Von 1914 (Sieger: Henry Seagrave auf Sunbeam) bis 1935 (Sieger: Rudolf Caracciola auf Mercedes) fand das Rennen auf dem 'Lasarte Circuit' außerhalb San Sebastians statt. Der so genannte Penya-Rhin-Grand-Prix (1933-36), der oft mit dem spanischen Grand Prix verwechselt wird, wurde in Barcelonas Montjuïc Parc gefahren.

Alles in allem fand der Spanien-Grand-Prix bislang auf fünf verschiedenen Rennstrecken statt: Pedralbes (1951, 1954), Jarama (neunmal zwischen 1968 und 1981), Montjuïc (viermal zwischen 1969 und 1975), Jerez (1986 bis 1990) und Barcelona (seit 1991).

Der spanische Grand Prix steht sogar im Buch der Rekorde für den Grand-Prix-Sieg mit dem größten Rennabstand zum Verfolger: 1969 gewann - im Montjuïc Parc - Jackie Stewart (Matra-Ford) mit über zwei Runden Vorsprung vor Bruce McLaren (McLaren-Ford). 1986 schlug außerdem Ayrton Senna (Lotus-Renault) Nigel Mansell (Williams-Honda) mit nur 0,014 Sekunden Vorsprung in Jerez.

Insgesamt nur acht spanische Piloten haben bis heute einen Heim-Grand-Prix bestritten: Chico Godia (1951, 54), Alex Soler-Roig (1970 bis 1972), Emilio de Villota (1976 bis 1978), Adrian Campos (1987) und Luiz Perez-Sala (1988 und 1989). 1999 debütierten Marc Gené und Pedro de la Rosa, 2001 fuhr Fernando Alonso für Minardi hier sein erstes Heimrennen.

Eure Inga Stracke von der Strecke!