Erinnerungen an Jaguar-Gate: Warum Newey bei McLaren blieb

2001 kämpften McLaren und Jaguar um die Dienste von Adrian Newey - Der Star-Designer erklärt, warum er damals kalte Füße bekam

(Motorsport-Total.com) - Adrian Newey zählt nicht erst seit den Erfolgen der von ihm entworfenen Red-Bull-Autos zu den begehrtesten Designern in der Formel 1. Auch während seiner Tätigkeit bei Williams und McLaren buhlten immer wieder andere Teams um die Dienste des Weltmeistermachers. Zu einer kontroversen Situation kam es dabei 2001, als Newey auf dem Sprung zum Jaguar-Team war, dann aber doch bei seinem bisherigen Arbeitgeber McLaren blieb.

Titel-Bild zur News: Bobby Rahal, Adrian Newey

Bobby Rahal hatte Adrian Newey 2001 zu Jaguar gelotst - doch dann kam es anders Zoom

Dies sei ursprünglich auch sein Ziel gewesen, erinnert sich Newey 13 Jahre später im Gespräch mit der britischen Tageszeitung 'The Telegraph', doch die Verhandlungen mit Teamchef Ron Dennis über die Verlängerung seines Ende 2001 auslaufenden Vertrags gerieten ins Stocken."Es ging um das leidige Thema Geld. Ich erwartete zumindest das, was ich bisher bekam, aber Ron bot mir 75 Prozent dessen an", sagt Newey.

"Zur gleichen Zeit machte mir mein alter Freund Bobby Rahal ein Angebot beim Formel-1-Team von Jaguar", erinnert sich der Designer. Newey und der damalige Jaguar-Teamchef Rahal kannte sich seit 1984. Damals wurde Newey im Alter von gerade einmal 25 Jahren Renningenieur des Indycar-Piloten Rahal. Aus der Zusammenarbeit entwickelte sich eine enge Freundschaft.

Ablösung von Rahal ließ Newey zögern

Diese war auch die Basis für die angedachte Zusammenarbeit. Doch dann bekam Newey kalte Füße und blieb schließlich doch bei McLaren. Dafür waren zwei Gründe ausschlaggebend. "Ich erkannte dass die interne Politik bei Jaguar nicht gut war. Bobby stand vor der Entmachtung. Und Ron bot mir an, mein Gehalt zu verdreifachen. Also blieb ich." Im Hintergrund hatte bei Jaguar zu diesem Zeitpunkt längst schon Niki Lauda das Sagen, der Rahal schließlich im August 2001 auch als Teamchef ablöste.

Nach einer juristischen Auseinandersetzung blieb Newey schließlich bei McLaren. Zum Jaguar-Team sollte er später allerdings doch noch wechseln. Allerdings erst im Jahr 2006, nachdem der Rennstall von Red Bull übernommen und ungetauft worden war. Interessante Parallel zur Gegenwart: Bei der Unterzeichnung des neuen Vertrags sagte Dennis Newey damals zu, er könne sich neben der Formel 1 um "andere technische Herausforderungen" kümmern - woraus allerdings nie etwas wurde. Ähnlich äußerte sich Red Bull vor kurzem bei der Verlängerung des Kontrakts mit Newey.


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Dieser wurde bei McLaren allerdings nicht mehr richtig glücklich, denn vor dem Hintergrund seiner Verhandlungen mit Jaguar hatten die Teamverantwortlichen die internen Strukturen verändert. "Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er (Dennis; Anm. d. Red.) Martin Whitmarsh (damals Geschäftsführer des Formel-1-Teams; Anm. d. Red.) eine Standpauke gehalten hatte, weil er zugelassen hatte, dass das Team von einer einzigen Person derart abhängig war", sagt Newey.

Schleichende Entmachtung bei McLaren

"Daher schuf Whitmarsh das sogenannte Matrix-System, das tiefgehende Verbindungen innerhalb des Unternehmens schaffen sollte. In Wahrheit war es nur eine Absicherung, damit im Fall meines Wechsels der Übergang nahtlos sein sollte", so Newey. Diese Matrix sollte ihm gut ein Jahr später das Leben schwer machen.

"2003 habe ich dann das schlimmste Auto abgeliefert, das ich jemals entworfen habe. Es war zu ambitioniert und aerodynamisch viel zu heikel", erinnert sich der Designer an den berüchtigten MP4-18, der nie in einem Rennen eingesetzt wurde. Newey radikale Aerodynamik verursachte bei Testfahrten mehrere schwere Abflüge, zudem starb der Mercedes-Motor aufgrund der zu engen Seitenkästen regelmäßig den Hitzetod.

"2003 habe ich dann das schlimmste Auto abgeliefert, das ich jemals entworfen habe." Adrian Newey

Während das Team mit einem überarbeiteten Vorjahresauto in die Formel-1-Saison 2003 startete, war für Newey klar: Ein neues Auto mit neuem Chassis muss her. Doch die Entscheidung über dessen Bau durfte der Designer nicht alleine fällen. "Martin organisierte ein Treffen mit den Teilnehmern der Matrix, in dem über den Bau des neuen Autos abgestimmt wurde. Das Ergebnis lautete 'Nein'", so Newey.

Ende 2005 nahm Newey dann bei McLaren seinen Hut, doch statt eines zunächst angedachten Sabaticals nahm er bei Red Bull eine neue Herausforderung an und schrieb dort seine Erfolgsgeschichte fort.