• 15.02.2017 09:13

  • von Christian Nimmervoll & Daniel Halder

Eric Boullier: Streit um Wunder-Aufhängung geht weiter

Der McLaren-Rennleiter denkt, dass Ferrari im Streit um die "aktiven" Fahrwerke von Mercedes und Red Bull keine Ruhe geben wird - Politische Schachzüge mit der FIA

(Motorsport-Total.com) - Weniger Politik, mehr Action auf der Rennstrecke. Das erhoffen sich viele Formel-1-Fans nach dem Ende von Bernie Ecclestone von der "neuen" Formel 1 unter Liberty Media. Doch schon vor dem Saisonstart überschattet ein neuer Technik-Zoff die Königsklasse. Wie berichtet, war Ferrari bei einer Sitzung der technischen Arbeitsgruppe in der vergangenen Woche in Genf mit dem Versuch gescheitert, die "aktiven" Fahrwerke von Mercedes und Red Bull verbieten zu lassen. Die nächste Möglichkeit zu einem offiziellen Protest bietet sich der Scuderia beim Saisonstart in Melbourne.

Titel-Bild zur News: Eric Boullier

Eric Boullier will langfristig wieder aktive Aufhängungssysteme in der Formel 1 Zoom

Dass die Diskussionen noch lange nicht ausgestanden sind, schwant auch McLaren-Rennleiter Eric Boullier. "Das Thema ist noch nicht durch. Nahezu alle Teams haben uns diesbezüglich kontaktiert. Ferrari interpretiert den Rahmen der Möglichkeiten offenbar etwas anders. Jetzt wollen sie ihre Ansicht durchdrücken", erklärt er in Turin, wo sich die Formel-1-Größen am Dienstag auf Einladung von Reifenhersteller Pirelli trafen.

Die "Wunder-Aufhängungen" von Mercedes und Red Bull bereiten den Ferrari-Ingenieuren seit langem Kopfzerbrechen. Ähnlich wie beim 2014 verbotenen FRIC-Fahrwerk scheinen die Silberpfeile einen Weg gefunden zu haben, auf mechanische Art und Weise während der Fahrt Rollsteifigkeit und Bodenfreiheit an die Fahrbahn anzupassen. So soll sich das Auto auf der Geraden absenken, um einen Strömungsabriss am Diffusor zu generieren, der die Boliden schneller macht.

"Es ist doch logisch, dass das manch anderen Teams nicht gefällt", erklärt Boullier die Proteste der Scuderia. "Wenn man in der Formel 1 gewinnen will, dann zählen nicht nur Ergebnisse auf der Strecke, sondern auch die politischen Schachzüge haben großen Einfluss." Mit ihrer Interpretation des "aktiven" Fahrwerks bissen die Ferrari-Ingenieure bei der FIA jedoch bislang auf Granit. "Das Reglement ist im Bereich der Aufhängungen ziemlich restriktiv. Alles ist dort immer eine Frage der Interpretation. Dabei kommen völlig unterschiedliche Dinge heraus. Ferrari will nun seine Interpretation durchsetzen und sie von der FIA für rechtmäßig erklären lassen", erklärt der McLaren-Rennleiter den Zoff.

Große Hoffnungen auf eine schnelle Einigung in ihrem Sinne dürfen sich die Italiener aber wohl nicht machen. "Wir haben erst einmal einen Konsens mit der FIA erreicht. Sprich: Wir lassen das Regelwerk erst einmal so wie es jetzt ist", stellt Boullier klar, der das Thema Aufhängung sogar "lustig" findet. "Ich persönlich bin sogar der Meinung, dass wir irgendwann unbedingt wieder dorthin kommen müssen, wo man im normalen Automobilbau der heutigen Zeit ist. Das bedeutet, dass man aktive Aufhängungen entwickelt. Dann wäre die aktuelle Diskussionen hinfällig", so der 43-Jährige abschließend.