• 11.06.2006 16:49

  • von Adrian Meier

Enttäuschendes Rennen für Toyota

Ralf Schumacher wurde in der ersten Runde Opfer einer Kollision, Jarno Trulli schaffte vom letzten Startplatz nur Rang elf - TF106B bewies jedoch Potenzial

(Motorsport-Total.com) - Für Toyota verlief der heutige Grand Prix von Großbritannien enttäuschend, nachdem man sich vor dem Rennen noch große Hoffnungen auf eine gute Platzierung gemacht hatte. Auch im Rennen konnte Jarno Trulli das Potenzial des rundum verbesserten TF106B, der in Silverstone nach Monaco zu seinem zweiten Einsatz kam, aufblitzen lassen, doch nach seinem Motorschaden im Qualifying und dem daraus resultierenden Start aus der letzten Reihe lag nicht mehr als ein enttäuschender elfter Rang für den Italiener in Reichweite.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Jarno Trulli musste die Toyota-Farben heute schon früh alleine hoch halten

Vor dem Start ruhten indes große Hoffnungen auf Ralf Schumacher, der sich gestern für Startplatz sieben qualifiziert hatte. Der Deutsche wurde jedoch nach einem miserablen Start bereits in der ersten Runde in Becketts von Scuderia-Toro-Rosso-Pilot Scott Speed angeschoben, anschließend schlitterte der Bolide des Deutschen zurück auf die Strecke, wo er von Mark Webber im Williams heftig getroffen wurde, seinem Boliden jedoch immerhin unverletzt entsteigen konnte.#w1#

Keine Schuldzuweisungen nach Kollision

Der Deutsche wollte anschließend jedoch keinem der Beteiligten die Schuld für den Vorfall geben: "Das war leider eines jener Vorkommnisse, die im Rennsport passieren", erklärte er. "Es begann alles mit meinem sehr schlechten Start. Ich habe zu viele Positionen verloren und befand mich in der Folge in dichtem Verkehr. So können sich solche Dinge entwickeln, denn in einem Durcheinander wie diesem hat niemand viel Platz", gab Schumacher zu Protokoll.

"Es war ein Rennunfall, bei dem niemand verantwortlich zu machen ist." Ralf Schumacher

"Ich hatte überall um mich herum andere Autos, es war also sehr schwierig, genau zu sehen, was passiert ist, aber auf jeden Fall wurde ich von hinten angeschoben", schilderte er den Unfallhergang. "Das schickte mich in einen Dreher, daher konnte ich nicht verhindern, mich in Marks Linie zu drehen. Es war ein Rennunfall, bei dem niemand verantwortlich zu machen ist, denn niemand macht so etwas mit Absicht", stellte er klar.

"Aber das ist bereits das zweite Mal in Folge, dass wir am Start Schwierigkeiten hatten, daher sollten wir daran arbeiten, das zu verbessern", forderte Schumacher. Die gleiche Beobachtung machte auch Toyota-Teamchef Tsutomu Tomita: "Wir haben in den vergangenen Tagen hart an unseren Starts gearbeitet, daher kam es überraschend, dass Ralfs Auto nur so langsam vom Fleck kam. Wir werden definitiv genau untersuchen, was da passiert ist."

Team war zu Beginn des Wochenendes zuversichtlich

"Es war sehr schade, denn wenn man die Strategie in Betracht zieht, auf der er unterwegs war, dann war er ganz klar schwerer als die Autos vor ihm, daher war er auch im Qualifying sehr konkurrenzfähig unterwegs", sah der Japaner darin eine Bestätigung für Schumachers gestrige gute Leistung in der Qualifikation.

"Wir wussten, dass wir bei Jarno aggressiv vorgehen mussten." Tsutomu Tomita

Überhaupt habe das Wochenende für den in Köln beheimateten Rennstall sehr hoffnungsvoll begonnen: "Am Freitag war die Atmosphäre im Team aufgrund der Performance des Autos und der Reifen hier sehr gut. Aber dann begann unser Pech mit Jarnos Motorschaden im Qualifying, und als Ralfs Auto dann heute in der ersten Runde abgeschossen wurde bedeutete das, dass unsere beiden Autos effektiv keine Chance mehr hatten", trauerte Tomita den entgangenen Chancen nach.

Nach Schumachers Ausscheiden ruhten die Hoffnungen einzig auf Trulli, der sich gerade in den ersten Runden des Rennens durch das Feld nach vorn arbeiten konnte und in der 18. Runde überraschend den Reigen der Boxenstopps eröffnete: "Wir wussten, dass wir bei Jarno aggressiv vorgehen mussten, und es lief alles nach Plan. Er hatte einen sehr guten Start und eine gute erste Runde. Unsere Strategie war es dann, bei ihm einen frühen Boxenstopp zu machen, um einen Vorteil aus den guten Rundenzeiten ziehen zu können, die wir auf neuen Reifen erwarteten", erklärte Tomita die Strategie des Italieners.

Gute Strategie bei Trulli

"Beim ersten Boxenstopp funktionierte das gut, es brachte ihn an Coulthard vorbei. Wir versuchten dann den gleichen Trick beim zweiten Stopp mit Barrichello, und das hätte ebenfalls funktioniert, bis er im Verkehr hängen blieb", beschrieb der Teamchef weiter. Die einzig positive Erkenntnis des Rennens waren für Toyota damit im heutigen Grand Prix lediglich die guten Zeiten Trullis, der mit seinem Boliden gut zurecht kam.

"Das Auto war gut ausbalanciert, daher konnte ich richtig hart kämpfen." Jarno Trulli

"Jarno war mit seinem Auto zufrieden, er hat viel Druck gemacht, und es wäre für ihn nahezu unmöglich gewesen, sich besser zu schlagen", lobte Tomita. Auch der Italiener selbst war trotz seinem schwierigen Rennen zufrieden: "Es ist immer harte Arbeit, vom Ende des Feldes da draußen zu starten, aber ich hatte dennoch Spaß. Silverstone war noch nie der leichteste Ort für Überholmanöver, aber dennoch konnte ich eine Menge Autos am Start und innerhalb der ersten drei oder vier Runden hinter mir lassen", erklärte Trulli.

"Das Auto war gut ausbalanciert, daher konnte ich richtig hart kämpfen", lobte er sein Dienstfahrzeug und bedankte ich überdies bei seiner Mannschaft für die gute Strategie: "Dank der guten Strategie des Teams waren wir in der Lage, beim ersten Boxenstopp noch einige weitere Positionen zu erobern." Mehr als Rang elf sei aber dennoch nicht in Reichweite gewesen, schließlich gestalteten sich Überholmanöver auf der Strecke als sehr schwierig.

TF106B bewies im Rennen erneut Potenzial

"Die Pace unserer Autos rückt den Top-Teams näher." Tsutomu Tomita

"Es ist hier sehr hart, nahe an dem Auto vor einem dran zu bleiben, daher konnten wir nicht erwarten, aus unserer Position Punkte einfahren zu können. Aber dennoch bin ich sowohl mit meiner Performance als auch mit der des TF106B zufrieden. Es sieht so aus, als sei das Auto ein definitiver Schritt vorwärts", zeigte sich Trulli zuversichtlich.

Davon war auch Teamchef Tomita überzeugt: "Jarnos Rundenzeiten waren sehr ermutigend, besonders im zweiten Stint. Die Pace unserer Autos rückt den Top-Teams also näher. Wir müssen jetzt einfach unsere Entwicklung und unsere Zuverlässigkeit weiter vorantreiben, um diese einzuholen", erklärte der Japaner. In Vorbereitung auf den Grand Prix von Kanada in Montréal, der in zwei Wochen stattfindet, wird Toyota in der kommenden Woche den TF106B im italienischen Monza weiter erproben.