• 07.12.2008 09:31

  • von Roman Wittemeier

Eng: "Es war einfach nur geil"

Der Österreicher Philipp Eng im Interview über seine Fahrt im Formel-1-Boliden, die Arbeit mit den Technikern und die Pläne für die Zukunft

(Motorsport-Total.com) - Philipp Eng ist ein echter Glückspilz: Der Sieger des Formel BMW Weltfinales 2007 durfte am Donnerstag zur Belohnung fast 30 runden im Formel-1-Boliden des BMW Sauber F1 Teams drehen. Nach diesem beeindruckenden Erlebnis in Mexiko City stieg der 18-Jährige mit einem strahlenden Lächeln aus dem Auto - und mit der Gewissheit: Die Formel 1 ist das Karriereziel. Unverhofft kam der Österreicher am Samstag zu weiteren Formel-1-Runden, die ihm das Team auf sauberer Strecke zugestand. Im Interview mit 'Motoorsport-Total.com' beschrieb Eng sofort nach dem Abstellen des Triebwerks seine ersten Eindrücke.

Titel-Bild zur News: Philipp Eng

Philipp Eng ist der nächste Österreicher, der an die Formel-1-Tür klopft

Frage: "Philipp, wie ist das Leben als Formel-1-Fahrer?"
Philipp Eng: "Naja, noch ist es ja nicht richtig soweit. Das waren ja erst einmal nur ein paar Runden - aber eine super Erfahrung! Als ich am Ende der Boxengasse den Drehzahllimiter ausgestellt habe und auch beim ersten Bremsen - das war schon der Hammer. Die Bremsen und die Beschleunigung sind mit einem Formel-1-Auto der Wahnsinn! Im hinteren Teil der Strecke gibt es schnelle S-Kurven. Was man dort an Geschwindigkeit mitnehmen kann, ist einfach nicht vorstellbar."#w1#

Erst Gas geben, dann Daten analysieren

Frage: "Hast du dich erschrocken?"
Eng: "Erschrocken nicht richtig, weil ich mir so etwas in der Art gerechnet habe. Aber es war einfach nur geil!"

Frage: "Bist du traurig, dass du voraussichtlich nun wieder deutlich langsamere Autos fahren musst?"
Eng: "Das hat mich einfach total motiviert, damit ich meine Arbeit nun noch besser weiterführe, um dann früher oder später vielleicht regelmäßig fahren zu dürfen."

Frage: "Es gab nach deinen Formel-1-Runden ein echtes Debriefing mit den Ingenieuren. Was habt ihr dort besprochen?"
Eng: "Zunächst einmal bin ich sehr gut mit dem Ingenieur ausgekommen. Der hatte mir schon im Vorfeld sehr viele Informationen gegeben. Beim Debrief haben wir einfach die Daten angeschaut. Er hat mir gesagt, wo ich noch Fehler mache. Ich denke aber, dass ich einen guten Job gemacht habe. Die Strecke war noch sehr dreckig. So gesehen war meine Zeit sicherlich nicht schlecht."

Frage: "Im Vorfeld hast du eine ausführliche Einweisung bekommen. Wird man nicht allein von den Verstellmöglichkeiten am Lenkrad geradezu erschlagen?"
Eng: "Ja, das ist schon arg. Das ist wirklich ein Gerät, mit dem kann man das komplette Auto auf den Kopf stellen. Ich habe nicht alle Funktionen benutzt. Ich habe sehr wenige benutzt, um ehrlich zu sein. Aber das war auch nicht so wichtig. Mit diesen Funktionen kann man vielleicht die letzten drei oder vier Zehntel herauskitzeln. Das war jetzt am Anfang wirklich nicht so wichtig."

Noch zwei Schritte bis in die Königsklasse?

Frage: "Was wirst du zu Hause von diesem Formel-1-Erlebnis erzählen?"
Eng: "Ich bevorzuge es eigentlich, das nicht so an die große Glocke zu hängen. Es ist auch nur ein Auto mit vier Rädern. Es ist das schnellste Auto, das es gibt, aber ich bin es ja nur kurz mal gefahren. Das nützt nichts. Ich muss meinen Weg weitergehen und dann schauen, wo ich herauskomme."

Philipp Eng

Am Samstag kam Philipp Eng unerwartet zu weiteren Runden im Formel 1 Zoom

Frage: "Wie haben deine Eltern reagiert? Hatten die etwas Angst um dich?"
Eng: "(lacht; Anm. d. Red.) Ich habe es natürlich erzählt. Als ich herausgefahren bin, waren die sicherlich stolz. Vielleicht waren auch leichte Bedenken dabei, aber man muss sich natürlich keine allzu großen Sorgen machen. Die Autos sind so dermaßen sicher. Das beste Beispiel ist wohl Robert Kubica mit seinem Unfall in Kanada. Im Ernstfall passiert da wenig, so sicher sind diese Autos."

Frage: "Was steht denn im Jahr 2009 für dich an?"
Eng: "Das ist noch nicht ganz sicher. Aber es wird in einer Formelserie sein, die mich weiter in Richtung Formel 1 führt. GP2 ist es nicht. Das wäre wohl noch etwas zu früh."

Frage: "Tut man sich nach der Formel BMW etwas schwer, sich für die richtige der vielen weiteren Nachwuchsserien zu entscheiden?"
Eng: "Die Formel BMW ist eine sehr umkämpfte Serie geworden. Sie ist noch besser geworden. Ich habe das selbst bei meinen drei Rennen in der Formel BMW Europa erfahren - da ist jedes Rennen wie ein Weltfinale. Ob es vielleicht zu viele Serien gibt, ist schwer zu sagen. Ich denke, der Weg sollte aus der Formel BMW über die Formel 3 oder über die Renault-World-Series in die GP2 führen."