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Eddie Jordan: "Schumacher war nicht meine erste Wahl"
Eddie Jordan brachte Michael Schumacher 1991 in die Formel 1, dabei offenbarte der Ire nun, dass dies eine rein finanzielle Entscheidung war
(Motorsport-Total.com) - Eddie Jordan gilt als der Mann, der Michael Schumacher in die Formel 1 hievte - mit Mercedes als Steigbügelhalter. Der Ire benötigte vor dem Belgien-Grand-Prix 1991 einen Ersatz für Bertrand Gachot, der wegen eines Angriffs mit Reizgas auf einen Taxifahrer in London zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Schumacher bot sich an, sein Manager Willi Weber erklärte sogar, dass sein Schützling den Kurs in Spa-Francorchamps schon kenne, denn dies war eine Voraussetzung von Jordan. In Wahrheit kannte der Kerpener den anspruchsvollen Kurs nur aus der Zuschauerperspektive.

© xpb.cc
Eddie Jordan: "Ich habe Michael gewählt, weil er zahlen konnte"
Letztlich bekam Schumacher das Cockpit, doch ohne das Geld, das Mercedes dafür auf den Tisch legte, hätte die Formel-1-Karriere des heutigen siebenfachen Weltmeisters nicht zu diesem Zeitpunkt begonnen. "Ich habe Michael gewählt, weil er zahlen konnte", erklärte Eddie Jordan nun einem Interview mit der 'F1Racing' die Wahrheit. "Konnte ich damals wissen, dass er siebenfacher Weltmeister werden würde? Nie im Leben."#w1#
"Es war eine knappe Entscheidung zwischen Schumacher und Stefan Johansson", fuhr er fort. Johansson hatte zu diesem Zeitpunkt schon eine wahre Odyssee hinter sich. 1990 fuhr er nur zwei Rennen für Onyx, 1991 begann er die Saison bei AGS, saß ab Montreal aber bei Arrows im Cockpit. "Ich habe Stefan gesagt: 'Wenn ich für diesen Kerl Geld bekomme, dann ist er drin; wenn nicht, dann bekommst du die Chance."
Jordan hätte lieber Stefan Johansson das Cockpit gegeben
"Ich habe einen erfahrenen Fahrer bevorzugt, auf den ich mich verlassen konnte, dass er das Auto ins Ziel bringt, und das wäre Stefan gewesen", so der Ire weiter. Doch der Scheck von Mercedes war verlockend, so verlockend, dass Schumacher in Spa-Francorchamps sein Formel-1-Debüt gab. Der Rest ist bekannt: Der Kerpener qualifizierte sich für den siebten Startplatz, nahm seinem Jordan-Teamkollegen Andrea de Cesaris mehr als sieben Zehntelsekunden ab.
"Ich habe dabei Michael nicht wegen seiner Stärken bei den Sportwagen erwählt", fuhr Jordan fort. Vielmehr seine Formel-3-Erfolge gaben den Ausschlag. "Und die deutsche Formel-3-Meisterschaft war zu diesem Zeitpunkt nicht die stärkste. Einige Leute in der Formel 3 waren nur Mittelmaß oder hatten gute und schlechte Jahre." Nachdem Schumacher seinen ersten Grand Prix nach nur wenigen hundert Metern wegen einer defekten Kupplung beendete, wurde über die Zukunft des jungen Rennfahrers im Hintergrund bereits heftig diskutiert.
Schumacher als Türöffner für den deutschen Markt
Formel-1-Chef Bernie Ecclestone und der damalige Benetton-Teamchef Flavio Briatore schafften es, Schumacher schon für das nächste Rennen in Monza in einen Benetton zu setzen. Dafür musste Roberto Moreno sein Cockpit räumen. Dabei hatte 'Pupo', wie er in Brasilien genannt wird, in Belgien ein starkes Rennen gezeigt und fuhr überlegen die schnellste Runde des Rennens. Doch damit war auch Eddie Jordan das große Talent Michael Schumacher schnell wieder los.
"Ich bin nicht verärgert darüber, was passiert ist", erklärte er. "Leute wie ich sind privilegiert, weil wir unseren Lebensunterhalt mit etwas verdienen können, woran wir Spaß haben. Manchmal hat man dabei Glück, manchmal eben auch nicht." Das Jordan-Team war von Beginn an auf ein wackeliges finanzielles Fundament gebaut, der gute Erstlingsentwurf des jungen Teams sicherte aber ein gutes Überleben. Für Bernie Ecclestone war es dennoch nicht der geeignete Ort für Michael Schumacher.
Die Formel 1 war zuvor in Deutschland nur wenig beachtet. Christian Danner hatte keinen durchschlagenden Erfolg, die Versuche von Bernd Schneider und Michael Bartels blieben fast unbeachtet. "Er wollte nicht, dass ein Einkunftsgarant wie Michael bei einem Team versandet, das vielleicht untergeht oder sich nicht für Rennen qualifizieren kann", erklärte Jordan. "Deutschland war ein Markt in Europa, den er bis dahin nicht geknackt hat."

