Eddie Jordan lässt an Ford kein gutes Haar
Durch den Ford-Ausstieg ohne Motorendeal für 2005, hat Teamchef Eddie Jordan harte Kritik an seinem Ex-Partner geübt
(Motorsport-Total.com) - Vor dem Grand Prix von China hat Ford den Rückzug aus der Formel 1 bekannt gegeben, von dem jedoch nicht nur das Jaguar-Team betroffen ist, sondern auch die Motorenschmiede Cosworth. Pikant: Cosworth hat für 2005 gültige Verträge mit Jordan und Minardi, den zwei finanzschwächsten Rennställen der Königsklasse, die nun vor ernsthafte Zukunftssorgen gestellt sind.

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Eddie Jordan scheint von der Formel 1 die Nase voll zu haben
Während sich Minardi-Boss Paul Stoddart bereits mit der Lage abgefunden hat und daher mit öffentlicher Kritik an Ford sparte, ließ Eddie Jordan seinem Ärger in einem 'Guardian'-Interview freien Lauf: "Zu sagen, ich bin von Ford enttäuscht, wäre eine grobe Untertreibung", fauchte er. "Ich versuche, meine totale Bestürzung unter Kontrolle zu halten. Es ärgert mich wahnsinnig, dass ich nach einer so langen Partnerschaft nicht einmal sieben Minuten vorher informiert werde, dass sie sich zurückziehen wollen."#w1#
Ford hat alte Motoren zum doppelten Preis vorgeschlagen
"Jetzt ist es fast zu spät, ein ausgeklügeltes Auto um einen neuen Motor herum zu bauen", fuhr der Ire fort. "Wir hatten bereits ein Abkommen und wir haben versprochen, ein Auto für nächstes Jahr zu bauen. Ford hat gesagt, sie würden trotz allem einen Weg finden. Wissen sie, was sie vorgeschlagen haben? Sie haben den Preis für die Motoren, die nicht einmal weiterentwickelt worden wären, einfach verdoppelt. Dieses Verhalten ist unglaublich, dabei kratze ich nur an der Oberfläche."
Jordan bezeichnete das Auftreten seines früheren Motorenpartners als "entsetzlich", zumal er nicht einmal jetzt die Möglichkeit bekommt, sich mit den Verantwortlichen an einen Tisch zu setzen: "Ich bekomme nicht einmal einen Termin, um mit irgendwem darüber sprechen zu können. Das ist schon ein sehr, sehr trauriger Zustand, finde ich." Eine mit Cosworth eingefädelte Notlösung für 2005 erscheint angesichts dieser Kommentare nun unwahrscheinlich.
Bis vor ein paar Tagen wurde spekuliert, Jordan könnte über eine Verpflichtung von Ryan Briscoe an Toyota-Kundenmotoren herankommen, diese Option haben die Japaner gestern aber ausgeschlossen. Man ist zwar grundsätzlich nicht abgeneigt, ein Kundenteam zu beliefern, in so kurzer Zeit sei eine neue Motorenpartnerschaft aber nicht umzusetzen. Ansonsten bieten sich für die Gelben im Moment keine ernsthaften Alternativen an.
Jordan will sein Team unbedingt verkaufen
Da auch die Kontoauszüge nicht freundlicher aussehen als noch vor ein paar Wochen, zieht Jordan nun ernsthaft einen Verkauf seines Rennstalls in Betracht: "Das ist besser als bankrott zu gehen. Wenn ich es tun muss, werde ich es tun. Die Formel 1 läuft sowieso Gefahr, in Schlüsselrollen zu alt besetzt zu werden. Die Leute sind zu sehr von sich selbst überzeugt. Es gibt keine Nachfolger für Bernie Ecclestone, Frank Williams oder Ron Dennis. Als ich in die Formel 1 gekommen bin, war ich in meinen 30ern, jetzt bin ich 56."
Eddie Jordan betreibt seit 1991 Grand-Prix-Sport. Seine legendären grünen Boliden mit '7-up'-Sponsoring fuhren gleich im ersten Jahr regelmäßig in die Punkte und verhalfen Michael Schumacher in Spa zum Formel-1-Debüt. Der erste von vier Siegen gelang Damon Hill 1998 ebenfalls in Spa, anschließend triumphierte 1999 zweimal Heinz-Harald Frentzen für die Gelben und zuletzt im Vorjahr in Brasilien Giancarlo Fisichella.

