• 01.07.2003 14:49

  • von Marcus Kollmann

Eddie Jordan: "Die Formel 1 braucht uns"

Der Teamchef spricht über die Schwierigkeiten als Privatteam in der Königsklasse zu existieren - "bizarre Probleme" mit Ferrari

(Motorsport-Total.com) - Auch in diesem Jahr kann das Jordan-Team in der Formel-1-Weltmeisterschaft nichts ausrichten. 11 Punkte konnte man zwar bisher holen, doch wenn man einmal den auf Grund chaotischer Wetterbedingungen zu Stande gekommenen Sieg von Giancarlo Fisichella beim Brasilien-Grand Prix außen vor lässt, bliebe nur ein magerer Zähler übrig. Das Gesamtpaket der Gelben ist einfach nicht konkurrenzfähig genug, erklärten die beiden Piloten des Teams am vergangenen Wochenende.

Titel-Bild zur News: Eddie Jordan

Eddie Jordan und sein Team kämpfen derzeit an mehreren Fronten

Daran wird sich auch so schnell nichts ändern, denn das angekündigte neue Aerodynamikpaket wird den EJ13 ganz sicher nicht über Nacht in ein Siegerfahrzeug verwandeln. Neben den bescheidenen Ergebnissen auf der Rennstrecke, wo man gegen die von den Herstellern unterstützten Top-Teams derzeit nichts oder nicht viel ausrichten kann, beschäftigen Eddie Jordan momentan aber auch noch ganz andere Probleme.

Weil es um Jordans finanzielle Situation schlechter bestellt ist als der Ire das die Öffentlichkeit zuweilen glauben lassen will, hat er vor kurzem einen Prozess gegen Ferrari-Sponsor Vodafone angestrengt und Schadenersatz in Höhe von 150 Millionen US-Dollar eingeklagt.

Prozess gegen Vodafone bereitet schlaflose Nächte

Insider räumen dem Team aber nur wenig Chancen ein diese oder nur eine annähernde Summe zu erhalten. Stattdessen mehren sich die Vermutungen, dass Jordan am Ende auf den Prozesskosten in Höhe von 4 oder 5 Millionen US-Dollar sitzen bleiben könnte.

"Dieser Prozess hat mir schlaflose Nächte bereitet und meine Aufmerksamkeit davon abgelenkt worum ich mich auf und abseits der Rennstrecke eigentlich kümmern sollte. Es ist sowohl psychisch als auch physisch eine große Belastung für uns, was das Timing und die Suche nach neuen Sponsoren angeht", hat Jordan nun in der englischensprachigen Motorsportpresse erklärt, dass ihn die ganze Sache ziemlich mitnimmt und möglicherweise negative Auswirkungen bezüglich der Existenzsicherung des Teams haben könnte.

"Wollen einen fairen Anteil vom Kuchen"

Besonders verbittert ist der Teamchef darüber, dass sich die Top-Teams bei den Privatteams bedienen würden wie sie wollen, aber nicht bereit seien in schwierigen Zeiten etwas zu geben. Ferrari erklärte ja mit dem Hintergrund des von Jordan gegen Vodafone angestrengten Verfahrens, dass man den sich inzwischen ohnehin erledigten "Fighting-Fund" nicht unterstützen wird.

"Wir wollen keine Geschenke, sondern nur einen fairen Anteil vom Kuchen. Ferrari hat durch die TV-Einnahmen ohnehin schon das größte Stück vom Kuchen", beschwert sich Jordan, der ferner darauf hinweist, dass man ja auch noch pro Jahr mehrere Millionen US-Dollar für Motoren ausgeben müsse und einem so das Geld fehle für die Entwicklung des Autos. Der von den Zuschauern erwartete Kampf David gegen Goliath wird demzufolge von Jahr zu Jahr schwerer.


"Bizarr, dass wir jetzt die meisten Probleme mit Ferrari haben"

"Man schaue sich nur einmal die jungen Fahrer an die wir in die Formel 1 gebracht haben. Wir haben Jean Alesi, Michael Schumacher, Eddie Irvine und Rubens Barrichello zu ihrer ersten Chance verholfen. Deshalb ist es auch so bizarr, dass wir jetzt die meisten Probleme mit Ferrari, dem Team wo alle diese Fahrer hingegangen sind, haben", so Jordan, der allerdings nicht davon überzeugt ist, dass irgendein Team mit Absicht versucht seinen Rennstall aus der Formel 1 zu drängen.

Der Ire ist nach wie vor fest davon überzeugt, dass die Formel 1 Teams wie seines braucht, denn gerade die Art wie er seinen Rennstall führt, hat ihn bei den Fans und in der Boxengasse beliebt gemacht. Außerdem fragt sich der 55-Jährige, wie die Königsklasse eines Tages existieren wolle ohne die kleinen Teams wie Minardi und Jordan.

Ohne Teams wie Minard und Jordan ist die Formel 1 bald tot

"Im Moment beherrschen die Top-Teams die Startaufstellung, doch was passiert wenn sie morgen aussteigen? Wenn die Absatzzahlen der Autoverkäufe dramatisch zurückgehen werden auch sie den Sport verlassen. Was passiert wenn Ferrari von FIAT getrennt wird? Woher werden sie dann das Geld nehmen um das Team zu führen? Es ist wichtig, dass wir weitermachen, denn es waren schon in der Vergangenheit die kleinen Teams die den Sport am Leben erhalten haben, während sich die Hersteller verabschiedeten", beschwört Eddie Jordan die eigene Durchhaltekraft und hofft, dass sich alles zum Guten wenden wird.

Ein Gewinn des Prozesses gegen Vodafone würde dem 55-Jährigen ganz sicher wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern und mit der Schadenersatzsumme könnte er sich auf einen Schlag aller finanziellen Probleme entledigen.