• 09.07.2005 15:03

  • von Marco Helgert

Ecclestone: "Wir brauchen einen neuen James Hunt"

Der Formel-1-Chef geht mit den großen Unternehmen und Herstellern, die in der Formel 1 das Sagen haben wollen, sehr hart ins Gericht

(Motorsport-Total.com) - Die Macht des Formel-1-Bosses Bernie Ecclestone schwindet. Die Banken erwirkten ein Mitspracherecht im Firmenverband der Formel 1 und die in der Formel 1 tätigen Motorenhersteller streben nach einem Mitspracherecht, das sich nicht nur auf die Regeln der künftigen Formel 1, sondern auch auf die kommerziellen Belange ausdehnt. Ecclestone vermisst die Zeiten, in denen er die Richtung vorgab und alle "Abweichler" folgen mussten, um nicht vom Tellerrand der Formel 1 zu fallen.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone: Die von ihm geprägte Formel 1 befindet sich im Wandel

Dass nun Wirtschaftsleute "seine" Formel 1 mitgestalten wollen, stört den kleinen Engländer. "Leute, die große Unternehmen führen, sind gut darin, Kästchen abzuhaken, aber sie treffen Entscheidungen, deren Nebeneffekte sie nicht verstehen", erklärte er in der 'Daily Mirror'. "Es sind einige Neue dabei. Sie verstehen nicht, was sie nicht verstehen. Sie setzen sich einen Hut auf, nennen sich 'Präsident' oder 'Geschäftsführer' und finden sich in einer Position wieder, die über ihren Fähigkeiten liegt."#w1#

"Sie sind wie Männer, die schmutzige Bücher lesen aber noch nie mit einer Frau im Bett waren", so Ecclestone deutlich. Nun soll alles umgekrempelt werden, dabei "muss es gar nicht repariert werden". Doch jeder möchte seine Meinungen umsetzen. "Mit der Zeit werden sie es verstehen, ihre Egos werden schmelzen. Aber im Moment ist der Sport eine so genannte Demokratie, in der jeder etwas sagen möchte, aber niemand weiß, was er sagen soll."

Die Formel 1 als noble Boutique

Er habe zudem das Gefühl, dass die Anforderungen der Formel 1 ignoriert werden. "Sie wollen den Sport so führen, als sei es ein großes Unternehmen", so der 74-Jährige. "Aber wenn sie das machen, dann bekommen sie Probleme. Ich habe die Formel 1 immer wie eine Boutique geführt, nicht wie einen Supermarkt." Zudem würden einige Beteiligte die Formel 1 nur benutzen, um ihre eigenen Egos in der Öffentlichkeit präsentieren zu können.

In welchem Maße die großen Unternehmen in der Formel 1 bereits das Sagen haben, beweist das Auftreten der Fahrer. Fehlverhalten wird ungern gesehen, sie sollen ständig korrekt auftreten, "Partyausflüge" passen nicht in dieses Konzept. Dabei war es noch vor 20 Jahren völlig normal, am Abend nach einem Rennen auf leicht angetrunkene Formel-1-Fahrer an der Strecke zu treffen.

"Es ist so stark von den Unternehmen geprägt, dass ich mich frage, warum einige englische Teams ihre Fahrer nicht mit Filzhüten in die Startaufstellung schicken", so Ecclestone. "Wir brauchen einen neuen James Hunt." Doch der Machtkampf der Unternehmen, die nicht nur in der Formel 1 Konkurrenten sind, sondern auch auf den Märkten dieser Welt, behindere die Formel 1. Ohne die heutige "Formel-1-Demokratie" hätte man die Vorfälle in Indianapolis verhindern können, so der Engländer.

Gewissermaßen würden diese großen Unternehmen auch daran die "Schuld" tragen, dass Ecclestone weiter in der Formel 1 ist. "Vielleicht werde ich irgendwann im Sarg hinausgetragen, aber ehe ich gehe, möchte ich die Formel 1 wieder in einer guten Verfassung sehen", erklärte er. "Ich möchte, dass dieser ganze Blödsinn über die Konkurrenzserie aufhört. Ich möchte, dass die Teams das Geschäft erben."

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