Ecclestone verteidigt Baku: "Was sind Menschenrechte?"

Bernie Ecclestone wiegelt Kritik am Besuch der Formel 1 in Baku ab - Die Piloten vermeiden kritische Aussagen zur politischen Situation in Aserbaidschan

(Motorsport-Total.com) - Bernie Ecclestone sorgt wieder einmal für Aufregung. Es ist kein Geheimnis, dass der Brite nicht gerade ein großer Freund der Demokratie ist. Dementsprechend hat er auch keine Probleme damit, die Formel 1 in Länder zu schicken, die - gelinde gesagt - nicht zu 100 Prozent von demokratischen Werten geprägt sind. Zu diesen Ländern zählt auch Aserbaidschan, wo an diesem Wochenende der Große Preis von Europa ausgetragen wird. Für Ecclestone ist das überhaupt kein Problem.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone beruhigt: In Baku ist es auch nicht schlimmer als woanders... Zoom

Kritikern des Rennens entgegnet er: "Wo sollen wir fahren, wenn wir nur in Länder gehen, in denen es keine Korruption gibt?" Ganz unrecht mag der 85-Jährige mit seiner Aussage sicher nicht haben, doch ebenso ist klar, dass Aserbaidschan zu den Ländern zählt, die unter besonderer Beobachtung stehen. Die Nichtregierungsorganisation "Reporter ohne Grenzen" stuft die Lage der dortigen Pressefreiheit beispielsweise als "sehr ernst" ein.

"Wir haben alles geklärt. Keiner von Euch wird Probleme bekommen. Ihr könnt schreiben, was ihr wollt", versichert Ecclestone den anwesenden Journalisten. Doch es sind nicht nur die Berichterstatter, die sich in Baku Sorgen machen müssen. So berichtet Human Rights Watch, dass in dem Staat in Vorderasien aktuell alleine 14 Oppositionelle inhaftiert sind. Ein gutes Bild wirft das nicht auf Aserbaidschan.

Alonso: "Vertrauen der FIA komplett"

Von Menschenrechtsverletzungen will Ecclestone allerdings ebenfalls nichts wissen. Der Brite lässt alles an sich abprallen und entgegnet den Journalisten: "Können Sie mir sagen, was Menschenrechte genau sind?" Eine undankbare Situation ergibt sich dadurch auch für Teams und Fahrer, die keinen Einfluss darauf haben, wo die Formel 1 ihre Rennen austrägt. Sie müssen mitziehen.

"Im Hinblick auf die Orte, an denen wir Rennen fahren, verlassen wir uns komplett auf die FIA", erklärt McLaren-Pilot Fernando Alonso diplomatisch. Der Spanier ist offizieller Botschafter des Rennens und daher noch einmal in einer besonders schwierigen Situation. Er vermeidet es jedenfalls, ein schlechtes Wort zu verlieren. "Ich habe vollstes Vertrauen in den Verband und in die Entscheidungen, die sie treffen", sagt er.


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"Wenn wir hier fahren, denn ist für sie alles in Ordnung, und dann ist es für uns auch in Ordnung", so Alonso, der damit die komplette Verantwortung an die FIA weiterschiebt. "Wir bewerben den Sport auf der ganzen Welt, und wir werben auf der ganzen Welt für die Werte des Sports", erklärt der zweimalige Weltmeister. Auch die anderen Formel-1-Piloten äußern sich überwiegend neutral und vermeiden es, die politische Lage zu kommentieren.

Piloten besuchen die Stadt

"Gestern habe ich mit die Stadt angesehen, und es war ein großartiges Erlebnis. Wir haben Glück, dass wir die ganze Welt bereisen können", erklärt beispielsweise Sergio Perez, der seinen Trip durch Baku "wirklich genossen" hat. Menschenrechtsaktivisten werden solche Sätze gar nicht gerne hören. Sie haben bereits vor dem Wochenende darauf verwiesen, dass in der Stadt angeblich Menschen gefoltert werden, während draußen auf den Straßen die Formel-1-Piloten ihre Runden drehen.

Auf der anderen Seite sind die Formel-1-Fahrer nur dort, um ihren Job zu machen. Sie sollen ein Rennen fahren und den Sport in der Region bewerben. "Man weiß noch nicht, wie das Land das hier aufnimmt. Aber es ist immer aufregend, in ein neues Land zu kommen. Ich glaube, die Begeisterung ist da", schildert Sebastian Vettel seine ersten Eindrücke und erklärt: "Wir freuen uns, dass es morgen losgeht."

Übrigens sollte bei all den Diskussionen nicht vergessen werden, dass die Formel 1 bei weitem nicht die erste Großveranstaltung ist, die ihren Weg nach Baku gefunden hat. 2012 fand der Eurovision Song Contest an gleicher Stelle statt, und erst im vergangenen Jahr wurden dort die ersten Europaspiele ausgetragen. Dementsprechend ist auch nicht davon auszugehen, dass es bei einem einmaligen Gastspiel der Königsklasse in Aserbaidschan bleiben wird.