• 09.05.2004 11:01

  • von Marco Helgert

Ecclestone und die Bedrohungen der Formel 1

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone über das drohende Verbot der Tabakwerbung, die neuen Regeln und ein Abwandern der Hersteller

(Motorsport-Total.com) - Nach den geplanten Umwälzungen in der Formel 1, die am vergangenen Dienstag in Monaco beschlossen wurden, darf auch die Stimme von Bernie Ecclestone nicht fehlen. Zumal der Engländer neben den Regeln in der Formel 1 auch andere Sorgen hat. Im Juli des nächsten Jahres tritt in Europa ein Tabakwerbeverbot in Kraft, welches noch ungeahnte Auswirkungen auf den Motorsport haben könnte.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone hat Angst vor einer Abwanderung der Hersteller

"Es ist schade, dass nicht jedes Land seine eigene Entscheidung bei der Tabakfrage treffen kann", erklärte Ecclestone Pressevertretern in Barcelona. Die Auswirkungen eines Verbotes der Tabakwerbung ohne Eingriffmöglichkeiten der jeweiligen Länder wären desaströs. Noch ist die Formel 1 von den Geldern der Tabakindustrie abhängig, den Absprung hat man zu spät geplant.#w1#

Ecclestone würde bevorzugen, dass jedes Land selbst entscheiden darf, ob und wann es eine Ausnahmeregelung geben wird. Spanien, wo die Formel 1 an diesem Wochenende gastiert, trifft es besonders hart, denn auf der iberischen Halbinsel finden auch drei große Motorradrennen statt, bei denen ebenfalls für zahlreiche Tabakprodukte geworben wird. "Es liegt an den Regierungen in jedem Land aber es wäre eine Schande, wenn wir die europäischen Rennen verlieren. Das ist das Letzte, was wir wollen."

Der Formel-1-Chef bestätigte, dass der die Verträge mit allen Rennstrecken in den EU-Staaten auflösen könnte, wenn ein Werbeverbot kommt. Dabei bemühte sich die Formel 1 in der Vergangenheit selbst darum, Tabakwerbung aus der Formel 1 zu verbannen, doch mit der EU konnte kein gemeinsamer Zeitplan erreicht werden, somit spielen die Tabakgelder auch heute noch eine übergeordnete Rolle.

Die Teams "verlassen sich auf die Tabakwerbung", so Ecclestone, der gleichzeitig einen Kompromissvorschlag einbrachte. "Wir haben immer gesagt, dass wenn Tabakwerbung so wirkungsvoll ist, dass Menschen mit dem Rauchen beginnen, dann sollten wir ein anderes Zeichen, in der gleichen Größe, gleich mitpräsentieren: 'Wenn Sie rauchen, dann werden sie sterben.'"

Kommerzielle Fragen der künftigen Formel 1 noch offen

Erfreulicher ist die Lage bezüglich der Regeländerungen für 2008. In den Verhandlungen wurden auch kommerzielle Belange besprochen, die für Ecclestone jedoch kein Problem darstellen. Das Concorde-Agreement läuft Ende 2007 aus und noch ist unklar, ob es ein weiteres Abkommen mit allen Teams geben wird, oder ob jeder Rennstall einen Einzelvertrag abschließt.

"Wir haben uns bei den Finanzen mit der GPWC geeinigt, und wenn sie mit dem weitergemacht hätten, was sie tun wollten, dann würden wir uns hier nicht unterhalten", so Ecclestone. "Ob die Teams nun ein Concorde-Agreement oder Einzelverträge haben wollen, ist uns egal. Max (Mosley) glaubt, dass Einzelverträge besser wären, wahrscheinlich liegt er da richtig."

Noch stecken die Gespräche über eine neue Geldverteilung in der Formel 1 in den Kinderschuhen, zumal auch andere Institutionen noch daran beteiligt sind. "Morgen gibt es ein Treffen der 'GPWC'", erklärte Ecclestone hierzu. "Ich habe keine Ahnung, was sie entscheiden werden. Vielleicht wollen sie noch immer ihre eigene Serie gründen, ich weiß es nicht. Es liegt an ihnen."

Der eigentliche Entscheidungsträger in dieser Frage ist jedoch Ferrari. Die Italiener können mit ihrer Entscheidung die Formel 1 maßgeblich beeinflussen. Luca di Montezemolo, Ferraris Präsident, erklärte bereits lauthals, dass man nach 2007 nicht unbedingt in der Formel 1 verbleiben muss. "Sie sind die wichtigste Marke", bestätigte Ecclestone.

"Ich bin jedoch eher besorgt, dass sie aufhören wollen", erklärte er. "Ich bin wegen all jener in der 'GPWC' besorgt. Wegen der neuen Serie allerdings nicht, sondern wegen der Gefahr, dass sie aufhören." Bei einem Rückzug Ferraris könnten andere Hersteller mitziehen. "Renault hat das vorher schon getan, auch BMW und Alfa Romeo. Ich glaube aber, dass Menschen bei diesen Unternehmen zuständig sind, welche ein Überleben der Formel 1 sehen möchten."

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