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  • 23.06.2014 15:49

  • von Dominik Sharaf

Ecclestone und das Teamsterben: "Wäre froh darüber"

Im Kampf um eine erschwinglichere Formel 1 provoziert der Zampano die "Kleinen" - Druck auf FIA und Jean Todt wächst - Mehr Einnahmen als Schlüssel?

(Motorsport-Total.com) - Es vergeht kaum eine Woche ohne neue Schreckensmeldungen aus der Finanzwelt der Formel 1. Schuldenberge lasten auf vielen Teams, Sponsoren sind kaum noch zu finden und das Verpflichten von Paydrivern ist an der Tagesordnung. Lösungen in der Kostendebatte scheinen trotz endloser Verhandlungsrunden weit entfernt. Allerdings haben sich seit dem Aus der spanischen HRT-Truppe alle Mannschaft in der Königsklasse gehalten - die Frage ist nur, wie lange der Überlebenskampf noch weitergeht.

Titel-Bild zur News: Monisha Kaltenborn, Bernie Ecclestone

Kaltenborn und Ecclestone sind sich nicht in allen Punkten einig wie in dieser Szene Zoom

Bernie Ecclestone sieht der Sache relativ gelassen entgegen. Obwohl der Zampano ein Interesse an einem großen Teilnehmerfeld hat, um hohe Gebühren bei den Streckenbetreibern zu rechtfertigen und seine Haupteinnahmequelle abzusichern, erklärt er den 'Salzburger Nachrichten' zu einem möglichen Teamsterben trotzig: "Ich fürchte das nicht, ich wäre froh darüber. Es ist wie ein Pokerspiel. Du weißt nicht, wer die anderen sind - die sollten eigentlich gar nicht mitspielen", so die provokante Aussage des 83-Jährigen.

Offenbar hat Ecclestone keine Lust mehr auf die "Kleinen" der Branche, die jeden Cent zweimal umdrehen müssen: "Wer sich dieses Business nicht leisten kann, der soll nicht dabei sein", sagt der Brite. Das sieht Monisha Kaltenborn ganz anders. Die Sauber-Teamchefin ist hartnäckige Vorkämpferin für eine erschwinglichere Formel 1 und nennt den Status Quo unbefriedigend: "Wir sind noch lange nicht da, wo wir sein sollten. Wir haben keine messbare Kostenreduktion erwirkt", klagt die Österreicherin.

Wird die FIA ihrem Mandat gerecht?

Kaltenborn erinnert daran, dass der Motorsport-Weltrat der FIA bereits im vergangenen Jahr das Senken der Kosten als verbindliches Ziel festgeschrieben hatte. Die ausführenden Organe des Automobil-Weltverbandes, darunter Präsident Jean Todt, sind bei ihrer Politik an die Maxime gebunden, erzielen aber keine Erfolge. Die Sauber-Verantwortliche wird nicht müde zu betonen, dass das von kleinen Teams geforderte, von der Strategiegruppe aber abgeschmetterte Budgetlimit nicht mehr auf der Tagesordnung steht.

"Sie haben sich auch auf das Prinzip einer Kostenobergrenze geeinigt", erklärt Kaltenborn. "Es sind andere Entscheidungen anderer Gremien gefallen, die in eine andere Richtung führen. Ich rätsele wirklich darüber, was die FIA jetzt tun wird und wie sie die Formel 1 in diesem Punkt führen will." Über das Problem hinwegsehen kann sie jedenfalls nicht. Beispiel Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag in Spielberg: Auf der Frage, wie die Königsklasse die Show verbessern könnte, antworten mehrere Piloten: "Kosten senken!".


Fotostrecke: F1 Backstage: Spielberg

Für Marco Mattiacci ist das ein eindeutiges Zeichen: "Es ist bemerkenswert, dass die Fahrer diesen Punkt hervorheben", staunt der Ferrari-Teamchef. Der Italiener, der zuvor das Sportwagen-Geschäft der Scuderia in den USA mit großem Erfolg ankurbelte, plädiert für einen anderen Ansatz und offenbar seine Wurzeln als Marketing-Spezialist: "Ich habe betont, dass die Formel 1 ergründen muss, wie sie einem größeren Publikum schmackhaft wird. Wie kann man das Produkt interessanter machen, wie kann man mehr Sponsoren anlocken?"

"Es ist bemerkenswert, dass die Fahrer diesen Punkt hervorheben." Marco Mattiacci

Mattiacci bevorzugt die Marketing-Lösung

Kurzum: Mattiacci will nicht zwingend die Ausgaben senken, sondern die Einnahmen steigern. "Ich glaube, dass wir entschlossen daran arbeiten, die Kosten zu senken. Ich würde gerne noch härter daran arbeiten, einer breiteren Masse zugänglich zu werden", fasst er zusammen. Red-Bull-Teamchef Christian Horner glaubt, dass die jüngsten Beschlüsse der Formel-1-Kommission genau diese Ziele verfolgen. Die Entscheidungen werden jedoch dafür kritisiert, kein Geld zu sparen. Es scheint ein Teufelskreis zu sein.

Lewis Hamilton

Auf winterliche Testfahrten wie in Jerez könnte Mercedes gut verzichten Zoom

Dabei betont auch Kaltenborn: "Am Ende des Tages zählt der Gewinn." Der ist vereinfacht ausgedrückt das Ergebnis der Subtraktion der Kosten von den Einnahmen. Die Rechnung verfügt also über zwei Variablen, denen im gleichen Maße Beachtung geschenkt werden muss. Toto Wolff verbindet beide Ansätze. Der Mercedes-Motorsportchef ist erklärter Gegner von Testfahrten, weil sie erstens Geld kosten und zweitens keinen Nutzen für die Fans besitzen. "Sogar die großen Teams müssen aufpassen, dass es sich im Rahmen hält", so der Österreicher. Selbst Ecclestone dürfte einsehen, dass es besser ist, wenn sich Mercedes das Business leisten kann.

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