• 26.01.2014 18:35

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Ecclestone-Rückzug sichert Mercedes' Formel-1-Zukunft

Die Zukunft von Mercedes in der Formel 1 wurde durch Bernie Ecclestones Rückzug aus dem Vorstand des Sports vorerst gesichert

(Motorsport-Total.com) - Das Landgericht in München hat kürzlich bekannt gegeben, dass Bernie Ecclestone wegen des Vorwurfs der Bestechung im April der Prozess gemacht wird. Er wird beschuldigt, den ehemaligen Banker Gerhard Gribkowsky 2006 mit 44 Millionen US-Dollar bestochen zu haben, damit die Formel 1 an seinen bevorzugten Käufer, das Private-Equity-Unternehmen CVC, übergeben wird.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone im Gespräch mit Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda Zoom

Im Juni 2012 wurde Gribkowsky wegen des Erhalts der Bestechungssumme zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Das zog Medienberichte nach sich, wonach die Zukunft von Mercedes in der Formel 1 in Frage stehen könnte. Das war im Nachhinein betrachtet weit mehr als nur ein theoretisches Risiko.

In der 28 Seiten starken "Richtlinie für integres Verhalten", quasi dem Compliance-Kodex des Daimler-Konzerns, heißt es wörtlich: "Der Daimler-Konzern duldet kein unmoralisches oder korruptes Vorgehen seiner Beschäftigten oder Geschäftspartner und geht dagegen vor." Das ist insofern erheblich, als Daimler 2010 einem Vergleich über 185 Millionen Dollar zugestimmt hat, weil der Vorwurf im Raum stand, man habe 56 Millionen Dollar an unangemessenen Zahlungen überwiesen, um Regierungsverträge für Fahrzeuge zu erhalten.

Rechtsexperten bestätigen Ausstiegsmöglichkeit

Laurenz Schmitt, ein Firmenanwalt für Linklaters in München, bestätigt, dass "Ecclestones Bestechungsgelder unter diese Unternehmensrichtlinie fallen würden". Ein anderer Rechtsexperte erklärt: "Wenn Ecclestone wegen Bestechung angeklagt wird, dann muss Daimler aus der Formel 1 aussteigen."

Aber Ecclestone wehrte diese Drohung ab, als bekannt wurde, dass ihm der Prozess gemacht wird. Er bestreitet den Vorwurf der Bestechung, hat aber zugestimmt, aus dem Vorstand der Formel-1-Dachgesellschaft Delta Topco auszutreten, bis der Prozess beendet ist. In der Zwischenzeit wird er das Tagesgeschäft des Sports unter verstärkter Beobachtung leiten.

Seitens Mercedes heißt es: "In Übereinstimmung mit dem Vorstand der Delta Topco Holding lässt Bernie Ecclestone nach Zulassung der Anklage sein Amt als Direktor der Delta Topco Holding mit sofortiger Wirkung ruhen. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats und sein Stellvertreter sollen darüber hinaus erweiterte Kontrollfunktionen wahrnehmen. Wir begrüßen diese Maßnahmen."


ARD: Bernie Ecclestone wird angeklagt

Gespanntes Verhältnis zwischen Ecclestone & Mercedes

In den vergangenen Jahren hatte Mercedes ein angespanntes Verhältnis zu Ecclestone, ausgelöst durch die bevorzugte Behandlung von Konkurrenzteams in den kommerziellen Vereinbarungen, die vergangenes Jahr in Kraft getreten sind.

Laut Prospekt für den auf Eis gelegten Börsengang der Formel 1 wurde ein jährliches Preisgeld von mindestens 100 Millionen Dollar für "jedes der drei Topteams, definiert primär durch gewonnene Veranstaltungen in den vier Saisons vor 2012", aufgelegt. Mercedes belegt nach dieser Methodik den vierten Platz, obwohl das Team 2009 unter dem damaligen Namen Brawn Weltmeister war.

Die Spannungen ließen aber nach, als sich die Ecclestone-Vertrauten Toto Wolff und Niki Lauda vergangenes Jahr ins Mercedes-Team einkauften. Ecclestone versuchte darüber hinaus, die Wogen zu glätten, indem er Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber einen Sitz im Vorstand von Delta Topco anbot. Aber die Gefahr, dass Mercedes aus der Formel 1 aussteigen könnte, ist noch nicht gebannt.


Fotostrecke: "Wir sind die Mafia"

Kleine Ironie am Rande: Während Ecclestone nicht mehr im Vorstand ist, ist Uebber nach wie vor in dem Gremium vertreten...