• 12.05.2013 12:09

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Daimler-Finanzvorstand erhält Sitz im Formel-1-Vorstand

Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber sitzt seit 1. Januar im Vorstand der Formel-1-Holding Delta Topco und vertritt dort die Mercedes-Interessen

(Motorsport-Total.com) - Bernie Ecclestone ist in einer langen Auseinandersetzung mit Daimler auf die Bremsen gestiegen, indem er dem Finanz- und Controllingvorstand des deutschen Automobilherstellers einen Sitz im Vorstand der Formel 1 gegeben hat.

Titel-Bild zur News: Bodo Uebber

Bodo Uebber hat bereits seit Januar einen Sitz im Vorstand der Formel 1 Zoom

Von Daimler am Anfang dieser Woche veröffentlichte Dokumente zeigen, dass Bodo Uebber per 1. Januar 2013 zu einem der Vorstände der in Jersey registrierten Formel-1-Muttergesellschaft Delta Topco bestellt wurde. Er stößt damit zu einem Gremium bestehend aus 15 Mitgliedern, darunter Ecclestone, Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo und Peter Brabeck-Letmathe, seines Zeichens Aufsichtsratschef der Formel 1 und des Lebensmittelkonzerns Nestle.

Katalysator für die Meinungsverschiedenheiten zwischen Ecclestone und Daimler war die Verurteilung des früheren Bankers Gerhard Gribkowsky im vergangenen Juni. Dieser wurde schuldig gesprochen, von Ecclestone 44 Millionen US-Dollar Bestechungsgeld erhalten zu haben, um den Verkauf der Formel 1 an ihren derzeitigen Mehrheitseigentümer, das Private-Equity-Unternehmen CVC, im Jahr 2006 zu steuern.

Mercedes: Ausstieg bei Anklage?

Ecclestone bestreitet, dass die Zahlung der Bestechung diente, und behauptet vielmehr, Gribkowsky habe ihm damit gedroht, den britischen Finanzbehörden falsche Details über seine Geschäfte zu verraten, sollte er nicht bezahlt werden.

Mercedes hatte Medienberichten zufolge vor, gemeinsam mit gleichgesinnten Teams und Sponsoren Ecclestones Rücktritt zu verlangen, sollte dieser angeklagt werden. "Wir würden einen monatelangen Prozess nicht abwarten, sondern handeln", wurde eine Mercedes-Quelle im Juni 2012 zitiert. Demzufolge wäre Mercedes' einzige Alternative gewesen, aus der Formel 1 auszusteigen, weil die strengen Compliance-Vorschriften des Konzerns es nicht mehr zulassen würden, weiterhin Geschäfte mit Ecclestone zu machen.

Die Auseinandersetzung zwischen Daimler und Ecclestone erreichte im vergangenen Jahr eine neue Dimension, als ans Licht kam, dass Mercedes' Hauptkonkurrenten Ferrari, McLaren und Red Bull allesamt mit Sonderkonditionen in ihren neuen kommerziellen Vereinbarungen bedacht wurden, die dieses Jahr in Kraft getreten sind.

Sonderstatus für Ferrari, Red Bull und McLaren

Aus dem für den Börsengang der Formel 1 vorbereiteten Prospekt geht hervor, dass ein Preisgeldtopf in der Höhe von mindestens 100 Millionen Dollar "für jedes der drei Topteams" bereitsteht, "basierend in erster Linie auf gewonnenen Events in den vier Saisons vor 2012". Mercedes liegt nach dieser Berechnungsmethode nur an vierter Stelle, trotz des gewonnenen WM-Titels 2009 (damals noch als Brawn-Team).

Mercedes wäre aber nicht nur Geld, sondern auch Macht vorenthalten worden. Einigkeit unter den drei Topteams ist etwa dann Voraussetzung, wenn Ecclestone den Formel-1-Kalender über das derzeitige Limit von 20 Rennen hinaus erweitern oder mehr als 60 Prozent der Rennen außerhalb Europas, der USA oder Kanada abhalten will. Derzeit steht dieser Wert bei 52,6 Prozent.

Niki Lauda mit Bernie Ecclestone

Alte Bekannte: Niki Lauda und Bernie Ecclestone ziehen an einem Strang Zoom

Zum Überlaufen gebracht wurde das Fass, als Spitzenfunktionäre von Ferrari, McLaren und Red Bull Sitze im Vorstand von Delta Topco erhielten, Mercedes aber nicht. Das verschaffte angeblich internen Rufen nach einem Formel-1-Ausstieg Nahrung, aber Uebbers Bestellung soll dem entgegenwirken.

Uebber bewertet Formel-1-Engagement positiv

Uebber hat schon mehrere Formel-1-Rennen mit Mercedes besucht und verteidigte 2009, mitten in der Weltwirtschaftskrise, das Engagement des Herstellers im Sport: "Wir bewerten unser Formel-1-Engagement jedes Jahr neu, aber wir würden dieses Jahr keinen Cent einsparen, wenn wir jetzt aus der Formel 1 aussteigen, weil wir langfristige Verträge haben."

Es gilt als offenes Geheimnis, dass der Schlüssel zur Wende im Verhältnis zwischen Mercedes und Ecclestone die Bestellung des dreimaligen Weltmeisters Niki Lauda zum Aufsichtsratsvorsitzenden des Formel-1-Teams war. Lauda zählt zu Ecclestones engsten Vertrauten und ist sogar für den heutigen Formel-1-Geschäftsführer Rennen gefahren, als dieser in den späten 1970ern Brabham-Teamchef war.


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Spanien


Im Januar folgte Lauda auch noch Toto Wolff nach, ein weiterer Ecclestone-Vertrauter, der nun die Motorsportaktivitäten von Mercedes leitet. Gemeinsam kontrollieren sie 40 Prozent des Teams, während der Rest der Anteile bei Daimler liegt.

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