Lauda: "Wichtigster Mann bleibt Ross Brawn"

Niki Lauda hat Mercedes zum neuen Concorde-Agreement-Deal geführt und wurde dafür belohnt, an den Strukturen im Team ändert das aber vorerst nichts

(Motorsport-Total.com) - Niki Lauda hat nach seiner aktiven Fahrerkarriere schon zweimal als Funktionär für Formel-1-Rennställe gearbeitet: Anfang der 1990er-Jahre half er dabei mit, das damals völlig marode Ferrari-Team wieder auf die Beine zu bringen, indem er für die Motorenabteilung Honda-Know-how organisierte und bei der Verpflichtung von Michael Schumacher entscheidend mithalf. Und von Februar 2001 bis November 2002 war der Österreicher Rennleiter beziehungsweise Teamchef bei Jaguar.

Titel-Bild zur News: Niki Lauda und Dieter Zetsche

Arbeiten jetzt zusammen: Niki Lauda mit Daimler-Konzernchef Dieter Zetsche Zoom

Nach dem Motto "Aller guten Dinge sind drei" beginnt der dreimalige Weltmeister nun als Vorsitzender des Team-Aufsichtsrats bei Mercedes - Insidern zufolge der Lohn dafür, dass er Mercedes trotz der verhärteten Fronten zwischen Teamchef Ross Brawn und Bernie Ecclestone zu einem neuen Concorde-Agreement-Deal verholfen hat. Mercedes wird nun ordentlich an den FOM-Einnahmen beteiligt, was lange ein Streitpunkt war, und zuletzt konnten auch die konzerninternen Compliance-Bedenken wegen Ecclestones Verwicklung in den Fall Gribkowsky ausgeräumt werden.

Lauda reist zunächst in seiner Tätigkeit als TV-Experte nach Suzuka. Danach wird er sich "über alle internen Dinge anständig informieren, mit Leuten reden und Analysen erstellen. Dann werde ich loslegen", kündigt er im Interview mit 'oe24.at' an und verrät, dass er keinen Umzug nach Stuttgart, Brackley oder Brixworth plant: "Mein Büro bleibt in Wien, aber keine Sorge: Ich werde dort sein, wo was zu tun ist - zum Beispiel im Werk in Brackley. Mit meinem Flugzeug bin ich ja mobil."

Dem Vernehmen nach hat Lauda in Singapur Hamilton auch in die personellen Pläne eingeweiht. Frage von 'oe24.at': "Müssen Motorsportchef Haug und Teamchef Brawn jetzt zittern?" Und Lauda antwortet: "Ich werde sicher keine Kompromisse eingehen. Gemeinsam müssen wir schauen, dass der Mercedes für die nächste Saison konkurrenzfähig wird. Ich bin kein Ingenieur, deshalb verlange ich vom Team, dass die richtigen Leute an den richtigen Prioritäten arbeiten und herausfinden, warum das dieses Jahr nicht funktioniert hat. Red Bull hatte dieses Jahr das gleiche Problem."

Völlig falsch ist aber die Darstellung mancher Medien, wonach Lauda neuer mächtigster Mann bei Mercedes sei. Natürlich ist er als Vorsitzender des Aufsichtsrats rein formell gesehen "Staatsoberhaupt" des Formel-1-Teams, aber Lauda berichtet immer noch an die Daimler-Konzernspitze und wird operativ so gut wie keinen Einfluss auf das Tagesgeschäft haben - das obliegt weiterhin den beiden "Bundeskanzlern" Ross Brawn und Norbert Haug. Lediglich in strategischen Fragen wird er seinen Input von nun an einbringen.

Etwas anderes behauptet der 63-Jährige auch gar nicht: "Wichtigster Mann bleibt Ross Brawn als Teamchef. Er trägt weiterhin die Verantwortung für die Entwicklung des Autos und des Teams", stellt Lauda gegenüber der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' klar. "Ich bin so etwas wie die Verknüpfung zwischen der Zentrale des Rennstalls in England und dem Firmensitz in Deutschland." Aber dass Mercedes kein Veto gegen seine Tätigkeit bei 'RTL' eingelegt hat zeigt, wie wenig Lauda am Rennwochenende zu sagen haben wird...