• 07.12.2004 09:44

  • von Marco Helgert

Ecclestone: "Niederlage bedeutet nichts"

Bernie Ecclestone bleibt nach dem Richterspruch in London, wonach die an der 'SLEC' beteiligten Banken mehr Rechte bekommen, ruhig

(Motorsport-Total.com) - An und für sich wurde am Montag vor dem Obersten Gericht in London nur jenes Urteil gefällt, das für alle Beobachter bereits im Raum schwebte: Die drei an der Formel-1-Holding 'SLEC' beteiligten Banken ('Bayerische Landesbank', 'JP Morgan' und 'Lehman Brothers') forderten auch Sitze im Vorstand der 'FOH', die sie nun gerichtlich durchgesetzt haben. Von einer Entmachtung Bernie Ecclestone kann (noch) keine Rede sein, doch die Banken sind nun in der Lage, die Geschicke der 'SLEC', an der sie 75 Prozent halten, aktiv mitzubestimmen.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone scheint mit der Gerichtsentscheidung gut leben zu können

Die beteiligten Bankhäuser haben sich ihrerseits in der Holding 'Speed Investments' zusammengeschlossen und streben nun nach Mitspracherecht. "Die Entscheidung stellt einen weiteren Schritt zur Erhöhung der Einflussmöglichkeiten von 'Speed Investments' innerhalb der Formel-1-Gruppe dar, weil sie zur Folge hat, dass in der Formula One Holdings Ltd. die Board-Sitze nun entsprechend den Anteilen an der SLEC besetzt werden können", kommentierte die 'Bayerische Landesbank' die Entscheidung des Gerichts.#w1#

Einige Beobachter sehen das aktivere Engagement der Banken mit einem unguten Gefühl, denn das Leiten einer Motorsportserie ist nicht unmittelbar mit üblichen Bankgeschäften gleichzusetzen, doch die Banken wollen nicht eigene Ideen auf Gutdünken durchpressen. "Dazu gehört selbstverständlich auch eine möglichst konstruktive Zusammenarbeit mit den Gesellschaftern", zitiert 'vwd' das 'BayernLB'-Vorstandsmitglied Gerhard Gribkowsky.

Ecclestone gibt sich äußerst gelassen

Doch Ecclestone selbst gab sich schon vor dem ersten Gerichtstermin, der ohne Ergebnis beendet wurde, beruhigt. "Die Banken haben nichts, überhaupt keine Rechte", wurde der 74-Jährige von der britischen 'Financial Times' zitiert. "Die Banken sind Teilhaber der 'SLEC', und die 'SLEC' hat keine Rechte. Ich bin Geschäftsführer von 'Formula One Management' und 'Formula One Administration', und diese beiden Firmen bestimmen, was in der Formel 1 läuft. Wenn man es von diesem Standpunkt aus sieht, gehört mir die Formel 1."

Zu Sitzen im Vorstand der 'FOH' werden die Banken nun jedoch kommen. "Meine Einschätzung ist klar, die Forderungen von 'Speed Investments' sind korrekt", erklärte Richter Andrew Park. Bernie Ecclestone scheint die getroffene Entscheidung aber nicht zu beunruhigen, die Entscheidung bedeute "rein gar nichts", wie er gegenüber 'Reuters' erklärte.

Vielmehr, so Ecclestones Einschätzung, gehe es den Banken nicht um Mitspracherecht in der Formel 1, an der seien sie nicht direkt interessiert. "Sie wollen nur den Wert ihrer Anteile erhöhen", erklärte er. Mit den Banken selbst habe er jedoch keinerlei Probleme, die Formel-1-Anteile seien jedoch für sie nur eine Art Sicherheit. "Sie haben das Haus, aber sie wollen das Haus gar nicht."

In welchem Umfang die Banken nun in Belangen der Formel 1 ein Mitspracherecht haben, ist momentan schwer einzuschätzen, zumal die Entscheidung vom Montag nur der erste Schritt gewesen sein dürfte. Sollte die kommerzielle Struktur unterhalb der 'Formula One Holdings' so aussehen, wie Ecclestone sie beschreibt, so dürften die Banken nur weiter dem Treiben vom Ecclestone zusehen können - wenn auch von einem anderen Fenster aus. Macht bei Entscheidungen der 'Formula One Administration' ('FOA') oder der 'Formula One Management' ('FOM') üben sie dann nicht aus.