• 22.01.2009 12:00

  • von Sylt, Reid & Wittemeier

Ecclestone: FIA darf Regeln gar nicht ändern

Laut geltendem EU-Recht darf die FIA keine Entscheidungen über kommerzielle Apsekte der Formel 1 treffen: Neuestes Sparpaket eine Mogelpackung?

(Motorsport-Total.com) - Der FIA-Weltrat hat mit seinen Entscheidungen am 12. Dezember 2008 eine neue Richtung in der Formel 1 vorgegeben. Durch ein umfangreiches Sparpaket will man die Königsklasse wieder auf den Weg der wirtschaftlichen vertretbaren Tugenden zurückbringen und das Ende der Geldverschwendung einläuten. Doch nun taucht die Frage auf, ob die FIA überhaupt die Berechtigung hatte, solche Entscheidungen zu treffen.

Titel-Bild zur News: FIA Logo

Die FIA verleiht der Formel 1 den Status einer Weltmeisterschaft

Für Bernie Ecclestone ist die Angelegenheit klar. Aus Sicht des Briten sollte die FIA keinen Einfluss auf das Regelwerk der Formel 1 nehmen dürfen. "Das sportliche Regelwerk bildet die Grundlage für unsere Einkünfte und für die kommerzielle Seite sind wir zuständig", stellte Ecclestone klar. "Die FIA sollte sich ausschließlich um die Einhaltung der Regeln kümmern. Wir Vermarkter sollten gemeinsam mit den Teams die sportlichen und technischen Regeln aufstellen."#w1#

FIA soll nur Regelwächter sein

Wer meint, der Formel-1-Macher platziere wieder einmal drastische Forderungen aus dem Bauch heraus, um seine Einkünfte noch weiter zu erhöhen, liegt falsch. Ecclestones Sichtweise wird von geltendem EU-Recht gestützt. Die Europäische Kommission hatte schon 2001 festgelegt, dass die FIA "keinen Einfluss auf die kommerzielle Nutzung der Formel-1-Weltmeisterschaft" haben darf. Auch FIA-Boss Max Mosley hatte sich öffentlich zu diesem Grundsatz bekannt.

Im Rahmen der Verbannung der Tabakwerbung aus der Formel 1 befand sich Mosely phasenweise im Zweispalt der verschiedenen Interessen. Im Jahr 2000 gab er diesbezüglich zu Protokoll: "Ich kann den Teams in diesem Bereich nichts vorschreiben. Wir dürfen die Regeln bestimmen, wenn es zum Beispiel um die Sicherheit im Sport geht. Aber ich darf nichts tun, was sich auf die kommerzielle Seite auswirkt." Im Sparpaket beschränkte man neben Tests auch die Nutzung von Windkanälen und Supercomputern.

Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone möchte gern die Rennsieger mehr belohnen: Medaillen? Zoom

Die Frage bleibt also: Wie kann die FIA Vorschriften bezüglich der Kostensenkung machen? "Können sie gar nicht", steht für Ecclestone fest. "Die Teams lassen es aber zu." Aus Sicht des Formel-1-Vermarkters seien die Maßnahmen nur zustande gekommen, weil sich niemand aus den Reihen der Teams dagegen gewehrt habe. Kein Wunder: Immerhin hatten die Teams im Rahmen der FOTA die entsprechenden Schritte vorab besprochen. Eigentlich herrscht also Friede.

Ecclestone pfeift auf Fan-Meinung

Ecclestone hat jedoch einen bestimmten Grund, mit lauten Aussagen die Stille und Harmonie zu stören. Die von ihm vorgebrachte Medaillen-Idee wurde von FIA und FOTA in der Prioritätenliste nach hinten geschoben. Man einigte sich darauf, bezüglich des Themas zunächst Marktforschung zu betreiben. Das passt dem Formel-1-Macher gar nicht in den Kram. "Wir sollten die Öffentlichkeit nicht nach ihrer Meinung fragen. Wenn wir damit anfangen, dann müssten wir sie bei jeder kleinen Entscheidung fragen", polterte Ecclestone.

Der Brite ging einen Schritt weiter. Die Zusammenarbeit mit den Bürokraten in der Behörde FIA sei "nicht einfach". Ecclestone sieht den Motorsport-Weltverband als Hemmschuh bei der Umsetzung seiner Ideen. Außerdem hat die zurückliegende Sexaffäre des FIA-Präsidenten das Verhältnis zwischen den beiden führenden Figuren nachhaltig belastet. "Die Teamchefs haben mich damals arg unter Durck gesetzt. Sie wollten, dass ich ihn zum Rücktritt dränge", sagte Ecclestone.

"Wir sollten die Öffentlichkeit nicht nach ihrer Meinung fragen." Bernie Ecclestone

Der Machtkampf der beiden Streihähne kam in weiteren Worten des 78-Jährigen zum Ausdruck: "Ohne uns gäbe es die FIA gar nicht", ätzte Ecclestone, der sie Ansicht vertritt, dass die Formel 1 als Daseinsberechtigung der FIA gilt. Mit seiner Firma "Formula One Administration" sicherte er sich 2001 für umgerechnet rund 300 Millionen Euro die Rechte an der Formel 1 für 100 Jahre. Die Einnahmen flossen bei der FIA in ein Programm für mehr Sicherheit im Straßenverkehr.

Fahrzeugcheck vor den Rennen?

Die motorsportliche Königsklasse hat sich nicht nur zur lukrativsten Einnahmequelle der FIA gemausert, sondern ist auch mit rund 600 Millionen Zuschauern jährlich im weltweiten Fokus der Öffentlichkeit. Dennoch gäbe es nach wie vor Raum für Verbesserungen der Show. Ecclestone sind unter anderem die Entscheidungen der Rennkommissare ein Dorn im Auge. Untersuchungen nach Rennen und häufig zunächst vorläufige Rennergebnisse sind dem Briten zuwider.

"Wenn man es vernünftig machen will, dann sollte man die Autos vor dem Rennen checken. Damit könnte man sicherstellen, dass alle Fahrzeuge beim Start legal sind. So ein Auto wird ja nicht während eines Grand Prix plötzlich illegal", beschrieb der "Dagobert Duck der Formel 1". Auch Abläufe bei Siegerehrungen könnten verbessert werden. Beispiel: Als Lewis Hamilton 2008 den Titel in Interlagos holte, war er nirgends zu sehen. Denn der McLaren-Mercedes-Star hatte das Rennen als Fünfter beendet und somit keinen Zutritt zur offiziellen Zeremonie.

Max Mosley

Die Amtszeit des FIA-Präsidenten endet in diesem Jahr: Was macht Max Mosley ? Zoom

"Wenn wir ihn aufs Podest gebeten hätten, dann wären möglicherweise gleichzeitig einige Teams mit Protesten zur Rennleitung gelaufen. Dann hätten wir vielleicht gerade in aller Öffentlichkeit einen Weltmeister gefeiert, der später vielleicht disqualifiziert worden wäre", legte Ecclestone seine Sicht der Singe dar. "In solch einem Fall hätte die FIA noch dümmer dagestanden."