• 17.05.2016 08:14

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Ecclestone-Ablöse: Knappe Antworten auf ernsthafte Fragen

Am Stuhl von Bernie Ecclestone wird gesägt, aber keiner will darüber reden - Ecclestone selbst sagt ironisch: "Eher werden sie vom Blitz getroffen!"

(Motorsport-Total.com) - Ob Toto Wolff, ob Helmut Marko, ob von den kleineren Teams: Der Druck auf Formel-1-Boss Bernie Ecclestone nimmt in diesem Jahr deutlich zu. Viele einflussreiche Player sind nicht mehr zufrieden damit, wie der Grand-Prix-Sport geführt wird, und auf Seiten von Formel-1-Kontrolleigentümer CVC Capital Partners scheint keine (zumindest nach außen bekannte) Nachfolgeregelung vorhanden zu sein.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone und Donald Mackenzie

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und sein Chef, Donald Mackenzie von CVC Zoom

Als sich am Sonntagmorgen in Barcelona einige hochrangige Konzernchefs zum Meeting trafen, unter anderem Dieter Zetsche (Daimler/Mercedes) und Sergio Marchionne (FIAT/Ferrari), gab es darüber im Paddock zahlreiche Spekulationen. "Wahrscheinlich arbeiten sie an einer Verschwörung. Aber sie wissen selbst nicht an welcher", vermutet Ecclestone selbst, in seiner typisch ironischen Art und Weise.

Auf die Nachfrage von TV-Experte Martin Brundle bei 'Sky Sports F1', ob sie ihn möglicherweise loswerden wollen, entgegnet der 85-jährige Formel-1-Boss: "Eher werden sie vom Blitz getroffen! Sie sollten besser anfangen, Lotto zu spielen." Aber Mercedes-Sportchef Toto Wolff relativiert: "Es war nur ein weiteres Meeting, in dem es um das normale Business der Formel 1 ging." Und Marchionne winkt ab: "Dieter und ich sind nur gute Freunde."

Lauda: Kein Interesse an Ecclestones Job

Der Ferrari-Vorstandsvorsitzende geht sogar einen Schritt weiter, wenn er sagt: "Ich glaube, Bernie wird für immer bleiben." Doch fundierte und ernstzunehmende Antworten, wie das Thema Ecclestone von den Herstellern und Teams der Formel 1 gesehen wird (und ob das beim Meeting am Sonntagmorgen ein Thema war), gibt es nicht.

Indes bezeichnet Niki Lauda, Vorsitzender des Aufsichtsrats des Mercedes-Teams, es als "Schwachsinn", dass er Lust haben könnte, Ecclestones Position einzunehmen: "Toto und ich haben hier bei Mercedes eine große Aufgabe. Uns gehören doch sogar Teile des Teams. Wir haben Erfolg und alles funktioniert bestens. Welcher klar denkende Mensch käme auf die Idee zu sagen, das interessiert mich plötzlich nicht mehr?", sagt er in der 'Bild am Sonntag'.

Auch David Coulthard hat gegenüber 'Motorsport-Total.com' verneint, Interesse an einer solchen Rolle zu haben - er sei als TV-Experte mehr als glücklich. Aber dass in Barcelona neben den Mächtigen der Hersteller und Teams auch CVC-Manager Donald Mackenzie anwesend war, Seite an Seite mit Ecclestone durch die Boxengasse schlenderte, trägt nichts dazu bei, den Eindruck zu vermindern: Es ist etwas im Busch.

Irvine: Ecclestone hat das ganze Geld rausgezogen

Ecclestone war übrigens auch in unserer aktuellen Folge von "Ein Drink mit Eddie Irvine" Thema. "Man muss Bernie für das bewundern, was er geleistet hat", sagt der Beinahe-Weltmeister von 1999 in dem Video-Interview. "Nicht für das, was die Formel 1 heute ist, denn ich glaube, die Formel 1 wäre vielleicht auch ohne ihn so weit gekommen - genau wie jeder andere Nummer-1-Sport, etwa Fußball, Tennis oder Golf. Die sind alle riesig, weil die Welt ein Bedürfnis nach Sport hat."

Irvine vertritt den Standpunkt, dass Ecclestones oftmals gelobte historische Leistung, die Formel 1 zu dem Millardenbusiness aufzubauen, das sie heute ist, übertrieben dargestellt wird. Seine wahre Leistung sei etwas ganz anderes: "Dass er es geschafft hat, das ganze Geld für sich herauszuziehen, ist unglaublich. Dafür muss man ihm zehn von zehn Punkten geben. Einfach genial!"