• 16.05.2016 22:28

  • von Benjamin Horbelt

Coulthard zum Mercedes-Crash: "Nico ist nicht schuldlos"

Im Gegensatz zu Niki Lauda sieht Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard die Mercedes-Schuldfrage bei beiden Fahrern gemeinsam: "Nico ist nicht schuldlos"

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Crash der beiden Mercedes-Fahrer beim Grand Prix von Spanien machte Niki Lauda die Schuld schnell bei Lewis Hamilton fest und schimpfte über "inakzeptables" Verhalten. Als Führender habe Rosberg schlicht seine Position verteidigen wollen.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg, Lewis Hamilton

Mercedes-Schuldfrage: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein? Zoom

"Nico ist nicht schuldlos", urteilt jetzt der Ex-Formel-1-Fahrer David Coulthard im 'Telegraph' und stärkt seinem Landsmann Hamilton damit den Rücken. Zwar respektiere der Experte die Meinung von Niki Lauda, zustimmen müsse er deswegen aber nicht. Vielmehr sei die Schuldfrage bei beiden Mercedes-Piloten zu finden.

Getreu dem Motto "Wer auffährt, hat Schuld" sei Hamilton schnell der schwarze Bube zugeschoben worden. "Beim Start war alles sehr sportlich und fair," analysiert Coulthard. Auslöser des Rennunfalls sei vielmehr das falsche Setup, das Rosberg über sein Lenkrad angewählt hatte. Als das rote Licht am Heck des Mercedes zu blinken begann, weil die Geschwindigkeit gedrosselt war, fuhr Hamilton instinktiv in die Lücke, die Rosberg aber schloss. "Es ist ein bisschen so, als öffnet man eine Tür und in dem Moment, wo jemand eintritt, schlägt man sie vor der Nase zu", vergleicht Coulthard die Situation, der das Urteil der Stewards als falsch einordnet.

Auch den Vorwurf, Hamilton fahre zu aggressiv, lässt der Ex-Formel-1-Pilot nicht durchgehen: "Er hat drei Weltmeisterschaftstitel und ist nicht dafür bekannt, dass er Anderen reinfährt oder sie von der Strecke drängt." Die Formel 1 sei der größte Gewinner solcher Rennunfälle. Der Sport lebe von "Gladiatorenkämpfen" wie schon bei Senna gegen Prost oder Piquet gegen Mansell.

"Es ist ein bisschen so, als öffnet man eine Tür und in dem Moment, wo jemand eintritt, schlägt man sie vor der Nase zu." David Coulthard

Der Vizeweltmeister von 2001 glaubt, dass Mercedes aus dem Spa-Crash vor über zwei Jahren nichts gelernt habe. Nico Rosberg ließ in Spanien zwar keinen Vergleich zum damaligen Vorfall in Belgien zu, für Coulthard sei die Sache aber eindeutig: "Sie scheinen nicht in der Lage, jemandem die Schuld zu geben oder eine Art Strafe zu verhängen."

Der Experte träumt von einem Herzschlagfinale am Ende der Saison und glaubt, dass sogar Mercedes ein Interesse daran haben könnte, die Weltmeisterschaft wie im Bilderbuch mit einem Punkt Vorsprung im finalen Rennen zu gewinnen: "Ein packender Wettbewerb, in dem Mercedes knapp am Ende gewinnt, lässt sich viel besser verkaufen."