• 19.06.2002 12:14

  • von Reinhart Linke

Dupasquier: "Müssen am Nürburgring viel lernen"

Im Gespräch mit dem Michelin-Motorsportdirektor über den Nürburgring, die veränderte Streckenführung und den Kanada-GP

(Motorsport-Total.com) - Reifenhersteller Michelin reist mit zwei extra für den Nürburgring hergestellten Reifentypen zum Grand Prix von Europa in die Eifel. Da die Strecke nach der Start- und Zielgeraden nun in die Mercedes-Arena und nicht mehr in das Castrol S führt, ist der nun 5,144 Kilometer lange Nürburgring für alle Beteiligten in diesem Jahr zum Teil "Neuland", was auch auf die Reifen zutrifft. Sie müssen auf dem neuen Asphalt, der noch weniger Grip als der alte Kurs bietet, genauso gut haften wie auf dem übrigen Teil der Strecke.

Titel-Bild zur News: Pierre Dupasquier

Dupasquier wird am Nürburgring mit einem Auge immer aufs Wetter schauen

"Wir müssen bedenken, dass die Strecke verändert wurde und 583 Meter länger als vorher ist", so Michelin-Motorsportdirektor Pierre Dupasquier. "Wir müssen viel über den neuen Streckenabschnitt lernen." Um für den Nürburgring einen konkurrenzfähigen Reifen produzieren zu können, muss man aber noch eine Reihe weiterer Faktoren beachten. "Es gibt eine Anzahl an schnellen Kurven, aber anders als in Montreal gibt es keine Hochgeschwindigkeitsgeraden", weiß der Michelin-Motorsportdirektor.

Darüber hinaus gilt dem Wetter in der Eifel eine besondere Beachtung. "Die Wetterbedingungen sind ähnlich wie in Spa-Francorchamps, Belgien ? etwa 100 Kilometer Luftlinie entfernt. Es gibt immer ein großes Regenrisiko", so der Franzose weiter. "Die zwei Reifenmischungen, die wir in Deutschland verwenden, sind beide speziell für diese Strecke entwickelt worden."

Nachdem Michelin offenbar in Monaco im Qualifikationstraining und auch in Kanada einen etwas besseren Reifen als Bridgestone hatte, werden die Franzosen auch auf dem Nürburgring einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz haben? "In dieser Saison haben viele Beobachter geschrieben, dass der Reifen den großen Unterschied ausmacht", so Pierre Dupasquier. "Dies ist ein wenig irreführend, weil Reifen nur ein Element in einer komplizierten Gleichung sind: Um Erfolg haben zu können, brauchst du einen guten Motor und ein gutes Chassis, die gut zusammenarbeiten und eine gute aerodynamische Balance."

Trotzdem räumt der Franzose ein: "Dies gesagt ist es wahr, dass du die Leistung eines Autos verschlechtern kannst, wenn du keinen starken Reifen hinbekommst. Die Rennen in Monte Carlo und Montreal bewiesen es ebenso, weil einige Michelin-Teams die sonst dominierende Kombination aus Michael Schumacher und Ferrari schlugen. Wir schafften es nicht auf die oberste Stufe des Podiums, aber das lag daran, weil einige Vorfälle im Rennen, auf die wir keinen Einfluss nehmen können, einige Fahrer vorne zurückwarfen."

Dennoch konnte McLaren-Mercedes-Fahrer David Coulthard den Kanada-Grand-Prix auf Platz zwei beenden. "David Coulthard konnte sich nur in der vierten Reihe qualifizieren, aber er fuhr bis zum Schluss ein starkes Rennen", lobt der Michelin-Mann. "Was Juan-Pablo Montoya betrifft, fuhr er die schnellste Runde und verkleinerte den Vorsprung von Michael ungefähr um eine Sekunde pro Runde, bis ihn ein technisches Problem dazu zwang, das Rennen zu beenden."