• 15.09.2001 10:08

  • von Marcus Kollmann

Dupasquier: "Kalte Temperaturen sind kein Problem"

Der Franzose über die Erkenntnisse nach dem Freien Training, die Reifen und Strategie für Monza

(Motorsport-Total.com) - Pierre Dupasquier ist nicht nur Michelins Motorsportdirektor, sondern in der Formel 1 direkt auch an jedem Rennwochenende in der Garage des BMW-Williams-Teams zu sehen, mit dessen Verantwortlichen er sich über die Performance der angelieferten Reifenmischungen austauscht. Nach dem Freien Training sprach der Franzose über die kalten Temperaturen in Monza, welche Auswirkungen diese auf die Performance des schwarzen Goldes haben, sowie über andere interessante aber auch aktuelle Aspekte.

Titel-Bild zur News: Pierre Dupasquier und Juan-Pablo Montoya

Dupasquier betreut das BMW-Williams-Team und scherzt mit Montoya

Frage: "In Monza und Hockenheim fährt man mit einem ähnlichen Setup. Weisen die beiden Strecken deshalb in Bezug auf die Reifen Ähnlichkeiten auf?"
Pierre Dupasquier: "Man kann zwischen den beiden Strecken insofern Vergleiche anstellen, da die auf die Reifenmischung wirkenden Kräfte relativ gering sind, wenngleich die Konstruktion durch die hohen Geschwindigkeiten schon belastet wird. Vor allem die Curva Grande und die Parabolica sind aus Reifensicht in Monza sehr schwierig."

Frage: "Welche Unterschiede gibt es zwischen den beiden Reifenmischungen?"
Dupasquier: "Die auf dieser Strecke vor einigen Wochen durchgeführten Tests waren sehr nützlich. Die beiden Reifenmischungen unterscheiden sich in Bezug auf ihren Abnutzungsfaktor. Wir müssen die Daten aber noch ein wenig genauer analysieren, haben aber schon eine Idee welchen Weg wir gehen sollten. Aus technischer Sicht sind beide Reifen fast identisch. Wie gesagt, die Haltbarkeit ist der größte Unterschied."

Frage: "Hier ist es ja nun sehr kalt, kälter als viele es erwartet hatten. Könnte das grundsätzlich Probleme aufwerfen?"
Dupasquier: "Nein. Die Temperatur ist für uns nur von geringerer Bedeutung. Wir haben ja schon in Spa bewiesen, dass wir konkurrenzfähig sind egal welche Bedingungen nun herrschen. Als es kühl und selbst als es nass war, sind wir schnell gewesen."

Frage: "Normalerweise ist Monza ja ein Ein-Stopp-Rennen, wobei traditionell zur Rennhälfte gestoppt wird. Bedeutet dies, dass Sie ihre sonst üblichen Testprogramme für das Freie Training ändern mussten?"
Dupasquier: "Ja, so ist es. Wenn man plant, einen Stopp zur Mitte des Rennens zu machen, so wird man ganz klar mit einem sehr schweren Auto losfahren. Wenn man dann keine Informationen hat wie die Reifen in solch einer Situation reagieren, dann könnte es ein paar unliebsame Überraschungen geben. Wir sind mit diesem Wissen im Hinterkopf heute Morgen mit viel Benzin auf die Strecke gegangen."

Frage: "Nach den Terror-Anschlägen in Amerika, wie fühlen Sie sich da an diesem Wochenende?"
Dupasquier: "Nach dem was passiert ist, gibt es keinen Grund, um an diesem Wochenende in Jubel auszubrechen, egal wie das Rennen ausgeht. Edouard Michelin hat einen Fonds ins Leben gerufen, mit dessen Geld er den Betroffenen in den Vereinigten Staaten, einem Land wo Michelin durch seine über 25.000 Angestellten auch betroffen ist, helfen will. Vielleicht ist es aber richtig, dass wir trotz der tragischen Ereignisse mit den wichtigen menschlichen, technischen und sportlichen Aktivitäten unseres Jobs fortfahren, um so unsere Vorstellung einer freien, demokratischen Welt zu unterstreichen."