• 14.09.2001 19:44

  • von Fabian Hust

Freitagspressekonferenz

Enge, Trulli, Fisichella, Todt, Brawn und Martinelli am Freitag auf der Pressekonferenz in Monza

(Motorsport-Total.com) - Tomas Enge (Prost-Acer), Jarno Trulli (Jordan-Honda), Giancarlo Fisichella (Benetton-Renault), Jean Todt (Ferrari-Rennleiter), Ross Brawn (Technischer Direktor Ferrari) und Paolo Martinelli (Ferrari-Motorenchef) am Freitag auf der Pressekonferenz in Monza.

Titel-Bild zur News: Tomas Enge

Tomas Enge fühlt sich nicht allzu sehr unter Druck

Frage: "Giancarlo, hast du das Gefühl, dass sich das Team noch verbessern kann, trotz der Verbesserung, die man schon in Spa machte?"
Fisichella: "Hoffentlich ja. Wir haben schon hier einen neuen Frontflügel dabei und morgen wird es einen neuen Qualifikationsmotor geben - er ist nicht neu aber ein weiterer Powerschub. Aus diesem Grund bin ich ein wenig optimistischer als heute. Heute lief es auch schon ganz gut. Wir haben für das Rennen gearbeitet und waren mit einer Menge Sprit an Bord unterwegs. Ich bin Elfter und unser Ziel ist es, morgen in der Top 10 zu sein."

Frage: "Ist es nicht ein wenig frustrierend, dass ihr erst jetzt so spät in Schwung kommt?"
Fisichella: "Das war es, aber jetzt ist es besser. Besonders nach dem letzten Rennen bin ich viel zuversichtlicher, entspannter, besonders für die nächsten drei Rennen. Ich hoffe, dass ich am Ende des Jahres mit Benetton meine besten Ergebnisse erzielen werde und im nächsten Jahr mit Jordan Grand Prix konkurrenzfähig sein werde."

Frage: "Tomas, wie war dein erster Tag als Grand-Prix-Fahrer?"
Enge: "Nun, die Gefühle sind ein wenig gemischt, da ich wegen Lucianos Unfall in Spa hier bin, aus diesem Grund wünsche ich ihm alles Gute und eine schnelle Genesung. Bisher habe ich nur ein paar Runden gefahren. Ich möchte mich mehr auf meine als auf die Fortschritte des Autos konzentrieren. Dennoch haben wir auch ein paar verschiedene Setups ausprobiert, weshalb ich zufrieden bin, da ich keine großen Fehler machte und alles für mich gut verlief. Ich freue mich jetzt auf morgen und möchte nicht nur meine Zeit, sondern auch meine Position verbessern."

Frage: "Du bist der erste Fahrer aus der tschechischen Republik. Was bedeutet das bei dir zu Hause?"
Enge: "Natürlich löste es einen großen Boom aus und jeder wünschte mir viel Glück, als wir zu den tschechischen Leuten und zur Presse sagten, dass ich hier in Monza fahren würde."

Frage: "Bedeutet das eine Menge Druck?"
Enge: "Ich fühle nicht zu viel Druck. Für mich ist es ein wenig anders. Wenn ich um Positionen fahren würde, so wäre der Druck natürlich da. Wenn ich nicht um die erste Position oder die Spitze oder um gute Rundenzeiten kämpfe, dann ist der Druck nicht zu groß. Ich konzentriere mich nur auf das Fahren als zu schauen, was die anderen Leute über mich denken. Aber das Schönste ist die Tatsache, dass jeder in meinem Land hinter mir steht und ich bin stolz, Tscheche zu sein."

Frage: "Jarno, bei dir ging es bei den Grand Prixs immer auf und ab. Was denkst du über diesen hier?"
Trulli: "Ich hoffe, dass es besser als beim letzten Rennen laufen wird. Natürlich gebe ich alles, denn ich möchte mit Jordan weit vorne ins Ziel kommen. Es ist eine sehr gute Stimmung im Team und irgendwo bin ich traurig, dass ich gehen werde, aber ich möchte dem Team sowieso das bestmögliche Ergebnis holen. Wie immer habe ich eine gute Beziehung zu Eddie und zu jedem im Team. Wir machen immer noch sehr viel Druck. Wir wissen, dass wir ein konkurrenzfähiges Auto haben, das leider nicht sehr zuverlässig ist, besonders im Rennen."

Frage: "Du musst wohl auf die Fortschritte des blauen Teams ein Auge werfen?"
Trulli: "Vielleicht konnten es die Leute zunächst nicht fassen, dass ich bei Renault unterschreibe, weil das Team nicht wirklich gut war, nach dem ich unterschrieb. Sie haben bewiesen, dass es voran geht, sie das Auto verbessert haben und besser und besser werden und das stimmt mich sehr glücklich, nicht nur, weil ich für sie fahren werde, aber es bedeutet auch, dass ich mir sehr genau anschaue, was sie tun und ich vertraue ihnen. Am Ende wird hoffentlich alles gut laufen. Ich bin über meine Entscheidung für nächstes Jahr sehr glücklich."

Frage: "Ross, wir haben eine Menge über ein neues Kraftübertragungssystem von Ferrari gehört. Können sie uns darüber etwas sagen?"
Brawn: "Vielleicht können sie mir darüber etwas sagen, denn ich weiß nichts davon. Ich bin mir nicht sicher, woher das kommt. Wir schauen nach Verbesserungen auf dem Bereich der Kraftübertragung, wie das alle Teams tun: Wir schauen zum Beispiel nach der Kupplung und versuchen, die Kraftübertragung effizienter zu gestalten, aber etwas Radikales wird es nicht geben. Ich denke, dass vielleicht jemand etwas von der Arbeit mitbekommen hat, die wir machen und hat dann aus zwei und zwei fünf gemacht. Nein, leider gibt es da nichts radikales und das ist schon ein wenig mysteriös."

Frage: "Was ist mit den Michelin-Reifen? Sind sie über ihre heutige Leistung besorgt?"
Brawn: "Ich denke, dass die Leistung eher von Williams als von Michelin kommt. Ich denke, dass Bridgestone für hier einen sehr guten Reifen mitgebracht hat, was wir bisher beim Testen sehen konnten und er schien heute sehr gut zu arbeiten. Es ist ein anderer Reifen im Vergleich zum letzten Test, eine Weiterentwicklung. Ich denke, dass die anderen Michelin-Teams weiter vorne vielleicht mit etwas weniger Sprit fuhren, das verzerrt alles ein wenig. Aber mit Sicherheit ist der Speed der beiden Williams beeindruckend."

Frage: "Jean, zunächst einmal hast du in Belgien deinen 40. Sieg mit Ferrari in Belgien gefeiert. Was hat das dir bedeutet?"
Todt: "Um präziser zu sein hat Ferrari 40 weitere Siege geholt, die insgesamt 143 ergeben. Definitiv bin ich sehr stolz darauf, die Scuderia Ferrari leiten zu können und ich habe um mich herum fantastische Leute und es ist eine tolle Leistung. Jedoch sind wir in einem Business, in dem sich alles sehr schnell ändern kann, deshalb müssen wir uns auf die Zukunft konzentrieren. Aber es war gut."

Frage: "Wie kam die Entscheidung, ohne Lackierung zu fahren, zustande?"
Todt: "Wir fühlen wirklich, dass wir nicht einfach ignorieren können, was diese Woche in den Vereinigten Staaten vorgefallen ist. Wir können wenig tun, wir fühlen uns alle sehr besorgt, sind für sie sehr traurig. Das ganze wirft sehr viele Fragen auf, aber das Leben geht weiter. Wir sind alle sehr auf unser Business fixiert, aber es ist ein anderes Wochenende und es wurde entschieden, dass wir ein ganz rotes Auto mit einer schwarzen Nase haben sollten. Es ist unser kleiner Beitrag zu zeigen, dass Ferrari und seine Partner von der Tragödie betroffen sind."

Frage: "Paolo, können sie uns etwas über die diesjährige Motorenentwicklung sagen?"
Martinelli: "Der Motor war komplett neu, wir konzentrierten uns während den ersten paar Rennen auf die Zuverlässigkeit und dann machten wir während der Saison ein paar Schritte nach vorne. Unsere Herangehensweise war ein wenig anders im Vergleich zur Vergangenheit, wir machten eine ständige Entwicklung mit mehr Entwicklungsschritten und jetzt wollen wir bis zum Saisonende weitere Schritte nach vorne machen."

Frage: "Was ist mit dem nächsten Jahr, wird es einen total neuen Motor geben?"
Martinelli: "Wir arbeiten am Projekt 051 und wir werden ein bisschen mehr bei der Präsentation im Januar sagen können. Wir sind noch in der Designphase, er steht noch nicht auf dem Prüfstand, ich kann noch nicht sehr viel sagen, aber es wird eine Weiterentwicklung des diesjährigen Motors sein."

Frage: "Ross, es ist das erste Mal, dass sie in Monza schon als Weltmeister fest stehen - wie hat das das Team beeinflusst und welche Vorteile wird das für die Zukunft mit sich bringen?"
Brawn: "Es gab seit langer Zeit bei Ferrari hohe Erwartungen - bei Ferrari gibt es immer große Erwartungen. Es wurde besonders hart, als wir während drei Jahren immer im letzten Rennen scheiterten und wir fragten uns, wann das endlich einmal nicht so sein würde. Den Titel im letzten Jahr zu gewinnen war außergewöhnlich, eine sehr spezielle Erfahrung, und es war interessant zu sehen, wie das Team in diesem Jahr darauf reagieren würde, weil es viel Aufwand und Widmung verlangt, um dieses Ergebnis zu erzielen. Was so toll ist, ist die Tatsache, dass das Team meiner Meinung nach in diesem Jahr noch besser ist. Der Druck ist ein wenig gewichen, das Team ist immer noch extrem konkurrenzfähig und möchte jedes Rennen gewinnen und die Tatsache, dass wir die WM vier Rennen vor Schluss gewonnen haben ist ein noch besseres Ergebnis als letztes Jahr und jeder ist ein wenig entspannter. Es ist ein konkurrenzfähiger Sinn mit dem Glauben daran, dass wir die WM gewinnen können und aus diesem Grund sind wir noch stärker."

Frage: "Jean, hatte Ferrari zu einem Zeitpunkt einen Vertrag mit Kimi Räikkönen?"
Todt: "Wir hatten nie Vertragspläne mit Fahrern unserer Partner. Wir liefern seit ein paar Jahren gegen einen finanziellen Ausgleich Motoren an Peter Sauber und seit dem Beginn dieses Jahres an das Prost-Team und in diesem Fall gab es ein direktes Abkommen mit Peter Sauber und dem zukünftigen Team von Räikkönen. Vielleicht hätten wir kämpfen können, wenn wir gewollt hätten, aber wir hätten einen finanziellen Ausgleich oder unsere Motoren kostenlos abgeben müssen, was wir nicht können - das war es dann."

Frage: "Jarno, wie fühlt man sich, wenn man hier Sport betreibt nachdem man gesehen hat, was in den USA vorgefallen ist?"
Trulli: "Es ist mit Sicherheit ein schwieriges Wochenende, weil wir alle sehen können, was in den USA passiert ist. Aber es ist nicht nur eine US-Tragödie, sondern ich denke, dass es eine Tragödie ist, die die ganze Welt betrifft. Wir müssen schauen, was passieren wird und die Stimmung im Fahrerlager ist nicht die beste: niemand ist glücklich. Normalerweise dreht es sich in der Formel 1 um Partys, aber es gibt nichts zu feiern hier, wenn wir sehen, was in der Welt vor sich geht. Es gibt Stress, jeder ist besorgt, und das erste, was man am Morgen tut, wenn man aufsteht, man macht den Fernseher an um zu sehen, ob es Neuigkeiten gibt und man hofft nur, dass es gut geht. Wir müssen allen zeigen, dass wir den USA zur Seite stehen, dass wir alle in der ganzen Welt zusammenhalten. Formel 1 ist ein Sport und jeder Sport ist in gewisser Weise ein Weg zu zeigen, dass die Welt nicht stillsteht. Wir müssen weitermachen, wir müssen uns um das Geschehene kümmern, aber wir können nicht aufhören, ansonsten hätten die Leute, die die USA angegriffen haben, gewonnen und das dürfen wir nicht geschehen lassen. Wir müssen zeigen, dass wir stark genug sind und wir müssen nach vorne schauen."