• 17.10.2005 10:26

  • von Fabian Hust

Dupasquier: Der "Indianer" verabschiedet sich

Nach 28 Jahren als Michelin-Motorsportdirektor verabschiedete sich Pierre Dupasquier nach dem Shanghai-Rennen in den Ruhestand

(Motorsport-Total.com) - Jahrelang kämpfte Michelin nach dem Comeback in die Formel 1 vergeblich gegen Bridgestone an, doch pünktlich zu Pierre Dupasquiers letztem Berufsjahr konnten sich die Franzosen zusammen mit Renault sowohl den Fahrer- als auch den Konstrukteurstitel sichern. Nach 28 Jahren als Michelins Motorsportdirektor verabschiedete sich der 68-Jährige nach dem Shanghai-Rennen in den wohl verdienten Ruhestand.

Titel-Bild zur News: Pierre Dupasquier

Pierre Dupasquier: Der "Indianer" begibt sich in den wohl verdienten Ruhestand...

Dupasquier, der wegen seiner tief durchfurchten Haut den Spitznamen "Indianer" trug, war bekannt für seinen harten Führungsstil, aber auch für sein schelmisches Grinsen und einen guten Sinn für Humor. Die Formel 1 wird diesen Charakterkopf vermissen, der sich wohlwollend von den anderen ernsten Gestalten im Fahrerlager unterschied und der auch im hohen Alter die Strecken noch ganz modern auf Inline-Skates erkundete.#w1#

In diesem Jahr konnte sich der Franzose nicht nur über die Titel in der Formel 1 freuen, sondern auch in der MotoGP, der Rallye-Weltmeisterschaft, bei den 24 Stunden von Le Mans und der Rallye Dakar. Dupasquier war es, der 1973 die Idee einer eigenen Motorsportabteilung bei Michelin ausbrütete. Schon im ersten Jahr holte man Titel in der Rallye- und zweirädrigen Szene.

Pierre Dupasquier

Pierre Dupasquier galt als ehrgeizig, guter Motivator und als Top-Manager Zoom

Während seiner 28 Jahre als Michelin-Motorsportdirektor hat der ehemalige Kampfpilot der Französischen Luftwaffe 180 WM-Titel eingefahren, davon fast 30 im Rallye-Sport, sieben in der Formel 1, 55 im MotoGP-Geschäft, elf bei den Superbikes und 19 im Cross Country Rally World Cup.

1977 wagte man sich nach ersten Erfolgen im Motorsport in die Formel 1, doch das Unterfangen war kein leichtes, schließlich war die Formel 1 völliges Neuland für den Konzern und es war auch die "Königsklasse des Motorsports", in der man schnell sein Gesicht verlieren kann. Doch Michelin hatte das richtige Rezept für den Erfolg: Den Radialreifen.

Michelin-Sportdirektor Pierre Dupasquier

Pierre Dupasquier war immer zu einem lustigen Spruch aufgelegt Zoom

Nur sechs Monate brauchte man, dann sackte Michelin am 29. Januar 1978 mit Carlos Reutemann auf Ferrari beim Brasilen-Grand-Prix den ersten Sieg ein. 1979 - also nur eine Saison später - durfte sich das Unternehmen aus Clermont-Ferrand erstmals die WM-Krone aufsetzen, zusammen mit Jody Scheckter und Ferrari gewann man den Fahrer- und Konstrukteurstitel.

Nach Aussage des bekennenden Motorradfans ist das Erfolgsgeheimnis von Michelin darin zu suchen, dass man "seinen Partnern zuhört und sich an jede Situation anpasst". 1.300 Siege und 180 WM-Titel bedeuten wohl, dass der quirlige Franzose ein sehr gutes Ohr haben muss... Die Formel 1 wird den kleinen Mann vermissen, der in seinem Job ein ganz Großer war.

Pierre Dupasquier

Dupasquier war auch im hohen Alter noch sportlich unterwegs... Zoom